Zwei Dates in der Stadt

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Apollo und Lucius saßen gemeinsam in einer Taberna*. Genauer gesagt war es die, in der sie vor Jahren bereits gewesen waren und Moretum** gegessen hatten. Es war immer noch genau so gut wie damals, und das schien sich herumgesprochen zu haben. Es war voll und der Raum und der Bereich vor dem Laden schwirrte nur so von Stimmen.

Leute verschiedenster Beschäftigung und Herkunft waren hier zu finden und Lucius bemerkte, dass er sich unnötig Sorgen um Apollos Auftreten gemacht hatte. Er hatte bereits einige Männer und Frauen in griechischer Kleidung gesehen, wenn war es Apollos Haar, das die Blicke auf sich zog. Doch die meisten gingen ihren eigenen Geschäften nach und beachteten sie gar nicht, sie aßen einfach wie alle anderen auch ihr Moretum** in ihrer Tischecke.

Neben Lucius auf der Bank lagen die beiden Togen, die Apollo ihm geschenkt hatte, er hatte darauf bestanden. Die eine in einem satten grün mit passenden Broschen in Silber mit kleinen Steinen, sonst war sie schlicht. Die andere in einem tiefblau, am Saum mit goldenen Stickereien verziert, dazu Broschen aus schwerem Gold und ein ähnlicher Gürtel. Außerdem hatte Lucius versprechen müssen, dass er sie an den nächsten Festtagen tragen würde, die blaue zur Abschlussfeier.

„Du hast da vorne noch Kräuter hängen", bemerkte Apollo und riss ihn aus seinen Gedanken. Lucius wischte sich über den Mundwinkel, erfolglos. „Hier", Apollo deutete auf seine eigene Wange, um Lucius die Stelle zu zeigen. Es folgte erneut ein erfolgloser Versuch von Lucius, dann fasste sich Apollo ein Herz und strich ihm selbst über die Wange. Lucius wurde rot bis zu den Haarspitzen und war froh, dass er nach einem schnellen Blick durch den Raum feststellen konnte, dass keiner sie beachtet hatte.

Später bezahlte Lucius für sie beide, Apollo hatte vergessen, dass man mit griechischen Drachmen ja nicht in Rom bezahlen konnte. Als sie aus der Taberna* nach draußen traten, musste sich Lucius eine Hand über die Augen halten, denn der Kontrast der Stube mit den kleinen Fenstern und der Sonne draußen war doch ziemlich stark. Sie schien ausgerechnet sehr genau in die Gasse herein. Er wandte sich an Apollo: „Was möchtest du jetzt machen? Ein wenig Zeit habe ich noch übrig, eineinhalb Stunden, würde ich sagen." „Ich würde gerne noch zu einem letzten Laden, da kannst du natürlich gerne mitkommen. Ich hatte dort schon einen Auftrag eingereicht, der jetzt fertig sein dürfte." „Gerne", meinte Lucius. „Wohin also?" „Hier nach links zuerst. Später müssen wir auf eine andere Straße, von dort aus kommt man dann in die Gasse, wo das Geschäft ist", antwortete Apollo, während sie schon in die Richtung gingen. „Dann haben sie also keinen Stand zur Straße hin?", erkundigte sich Lucius. Apollo schüttelte den Kopf. „Nein, das geht Platztechnisch nicht. Und es kommt auch kaum jemand dort vorbei, das lohnt sich nicht." „Wie halten sie sich denn dann? Arbeiten die Besitzer oder ihre Sklaven noch woanders?" Apollo erklärte: „Nein, das müssen sie aber auch gar nicht. Wer dort einmal war, der geht niemals wieder woanders hin, vertrau mir. Sie machen wirklich gute Arbeit und verwenden die besten Materialien." Lucius nickte langsam, während ihm, als sie in die nächste Straße einbogen, einfiel, dass er ja gar nicht wusste, ob dies auch ein Stoffgeschäft war. Dazu hatte Apollo gar nichts gesagt.





Lucia hatte endlich wieder Zeit, sich mit Quintus zu treffen. Sie hatten sich für heute verabredet, auf einen langen, ausgedehnten Spaziergang. Dieser führte sie vom westlichen Tor Roms quer durch die Straßen bis zu den Gärten auf der gegenüberliegenden Seite. Dort würden sie ihre Zeit verbringen und späten Nachmittag würde Quintus Lucia bis zum Theater bringen, wo sie bei den Dichtwettbewerben wieder auf ihre Familie treffen würde. Soweit der Plan.

Gerade lief Lucia mit ihrem Arm in den von Quintus eingehakt durch die Ladenstraße, in der sie mit ihren Schwestern nicht gerade selten mal war. Wie immer war es voll, an den Seiten war es voller Stände und die Menschenmassen schoben sich langsam in ihre Richtung. Lucia störte es nicht so sehr, doch sie merkte, wie Quintus zunehmend ungeduldiger wurde. „Möchtest du vielleicht, dass wir in die nächste Seitengasse gehen, sobald eine kommt? Dort ist es bestimmt leerer und wir finden bestimmt einen Weg, der parallel zu dieser Straße läuft", schlug Lucia vor. Quintus Gesicht hellte sich auf. „Das ist eine gute Idee. Dann lass uns doch mal sehen, dass wir hier schon mal ein wenig mehr auf die rechte Seite kommen", meinte er. Sie beide drängten sich zwischen den anderen Leuten hindurch, sodass sie am rechten Rand direkt an den Ständen der Händler vorbei liefen. Sie wurden zwar häufiger angesprochen, aber ignorierten die Verkäufer, schließlich war es nicht ihre Absicht gewesen, irgendetwas zu besorgen.

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