Divine move

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Hector hat Sienna, die immer noch bewusstlos in seinen Armen liegt, durch den immer lichter werdenden Wald getragen. Wann wacht sie denn auf? Hat ihr Hirn bleibende Schäden vom Sauerstoffentzug bekommen? Hunter hat sie ziemlich lange gewürgt. Besorgt bleibt er stehen und legt sie am Boden ab. Er setzt sich zu ihr und hebt ihren Kopf in seinen Schoß. Was passiert mit Tributen in der Arena die Hilfe brauchen? Bei diesem Gedanken muss er sich ein Lachen verkneifen. Immerhin ist er in den Hungerspielen, die Spielemacher werden wohl kaum die Spiele unterbrechen weil ein Tribut Medizinische Hilfe braucht.

Sanft streicht Hector eine Strähne aus ihrem Gesicht.

Sienna wird  von einem komischen Gefühl geweckt, es fühlt sich  fast so an als ob jemand über ihr Gesicht streicht. Fühlt sich totsein so gut an? Sie beschliesst ihre Augen noch ein Weilchen geschlossen zu lassen, immerhin ist sie ja tot, jetzt eilt nichtsmehr. Aber warte: wenn ich wirklich im Himmel bin, warum ist mir dann kalt? Und warum tut mir alles weh? Jetzt spürt sie wieder eine federleichte Berührung in ihrem Gesicht. Wenn ich nicht tot bin, dann bedeutet das.... Mit einem rauen Aufschrei setzt Sienna sich auf, und verpasst Hector dabei eine Kopfnuss. Aghh, ich bin definitiv nicht tot, so ein Dickschädel! Stöhnend schiebt sie sich über den mit  Laub bedeckten Boden und zwingt ihren schmerzenden Körper zum wiederholten Mal in den letzten 48 Stunden an seine Grenzen zu gehen. Die Angst ist ihr ins Gesicht geschrieben, und sie versucht panisch die anderen Karrerios auszumachen, aber sie traut sich nicht den Blick von Hector zu nehmen. Warum sitzt er nur so da und grinst mich frech an? Macht es ihm etwa Spass seinen Opfern beim Versuch zu fliehen zuzuschauen? Wie eine Katze, die ihre Beute immer wieder laufen lässt?

Jetzt hebt Hector langsam seine Arme auf Brusthöhe und hält Sienna seine Handflächen hin, dann steht er auf ohne ihren Blickkontakt zu unterbrechen.

"Sienna, es ist in Ordnung. Ich bin nicht hier um dich zu töten. Ich habe dich gerettet.", er macht einen behutsamen Schritt auf sie zu und spricht mit sanfter Stimme.
Als ob er ein aufgebrachtes Tier beruhigen wollte. Unsicher beäugt Sienna die schwindende Distanz zwischen ihnen. "Wieso hast du das getan?", krächtzt sie, und muss feststellen dass ihr Hals beim laut Sprechen furchtbar wehtut. Ihre Hand fährt zu ihrem Hals und für einen kurzen Moment fühlt sie Hunters Hände wieder erbarmungslos zudrücken. Sie schliesst die Augen und versucht das Bild zu verdrängen. Werde ich das je vergessen können? Wie er mich angeschaut hat, mit dieser Blutlust in seinen Augen. Sie zählt innerlich von Null bis Zehn und sperrt die schmerzhafte Erinnerung dann ganz weit hinten in ihrem Hirn weg. Als sie ihre Augen wieder öffnet ist das Gefühl verschwunden.

"Weil ich-- mir dein Angebot überlegt habe, und weil ich noch nie das Zeug zu einer Killermaschine hatte", gesteht Hector und streckt seine Hand aus. "Verbündete?" Ohne zu zögern greift Sienna nach ihr und er zieht sie auf ihre Beine. "Verbündete", bestätigt sie.

Die 67. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt