Das kühle Wasser auf meiner Haut beruhigte meinen Herzschlag, aber vor allem fühlte ich mich, als würde es meine Seele reinigen. Ich spürte alle Sorgen auf den Grund des Sees sinken und es war als wäre ich mit einem Mal schwerelos. Als würde ich schweben zog ich einige Bahnen durch den See. Ich wusste, dass ich in normalem Zustand keine zwei Sekunden in diesem See ausgehalten hätte, wo unter mir so viel Unbekanntes auf dem dunklen Grund des Sees lag und gleichzeitig Temperaturen herrschten, mit denen verglichen das Eismeer in der Arktis eine heiße Badewanne war. Doch momentan brauchte ich dieses eisige Gefühl auf der Haut, um daran erinnert zu werden, dass ich fühlen konnte. Um mich daran zu erinnern was ich fühlte. Dieser Gedanke brachte all die anderen verdrängten zurück. Was fühlte ich? Es machte mich noch immer verrückt, dass Fufu mir Sachen verschwieg. Es machte mich verrückt nicht zu wissen was ich für ihn fühlte, aber vor allem, dass ich nicht wusste was in den verlorenen Stunden passiert war. Ich spielte mit dem Gedanken ihn einfach zu fragen, aber der wütende Teil von mir wollte nicht mit ihm über Gefühle reden, ohne dass wir die Sache mit dem Geheimnis geklärt hatten. Das stellte sich allerdings als unmöglich dar, immerhin hatte ich ihn irgendwie belauscht und das war ebenfalls eins der Dinge die nicht gerade zu dem gehörten was in einer Freundschaft okay war. Ich seufzte. Während ich zurück zum Ufer schwamm, überlegte ich, was jetzt das Richtige wäre. Ich konnte nicht nicht mit Fufu reden, da wir in einem Zimmer schliefen, mit ihm reden konnte ich allerdings auch nicht, dafür gab es zu viele ungeklärte Dinge, die wir nicht klären konnten. Ich stieg aus dem Wasser und begann nachdenklich meine Klamotten anzuziehen. Vielleicht könnte ich bei Pozyh übernachte, soweit ich das mit bekommen hatte schlief er alleine in seinem Zimmer. Insgeheim wusste ich, dass es zumindest für diese Nacht keine Option war. Niemand ließ sich gerne um schätzungsweise 3 Uhr nachts wecken, weil eine andere Person ungeklärte Differenzen mit ihrem ‚eventuell mehr als nur besten Freund' hatte. Noch einmal stieß ich ein Seufzen aus. Was war eigentlich mit diesem Urlaub verkehrt, dass sich innerhalb weniger Stunden meine Gefühlslage um 180° drehte? Ich begann wieder den Waldweg entlang zu joggen. Als ich endlich unsere Berghütte erreicht hatte, lag diese im Dunkeln, sogar der Mond war hinter einer Wolke verschwunden. Vorsichtig schlich ich zur Tür, wieder überkam mich das warme Gefühl von vorhin. Was war hier passiert? Leise öffnete ich die Tür, nicht ohne vorher zu lauschen, ob Fufu und Patex sich noch in der Nähe befanden. Glücklicherweise war von den Beiden keine Spur, also lief ich die Treppe nach oben in Richtung unseres Zimmers. Ich hoffte, dass Fufu bereits schlafen würde, doch als ich die Tür öffnete wurde ich von Leere überwältigt. Ein kleiner Teil von mir wollte sich Sorgen machen, doch der größere, wütende Teil, der gleiche, der nicht über Gefühle reden wollte, verdrängte die Sorgen und zwang mich dazu einfach froh zu sein auf eine Konfrontation verzichten zu können. Gezwungenermaßen erleichtert ließ ich mich also aufs Bett fallen. Mein letzter Blick fiel auf die Uhr. 4:07 Uhr. Mein Wecker würde um halb 9 klingeln, ich hätte also knapp viereinhalb Stunden zu schlafen. Mit diesem Gedanken schloss ich die Augen. Fufu würde morgen schon wiederauftauchen. Eine innere Stimme sagte mir, dass es ihm gut ging. Vielleicht war das eins dieser seltsamen Seelenverwandtschafts Dinge. Innerlich musste ich lachen und mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich ein.
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Ich wusste nicht wie lang ich geschlafen hatte, vermutlich weniger als eine Stunde, als ich durch das Knarren der Tür geweckt wurde. Mit benommenem Blick schaute ich zur Tür, wo ich wie durch einen trüben Schleier eine Gestalt wahrnahm. Sie bewegte sich auf mich zu und ließ sich schließlich auf der Kante meines Bettes nieder. Meine müden Augen blickten direkt in die eines Mannes, den ich zuerst nicht identifizieren konnte. Doch als er vorsichtig nach meiner Hand suchte und sie drückte wusste ich um wen es sich handelte. Seine Hand drückte meine, als er sich vorsichtig zu mir beugte und mir einen Kuss auf die Schläfe drückte. Ich spürte, wie meine Wangen nass wurden. Er weinte. Träne um Träne tropfte auf meine Haut und trotz all der Dinge die passiert waren konnte ich nicht anders als ihn zu mir zu ziehen und in meine Arme zu schließen. Hand in Hand, Arm in Arm lagen wir nun in meinem Bett. Ich spürte seinen gebrochenen Atem auf der Haut. Sein ganzer Körper wurde von seinem immer stärker werdenden Schluchzen durchschüttelt. In mir brannte es darauf, zu wissen was ihn so verletzte, aber vor wenigen Stunden war die Situation noch umgekehrt und er hatte mich einfach nur im Arm gehalten, ohne nach einem Grund zu fragen. Es erschien mir nicht fair ihn jetzt mit Fragen zu löchern. Ich musste einfach für ihn da sein. Sanft strich ich ihm die Tränen aus dem Gesicht, was ihm ein trauriges Lächeln entlockte. „Alles wird gut. Ich bleib bei dir, okay?", ich versuchte irgendetwas zu sagen, was ihn trösten könnte. Ich bekam nur ein erneutes trauriges Lächeln bevor er von einem erneuten Schluchzen durchschüttelt wurde. Meine Sorge um ihn wurde mit jedem weiteren Schluchzer, jeder weiteren Träne schlimmer, bis er schließlich begann etwas in meine Schulter zu murmeln. Ich nahm seinen Kopf zwischen meine Hände, so dass er gezwungen war mir direkt in die Augen zu schauen. Sein Gesicht war gerötet, man sah ihm deutlich an, dass ihn etwas so sehr verletzt hatte, dass er aufgeben musste stark zu bleiben. Noch immer flossen Tränen aus seinen Augen und ich fühlte mich in meinem persönlichen Alptraum gefangen. Ich konnte mir nichts Schlimmeres vorstellen als Fufu weinen zu sehen. Seine Welt war zusammengebrochen und hatte meine mitgerissen. Aber trotz allem waren wir hier zusammen. Was auch immer passiert war, ich war für immer an seiner Seite, egal was geschah. In dem Augenblick, wo mich seine müden Augen angeschaut hatten, hatte ich den wütenden Teil für immer von mir verbannt. Seine Tränen flossen wie ein Wasserfall seine Wangen hinunter und ich bemerkte, dass auch meine Wangen nass waren. Es tat mir körperlich weh in so zu sehen, deshalb umschloss ich ihn wieder mit meinen Armen. Erneut begann er etwas gegen meine Schulter zu murmeln, doch diesmal verstand ich jedes Einzelne Wort. „Er hat es ihnen gesagt Mexi. Er hat es ihnen gesagt. Ich habe meine Familie verloren."
Bitte bitte weint nicht schon wieder (falls doch hier habt ihr Kekse🍪 und Tee🍵 ich würd auch gerne Taschentücher hinstellen aber dafür gibts noch keinen Emoji :/)
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and in the end its always you...
Fiksi PenggemarKein Laut war zu hören, nur das Rauschen des Windes. Weit und breit war alles was ich sah von goldenem Sonnenlicht überzogen und vor mir lag der See, der mir schon so oft Ruhe gebracht hatte. Noch immer fiel es mir schwer, all diese Dinge, die auf u...