39 - Abschied

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Ich war nervös. Ich glaube ich war lange nicht mehr so nervös wie an diesem Morgen. Es regnete schon seit Stunden, als hätte sich das Wetter meiner Laune angepasst.

Fufu neben mir zog sich schon zum zehnten Mal an diesem Morgen ein neues Oberteil an, ich glaube, er war noch nervöser als ich. Heute würde er meine Mutter kennenlernen und heute würde ich zum ersten Mal seit einem Jahr wieder auf meine Familie treffen.

Wir hatten allen Grund aufgeregt zu sein.

Irgendwann beschlossen wir, endlich los zu fahren, wir hatten noch etwa zwei Stunden Zeit, bis wir dort sein sollten, aber uns konnte nicht mehr halten. Würde Fufu sich ein weiteres Mal umziehen und ich noch einmal den Flur auf und ablaufen – ich hatte nichts zu tun, nichts tun konnte ich allerdings nicht ertragen – würde ich langsam aber sicher verrückt werden und der negative Ausgang des Treffens wäre vorprogrammiert.

Fufu brauchte einige Versuche, das Auto zum Laufen zu bringen, erst hatte er minutenlang versucht den Autoschlüssel in das Schloss zu stecken, und dann hatte der Motor Mal um Mal erneut abgewürgt, bis er es nach fast 10 Minuten endlich geschafft hatte und wir langsam auf die Autobahn fuhren.

„Sie ist eigentlich wirklich nett", versuchte ich eher mich selbst zu beruhigen, „und ich glaube, sie gibt sich wirklich Mühe das mit uns schön zu finden." Hilflos sah ich zu Fufu, der das Lenkrad fest umklammerte, als würde es ihn retten und ihm Sicherheit geben.

Wir schwiegen die restliche Fahrt über, immer wieder hörte ich Fufu vor sich hin murmeln, irgendetwas, was ihn beruhigen sollte, das tat es allerdings eher weniger, er war noch nervöser als am Morgen und außerdem kreidebleich im Gesicht.

Behutsam legte ich meine Hand auf seinen Oberschenkel, sofort sah er mich an und ein Lächeln huschte über sein bleiches Gesicht. „Sie ist kein Unmensch Fufu, sie wird dich lieben. Und wir sind zusammen, zusammen schaffen wir alles." Die restliche Fahrt über wirkte er ruhiger, weniger angespannt als zu vor, doch als wir schließlich in die Straße einbogen, kam bei uns beiden die Nervosität langsam wieder hoch.

Beim aussteigen drückte ich seine Hand, ließ sie allerdings wieder los, bevor meine Mutter die Tür öffnete. Wir mussten es ja nicht provozieren.

Sachte drückte ich den Knopf, zwischen den vielen anderen des weißen Mehrfamilienhausen, auf dem der Name meiner Mutter stand. Die Klingel ertönte, dann die Stimme meiner Mutter. Die Tür surrte und wir drückten sie auf. Im Hausflur roch es nach frisch gebackenen Keksen und irgendwie nach alten Leuten und Waschmittel.

Noch einmal strich ich sachte über Fufus Handrücken, bevor wir die Haustür erreichten, aus dessen Türrahmen schon das freundliche Gesicht, umrahmt von dunklen Locken, meiner Mutter blickte. Alle Angst war verflogen, ich konnte nur noch die frau sehen, die immer für mich da war und die mich so liebevoll großgezogen hatte. „Mama", rief ich und rannte die letzten Stufen, um ihr in die Arme zu fallen.

„Und du bist Furdis?", richtete sie das Wort an Fufu, nachdem sie sich von mir gelöst hatte. Er nickte freundlich und schüttelte kurz ihre ausgestreckte Hand. Sein gerade noch bleiches Gesicht, hatte einen leichten Rosaton angenommen. „Ja, das ist Fufu. Mein Freund", vermutlich verfärbte sich auch mein Gesicht gerade. „Freut mich sehr", lächelte meine Mutter ihn an, „kommt doch rein, ich habe gebacken. Mögt ihr Kaffee?" Wir nickten eifrig und folgten ihr ins Wohnzimmer.

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Fast drei Stunden saßen wir im Wohnzimmer meiner Mutter, auf dem grauen Sofa und aßen Kuchen und Kekse, tranken Kaffee und nach dem wir erst ewig ausgequetscht wurden über alles Mögliche und noch mehr, bis wir irgendwann an Sicherheit gewannen und merkten, dass meine Mutter unsere Sexualität akzeptierte und vor allem Fufu wirklich zu mögen schien.

and in the end its always you...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt