Auf wackligen Knien geht Sienna zusammen mit Loic den Gang zur Bühne entlang. Vor ihr gehen die beiden Tribute aus 6, hinter ihr die beiden aus 8. Ich bin so froh dass ich nicht als erste auf die Bühne zu Ceasar Flickerman muss. Paul ist der erste der auf die Bühne muss, und schon wie beim ersten kleinen Interview ist er total entspannt und plaudert mit Ceasar als wäre es das alltäglichste auf der Welt für ihn. Nach ihm folgen die restlichen Karrerios und legen eine ähnlich perfekte Show hin. Der einzige der ein bisschen aus der Reihe fällt ist Hector, denn er gibt sich nicht so dominant und gemeingefährlich wie seine Freunde. In ein paar Minuten ist es vorbei, Sienna. Du musst nur schauen dass du nicht umknickst und dir wehtust. Diese doofen Schuhe, sind einfach nur mörderisch hoch, und 20 Minuten haben mich auch nicht an die komische Geh-weise gewöhnt. Während Sienna noch an ihre Schuhe denkt geht Loic auf die Bühne und dann wird auch schon Sienna aufgerufen. Los, und lass dich nur nicht vom letzten Mal einschüchtern. Das wird schon. Auf dem Weg zur Bühne muss sie an Hector vorbei gehen, der seinen Blick garnicht von ihr abwenden kann. Sie muss sich förmlich ein Kichern verkneifen bei seinem einfältigen Gesichtsausdruck. Soll er doch starren. Von seinem Blick angestachelt reckt sie ihr Kinn noch weiter in die Höhe und stolziert mit einem gewinnenden Lächeln auf die Bühne. Ihr Interview, genauso wie die der anderen vergehen wie im Fluge und schon kurze Zeit später ist Sienna im Aufzug des Trainingscenters. Die Leute klatschen wenn wir was sagen, sie jubeln uns zu und tun so als ob sie an uns interessiert wären, aber kaum dass wir in der Arena sind, vergessen sie die Sympathien und wollen nur noch unser Blut fließen sehen. Und morgen ist es soweit. Ab morgen werde ich nichtmehr sicher schlafen können, jeder Fehler der mir dann unterläuft könnte ein fataler sein. Sienna versucht den Gedanken an Morgen abzuschütteln aber es will ihr einfach nicht gelingen. Welche Schikanen haben die Spielemacher dieses Mal ausgesucht? Wer wird schon im ersten Kampf sterben? Wie wird die Arena aussehen? All diese Fragen schießen ihr auf einmal durch den Kopf und halten sie vom Schlafen ab.
Morgen Abend werden einige von uns schon nicht mehr leben. Werde ich dabei sein? Oder Hector? Bei diesen Gedanken breitet sich eine Gänsehaut über Siennas gesamten Körper aus.
Wenn ein Tribut in der Arena getötet wird, dann wird der Körper mit einem Hovercraft zurück ins Kapitol geflogen, gesäubert, schön angezogen und in einer schlichten Holzkiste in seinen oder ihren Distrikt zurück gebracht. Am ersten Tag in der Arena sterben immer die meisten, denn da findet das große Gefecht um die Ressourcen statt. Viele Tribute versuchen, obwohl sie nicht so wie die Karrerios auf einen Kampf trainiert wurden, an der Schlacht am Füllhorn teilzunehmen. Solange sie schnell genug sind, stehen ihre Chancen relativ gut vor den Karrerios die wichtigsten Ressourcen einzusammeln und zu verschwinden. Aber wenn die Karrerios schon am Füllhorn sind ist die Überlebenschance gleich null. Die Karrerios werfen sich immer liebend gerne in Gemetzel und würden auch keins auslassen. Manchmal, aber wirklich nur manchmal fallen sie gegenseitig übereinander her und töten sich gegenseitig. Das sind dann die Spiele in denen ein normaler Tribut gewinnt. In einem Jahr sind von den 6 Karrerios 4 in der ersten Schlacht getötet worden und die anderen zwei konnten im Lauf der Spiele getrennt und getötet werden. Die größte Chance der Karrerios ist es wenn sie zusammen bleiben, aber durch ihr Training wurden die meisten zu Kopflosen Kampfmaschinen mit grenzenloser Selbstüberschätzung.
Am nächsten Morgen wird Sienna von ihrer Stylistin früh geweckt und zu einem wartenden Hovercraft geführt. Bevor sie das Hovercraft betritt setzt ihr eine mürrisch aussehende Frau einen Aufspürer in den Unterarm ein, dann werden die Scheiben abgedunkelt und das Hovercraft hebt ab. Die Arena muss also ganz in der Nähe sein, sonst hätten sie die Scheiben nicht sofort nach dem Start abgedunkelt. Sienna versucht sich an die eine Schulstunde zu erinnern, in der sie die Geografische Lage des Kapitols bestimmt haben. Aber sie ist so aufgeregt dass ihr Hirn alles durcheinander bringt. Ist das Kapitol westlich oder östlich von den Appalachen? Oder ist es an der Küste? Konzentrier dich Sienna. Aber nach einer Weile wird ihr auch klar dass es ihr keinen Vorteil schafft wenn sie weiß wo die Arena ist. Die Spielemacher könne aus einem Regenwald eine Wüste machen wenn sie wollen, also kann alles auf die Tribute warten. Sie fühlt sich stumpf. Sienna hatte immer erwartet dass sich die Tribute ängstlich fühlten oder aufgebracht sind. Aber sie fühlt nichts. Das erste Mal in ihrem Leben fühlt sie überhaupt nichts. Ihre Hände und Füße sind eiskalt, obwohl der Hovercraft bestimmt beheizt ist und sie zittert am ganzen Körper. Was wird mich erwarten? was wird mich erwarten? Wie kann ich das nur schaffen? Bin ich nicht schon längst tot? Ist dass alles nur ein Traum? Bitte lass mich aufwachen und alles war nur ein böser Traum. Was wird mich erwarten? Was wird mich nur erwarten. Wie ein Mantra wiederholt sie diesen einen Satz immer und immer wieder innerlich und versucht sich zu entspannen. Egal was passiert, du wirst einen Teil deiner Familie wiedersehen. Dieser Gedanke kommt Sienna erst jetzt, aber es ist beruhigend. Egal was passieren würde, einen Teil ihrer Familie würde sie wiedersehen. Obwohl in ihrem Inneren einSturm tobt muss sie sich zusammenreißen und darf sich äußerlich nichts anmerken lassen, denn die Aufzeichnungen gehen schon in den Hovercrafts los. Sie erinnert sich an die Zahlreichen Male als sie eine Zuschauerin der Spiele war. Jeder muss sich die Spiele ansehen, ganz gleich ob er will oder nicht, keiner kommt aus. Ganz Panem ist jetzt bei mir, ist das nicht großartig?
Sie bemerkt wie das Hovercraft immer langsamer wird und schließlich direkt in der Luft stehen bleibt. "Stell dich auf die Markierung da und halt still", keift die Kapitolsfrau, die offensichtlich keine Lust hat ihren Job nett auszuführen. Doofe alte Schnalle. Sienna geht provozierend langsam auf die Markierung zu und hält dabei durchgehend Blickkontakt zu der Frau. Kaum dass sie auf der Markierung steht fährt diese durch eine schwarze Röhre nach unten. Wenig später kommt auch ihre Stylistin nach, die wohl im selben Hovercraft geflogen ist, aber in einem anderen Raum transportiert wurde. Ihre Stylistin führt Sienna zum Startraum, der in den Distrikten auch "Pferch" genannt wird. Im Startraum duscht sich Sienna ein letztes mal ausgiebig und zieht dann ihre Arena Kluft an. Eine lange enge grüne Hose, ein schlichtes beiges Hemd, eine gefütterte Lederjacke und etwas höhere Stiefel mit gutem Profil, damit die Schuhe gut im Gras oder Sand greifen. Ihre Haare bindet sie zu zwei Französischen Zöpfen, um sie später beim ums-leben-rennen nicht im Gesicht hat. "Du solltest noch etwas essen, oder zumindest noch ein Glas Wasser trinken bevor es losgeht.", schlägt Siennas Stylistin sanft vor und reicht ihr ein Glas Wasser. An Essen ist jetzt nicht zu denken aber das Wasser trinkt sie in kleinen Schlucken ganz aus. Aus früheren Spielen weis sie wie wichtig Wasser zum Überleben ist. Hoffentlich gibt es Bäche oder Seen und nicht nur Wasser aus dem Füllhorn. "Alle Tribute auf die metallplattformen", tönt eine Stimme aus den Lautsprechern und beginnt einen Countdown von 30 weg. Siennas Stylistin legt ihr die Kette von Andrew um den Hals und wünscht ihr noch Glück. Dann senkt sich auch schon der riesige gläserne Zylinder und Sienna ist eingesperrt. Während Die metallplattform nach oben gleitet erlaubt Sienna ihren Gesichtszügen kurz zu entgleisen, und man kann den puren Terror erkennen. es ist durchaus nicht verwunderlich, denn auch wenn sie relativ gut ist, muss sie ihr Können gleich unter Beweis stellen und jeder Fehler endet mit Sicherheit tödlich. Dann ist der Zylinder weg und Sienna steht auf einer Wiese. Auf der einen Seite sind hohe Berge und Wälder während auf der anderen Seite ein Fluss fließt und das Gelände eher überschaubar ist. Das Füllhorn mit allen Waffen und Ressourcen ist gleichweit von allen Tributen entfernt. "Willkommen zu den 67. Hungerspielen. Und möge das glück stets mit euch sein", flötet eine unangenehme Frauenstimme. Sienna bringt ihre Beine in Position und konzentriert sich einzig und allein auf das Füllhorn. Sie muss vor allen anderen da sein oder sie wird in ein Handgemenge gezogen. Ihre Hände und Beine zittern unkontrollierbar aber die Entschlossenheit ist ihr ins Gesicht geschrieben. " 10.......9.......8.....7", Sienna atmet noch einmal tief durch. BUUUUUMMMMM! Einer der Tribute ist vor dem Gong von derMetallplattform gegangen und wurde in 10000 kleine Einzelteile gesprengt."3..2..1.. Gooooong". Während alle anderen noch perplex zu der blutigen Plattform starren sprintet Sienna schon los und erreicht das Füllhorn als aller erste. Sie schnappt sich ein Messerset, eine Axt und einen riesigen Rucksack und rennt so schnell in Richtung Wald wie sie nur kann. Obwohl sie einen so großen Vorsprung hatte, kann Hunter sie einholen.
"Jetzt sehen wir gleich wie gut du wirklich bist, Prinzesschen.", keucht Hunter. Offensichtlich ist er extrem schnell gerannt um Sienna noch einzuholen. Mögen die Spiele beginnen.
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Die 67. Hungerspiele
FanfictionWird gerade überarbeitet, daher bitte nicht über Zeitenwechsel wundern! Danke :D Wie weit würdest Du gehen um zu überleben? Hast Du genug Mut um deine Wertevorstellungen hinter dir zu lassen und einen anderen Menschen zu töten, nur weil deine Regier...