Epilog

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Lucius stand allein im Apollotempel, um ihn herum ein Stimmgewirre. Die Götter waren versammelt, sie standen in der Cella* zusammen. Sie hatten Platz gelassen, sodass die „Braut" ungehindert vom Eingang bis zum Bräutigam gelangen konnte.

Soweit Lucius wusste, hatten sich die Götter um die Priester im Tempel gekümmert. Was genau das hieß, wusste er nicht, und vielleicht wollte er es auch gar nicht wissen.

Es waren viele von ihnen zu Gast und auch wenn er sie nicht persönlich kannte, konnte Lucius einige von ihnen wieder erkennen. Er hatte Venus entdeckt, Mars, Merkur, Bacchus, Amor, Ceres. Auf Ceres Arm hatte ihm Oleaura aufmerksam entgegen geschaut und auch sonst fand sie alles wohl höchst interessant. Einige der Frauen sahen so aus, als könnten sie zu den Musen gehören. Ein Stückchen hinter Lucius war außerdem Hymen, der schon das Band für die Zeremonie bereit hielt.

Überraschender Weise hatte Lucius seine Töchter wieder gesehen. Seine Zwillinge. Sie hatten ihm schon, in Kurzform, erzählt, wie sie auf ihrer Reise ziemlich leicht herausgefunden hatten, dass ihre Begleiterin Diana war, und wie sie sich ihr angeschlossen hatten. Auch jetzt waren sie mit ihr gekommen.

Latona hatte er mit etwas Vorsicht begrüßt, denn er hatte keine Ahnung, wie sie so war. Apollo hatte nicht wirklich viel von ihr erzählt und Lucius hatte einiges an Respekt vor ihr. Es stellte sich aber heraus, dass sie eine sehr freundliche, selbstbewusste, unglaublich gütige Frau war. Lucius hatte sich kurz mit ihr unterhalten und sie hatte ihm gut zugesprochen. Er glaubte, dass er schon einen ganz guten Eindruck gemacht hatte.

Lucius atmete tief durch, doch diesmal tat es leider nicht ganz seine Wirkung. Er war immer noch genau so nervös, wie vorher.

Als Apollo den Tempel betrat, hatte er für einen Moment vergessen, wie man atmete. Sein Gesicht wurde zwar von dem Schleier erfolgreich verdeckt, aber das machte nichts. Überhaupt nichts.

Seine ganze Art wirkte weicher. Wo er sonst immer Kanten gehabt hatte, einen kriegerisch gestählten Körper, umspielte leichter Stoff seine Figur. Er war definitiv keine Frau, wie es Lucius schon einmal gesehen hatte, aber auch nicht so hart, wie sonst.

Lucius war fasziniert, wie der reine Stoff sich ordentlich und sauber unter dem breiten Gürtel legte, wie Apollo auf ihn zuschritt. Manchmal fragte er sich, wie er so wundervoll sein konnte.

Auch Apollo war allein, Jupiter war nicht gekommen, um ihn zu führen. Das war vermutlich das Beste, eingewilligt hatte er schließlich ohnehin nicht. Und Apollo hatte verlauten lassen, dass er machen durfte, was er wollte, für sich allein entschied und daher auch ganz bestimmt nicht jemanden brauchte, um ihn zu seinem Bräutigam zu führen. Er konnte alleine laufen, danke vielmals.

Lucius wollte ihn in seine Arme schließen, aber der Wunsch wurde ihm durch den Hochzeitsritus verwehrt. Zuerst die Opferschau.

Apollo führte die Eingeweideschau selbst durch, niemand konnte es schließlich besser als er. Er schritt an Lucius vorbei zum Alter, Lucius Blick folgte ihm, wohin auch immer er ging. Während er mit geschickter Hand den bereits getöteten Schwan aufschnitt und seine Eingeweide Stück für Stück besah, hob er den Schleier ein wenig aus seinem Blickfeld, aber keine Chance, Lucius erhaschte keinen Blick auf sein Gesicht.

Als Apollo das Messer beiseite legte und sich das Blut von den Händen abwusch, entstand ein Moment von absoluter Stille im Tempel. Man konnte die Anspannung förmlich spüren, während alle darauf warteten, zu erfahren, ob die Zeichen für die Hochzeit gut oder schlecht standen.

Nach einer Weile, die Lucius vorkam, wie eine Ewigkeit, sah Apollo endlich zu Hymen und nickte. Jeder Anwesende schien erleichtert aufzuseufzen, Lucius viel ein Stein vom Herzen.

Amor trat vor, mit einer Schriftrolle in der Hand. Er rollte den Ehevertrag aus und begann, ihn zu verlesen, Merkur diente als der offizielle Zeuge, alle anderen natürlich auch inoffiziell. Apollo und Lucius hatten keine bestimmten Bedingungen in ihren Vertrag geschrieben. Sie hatten es eher des Rituals wegen getan und in dem Vertrag standen nur Dinge, die sie der Tradition halber hinein schreiben wollten. Es ging also relativ schnell und Amor kehrte wieder zu den Gästen zurück.

Hymen hüpfte aufgeregt zu ihnen und nahm die rechten Hände der Brautleute. Er legte Apollos Hand in Lucius' und wickelte das Band mehrfach um sie beide. Lucius spürte, wie Apollo seine Hand kurz drückte.

Er sprach: „Ubi tu gaius ego gaia."

Und es war besiegelt.

Lucius wartete nur, bis ihre Hände wieder auseinander gebunden waren. Dann warf er energisch den Schleier nach hinten und küsste Apollo.


~Ende~



So, das war's  dann auch mit Amor vincit omnia. Ich hoffe, es hat euch allen gefallen und bedanke mich, dass ihr so lange dabei gewesen seid. 

Ich weiß, das Ende ist jetzt teilweise offen, falls Ihr also noch Fragen haben solltet, was danach noch passiert oder sonst etwas zur Geschichte, werde ich jetzt alles beantworten.  Wenn viele Fragen zusammen kommen sollten, werde ich auch höchstwahrscheinlich ein Q&A  dranhängen, also schießt gerne los. 

Mit einem letzten Dankeschön verabschiede ich mich von Euch.

Eure Selenicere

*Cella: Innenraum eines Tempels

Amor vincit omniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt