Es war weit nach 9 Uhr, als wir es endlich schaffte unser Zimmer zu verlassen. Ich drückte die Klinke herunter und griff schließlich kurz entschlossen nach Fufus Hand, als wir die Treppe hinunter gingen. „Glaub mir, das wird schon", es war ironisch, dass ausgerechnet ich es war, der ihm diese Worte sagte, ich war weitaus der besorgtere von uns beiden, doch in diesem Moment wollte ich nichts, als Fufu die Sicherheit zu geben, die mich von, woher auch immer, überkommen hatte.
Als wir schließlich vor dem Esszimmer standen, überkam mich dann doch eine erneute Welle an Unsicherheiten, welche ich jedoch mit einem kurzen Blick auf Fufus strahlendes Gesicht schlagartig abwehren konnte. ‚Alles wird gut', sagte ich mir wieder und wieder, bis ich irgendwann begann es zu glauben.
Ich hörte, wie jemand stark die Luft einzog, als wir den Raum betraten, noch immer mit verschränkten Händen.
‚Alles wird gut'
Fufu drückte meine Hand. Wir liefen zu unseren Plätzen, begannen schweigend zu essen und die Leute um uns herum zu ignorieren. Timit, Patex, Fufu, ich. Wo auch immer Gnu und Jessy waren, allein der Gedanke an die Beiden brachte mich fast zum Lächeln, und wo Pozyh sich versteckte, wahrscheinlich schlief er noch. Timit, Patex, Fufu, ich.
‚Alles wird gut'
„Da haben sich ja zwei gefunden", Patex lachte ironisch auf. Timit stieg darauf ein. Fufu und ich saßen einfach nur da. All das prallte von uns ab, wie ein Gummiball vom Boden. Wir durften es nicht an uns heranlassen.
„So was wie ihr", würgte Timit hervor, „das ist wirklich abartig. Geht zurück in euer scheiß Regenbogenland, aber haltet euch gefälligst fern von normalen Menschen, ihr verseucht uns nur."
Mittlerweile hatte ich immer mehr Mühe, mich zusammen zu reißen. Unter dem Tisch zerquetschte Fufu geradezu meine Hand, was mich vor Schmerzen aufquietschen ließ.
„Falls du auch so stöhnst, wenn er dich fickt, dann wird dein Schatz schneller weg sein als du ‚Pinke Glitzer Handtasche' sagen kannst, oder steht ihr Schwulen auf sowas?", provozierend sah Timit mir direkt ins Gesicht. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten, Fufu drückte noch immer meine Hand und plötzlich klinkte sich mein Gehirn aus.
„Frag doch deinen Freund", zischte ich hervor, „der stand auch mal drauf sich von meinem Freund..."Fufu trat mir gegen mein Schienbein und ich verstummte. Stattdessen blickte ich in Patex' bleiches Gesicht.
„Bitte was?", Timits Stimme erinnerte eher an ein hysterisches Kreischen, als an seine sonst so tiefe Tonlage. „Das ist ekelhaft, wirklich einfach ekelhaft. Wir haben in einem Bett geschlafen. Ekelhafter Perversling." Er war weitaus geschockter, als ich erwartet hatte. Und Patex? Der war in seinem Stuhl versunken, sein Blick zeigte Hilflosigkeit und Aggression, unglaubliche Aggression. Gegen mich. Aber was hatte er erwartet? Sollte ich sein Geheimnis bewahren, nachdem er mich unzählige Male fertigmachte?
„Das ist jetzt nicht wirklich war oder?", mittlerweile war Timits Stimme etwas ruhiger, noch immer wirklich aufgebracht, aber ruhiger. Patex antwortete nicht. Er starrte betreten zu Boden und brachte kein Wort hervor. Dann, ganz langsam, fast unmerklich, nickte er.
Timit sprang auf. Sein Stuhl fiel mit einem lauten Knall auf den Boden und wir alle schauten überrascht zu ihm auf. Dann verließ er, mit angeekeltem Gesicht, den Raum.
„Sorry", flüsterte ich leise. Mehr brachte ich nicht heraus und auch, wenn ich bei all dem was Patex getan hatte mich nicht zwingend entschuldigen müsste - ich tat es trotzdem. Es tat mir leid, er tat mir leid. Ich hatte ihn einfach so geoutet, auch wenn er das bei mir ohne Zweifel auch getan hätte, ich wollte kein mit ihm vergleichbarer Mensch sein.
Noch immer sagte niemand ein Wort. Fufu verschränkte unter dem Tisch unsere Finger miteinander. Patex starrte auf seinen Teller. Dann begann er langsam und leise zu sprechen.
„Es ist okay Mexi. Ich hab's verdient schätze ich", er brach ab, nahm einen tiefen Atemzug, dann sprach er weiter. „Ich war wirklich fies zu dir - zu euch - ich bin der, der sich entschuldigen sollte. Also, es tut mir leid." Betretenes Schweigen legte sich über unseren Tisch, ich wusste nicht, was wir dazu hätten sagen sollen. Ist schon okay? Aber war es das? War es okay, wie er uns behandelt hatte und machte die Tatsache, dass er auch schwul war, oder zumindest bi oder pan, und dass ich ihn jetzt geoutet hatte und ihm damit wahrscheinlich einige Probleme beschert hatte, machte das alles was passiert war wieder gut, nur weil ich jetzt genauso ein Arsch war wie er? Wahrscheinlich tat es das nicht.
„Warum hast du uns überhaupt so fertig gemacht, wenn du auch auf Typen stehst?", fragte ich ihn, stattdessen. Kurz überlegte er.
„Fufu hat dir ja erzählt...", begann er. „Ja, hat er. Und?" „Er hat wegen dir mit mir Schluss gemacht, und ich konnte ihm das nie verzeihen. Irgendwann hab ich angefangen mir meine Sexualität auszureden, dass ich ja eigentlich nur Frauen attraktiv finde und Fufu eben eine Ausnahme war. In meinem Kopf war ich also wieder hetero und ich glaube, diese ganze Unterdrückung meiner schwulen Seite hat sie so wütend gemacht, dass sie sich nen Punkt gesucht hat, wo diese Wut hinkann. Und die Lösung wart ihr." ‚Na super', dachte ich. „Wahrscheinlich hat ein Teil von mir noch immer an Fufu gehangen und als ihr beide euch dann gefunden habt...naja ihr wisst ja." Fufu sah mich fragend an. ‚Alles okay?', fragte sein Blick, doch ich ging nicht darauf ein.
„Naja, jedenfalls, ist das jetzt keine Entschuldigung, ich weiß, aber jetzt wisst ihr wenigstens, warum ich so zu euch war, vielleicht macht das ja irgendwas besser. Es tut jedenfalls irgendwie gut, meine Gefühle nicht mehr zu unterdrücken, als danke schätz ich." Damit stand er auf. „Ich geh dann mal Timit suchen, vielleicht kriegt er sich wieder ein." „Viel Glück, das wirst du brauchen, hast ja selbst gemerkt wie homophob er ist", bemerkte Fufu, scheinheilig lächelnd. Patex schüttelte nur den Kopf und verließ das Zimmer.
„Irgendwie komisch, die Erklärung, oder nicht?", ich sah Fufu fragend an. „Ziemlich komisch, aber immerhin ist jetzt einiges geklärt und er lässt uns ihn Ruhe zusammen sein."
Zusammen sein.
Über das ganze Drama hatte ich schon fast vergessen, dass Fufu nicht nur Fufu, sondern mein Freund war.
Lächelnd drehte ich mich zu ihm und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen.
„Lass uns irgendwas Schönes machen, ohne das ganze Drama."
Hmm ja, was haltet von der Erklärung? Und yay jetzt gibts endlich Krieg.
Und btw ich bin im moralischen Zwiespalt, was das Outing betrifft, so ja Patex war wirklich mies, aber einfach so outen ist irgendwie genauso verwerflich, egal was vorgefallen ist.
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and in the end its always you...
Fiksi PenggemarKein Laut war zu hören, nur das Rauschen des Windes. Weit und breit war alles was ich sah von goldenem Sonnenlicht überzogen und vor mir lag der See, der mir schon so oft Ruhe gebracht hatte. Noch immer fiel es mir schwer, all diese Dinge, die auf u...