Allein

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Hector atmet einmal tief durch und beginnt zu reden :" Ich habe mich natürlich mit meinen Freunden aus Distrikt 1 und 4 verbündet, und wie kann es auch anders sein, mit meiner wunderschönen Distriktpartnerin Leafy. Ich sehe in unserem Bündnis die größte Überlebenschance für mich, ich hoffe das kannst du ähhh sie verstehen." Für Sienna bricht förmlich eine Welt zusammen, sie hatte sich so an der Hoffnung festgeklammert dass Hector anders ist als die anderen Karrerios, dass er auch etwas für sie empfindet außer Hass oder Tötungswut. Aber er hat es gerade öffentlich im Fernsehn gesagt. Er wird nicht mit ihr verbündet sein sondern mit seinem Wolfsrudel aka den Karrerios. Um nicht umzufallen stützt sie sich an einer Wand ab und versteckt ihr Gesicht vor den anderen, denn niemand soll die verzweiflung sehen die ihr ins Gesicht geschrieben steht. Siennas Gedanken laufen auf Hochturen und sie versucht eine Lösung zu finden. Was hab ich nur falsch gemacht? Und wie konnte ich mich soo in jemandem täuschen? Hat er mir wirklich nur etwas vorgespielt? Dass kan ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, sein Lächeln hat immer so ehrlich ausgesehen, und kein Gramm aufgesetzt. Ich war mir so sicher dass er auf meinen Vorschlag eingehen würde und dem Kapitol eine tolle Show liefern würde. So ein Idiot. Den Rest der Interviews bekommt Sienna nichtmehr mit weil sie zusehr damit beschäftigt ist sich auszumalen wie Hector für seinen Vertrauensbruch in der Arena büßen wird. Deshalb ist sie auch komplett unvorbereitet als Ceasar ihren Namen ausruft und sie von Cassandra auf die Bühne geschubst wird. Sienna, jetzt gehts los, wenn du hier versagst wirst du auf Sponsoren verzichten müssen und du wirst ganz auf dich allein gestellt sein, also kopf hoch und flirten. Sie versucht so gut es geht den Gedanken an Hector zu verdrängen und setzt eine gute Miene zum bösen Spiel auf. "Hallo Ceasar, es ist mir eine Ehre heute hier zu sein.", begrüßt sie den Moderator fröhlich und schüttelt seine ausgestreckte Hand kräftig. Obwohl sie mit aller Kraft zudrückt, verzieht Ceasar keine Miene, nur seine Augen blitzen gefährlich auf. "Sienna, Sienna, es ist mir eine Freude dich den Leuten vorstellen zu dürfen. Liebes Publikum, liebe Zuschauer, bitte begrüßen sie Sienna aus Distrikt 7" , mit Schwung dreht er Sienna zum Publikum um und hebt ihren Arm in die Höhe. "So Sienna, jetzt erzähl mir doch mal was ganz persönliches über dich, etwas das keiner wissen darf und auch niemand weiß", beginnt Ceasar das Interview. Sienna holt tief Luft und sammelt all ihren Mut. Jetzt oder nie, denk an das was Loraine und Cassandra dir gesagt haben! Lieber mach ich mich jetzt vor ganz Panem lächerlich und kann mein leben nach den Spielen weiterleben als in den Spielen zu sterben. Ceasat hebt eine seiner himmelblauen Augenbrauen fragend in die Höhe, anscheindne denkt er dass Sienna seine Frage nicht verstanden hat, aber er kommt nicht dazu sie nochmal zu stellen, denn Sienna fängt schon an zu reden:

" Ich habe eigentlich keine Geheimnisse, in Distrikt 7 bin ich sozusagen ein offenes Buch, jeder weiß wenn ich versuche etwas geheim zu halten, also gibt es nichts erwähnenswertes, außer", sie legt eine dramatische Pause ein und schaut verträumt ins Publikum,"Außer dass ich furchtbar gerne im Kapitol bleiben will. Hier ist alles um so viel schöner als bei mir zuhause, es fängt schon bei der Physiognomie der Männer an, in 7 sind alle Holzfäller stämmig und rau, aber hier ist jeder anders. Die Kleidung ist viel abwechslungsreicher und man kann hier sicher sehr viel Spass haben." Ich kann es einfach nicht tun, lieber würde ich sterben als mit diesen wiederlichen Männern zu flirten. Sollen sie doch alle jemand anderen sponsorn. Obwohl sie sich sicher ist gerade jegliche Chance auf einen Sponsor zerstört zu haben, lächelt sie tapfer in die Menschenmenge und dann deutet sie auf eine bestimmte Frau. "Sehen sie sich doch nur mal das wunderschöne Kostüm dieser Frau an, es ist abslout faszinierend wie die Designer soetwas hinbekommen. Nur ein weiterer Grund warum ich euch Kapitolbewohner beneide." Die Frau, die Sienna angesprochen hat läuft knallrot an wie eine überreife Tomate, was nicht wirklich zu dem hellen lila ihres Kleides passt und sie äußerst unvorteilhaft aussehen lässt. "Haben sie das gehört, Frau President Snow? Unsere Sienna hier findet ihr Kleid außergewöhnlich, warum stehen sie nichtma kurz auf damit wir alle ihr Kleid bewundern können?" Die Frau des Präsidenten?!?! Präsident Snow hat eine Frau? Die arme.

 Sie steht kurz auf und dreht sich sogar einmal um ihre eigene Achse, damit ganz Panem ihr Kleid seehen kann, das in Wirklichkeit furchtbar grausam geschnitten ist und ihre ganze Figur komisch aussehen lässt, aber eine Notlüge hier und da ist durchaus erlaubt, vorallem wenn man bald um sein Leben kämpfen muss. Aus dem ganzen Saal sind nurnoch "Ahh"s und "Ohhhhh"s zu hören, jeder konzentriert sich nurnoch auf das Kleid und nichtmehr auf Sienna. Dieser verfluchte Flickerman, er muss gerochen haben was ich versucht habe und lenkt jetzt die Aufmerksamkeit von mir ab damit sich ja keiner an mich erinnern kann. Aber bevor Sienna noch etwas sagen kann ist ihre Zeit auchschon vorbei und sie verlässt die Bühne.
Jetzt hab ichs mir versaut, die einzige Chance die ich noch habe ist dass meine Traingsergebnisse außerordentlich sind und ich so die Leute überzeugen kann. Andernfalls werde ich wirklich alles alleine und ohne Hilfe von aussen schaffen müssen. Warum hat sich Hector nur so entschieden?

Der Rest der Interviews erfolgt wie im Fluge und sobald alle abgeschlossen sind werden die Tribute in ihre Stockwerke im Trainingscenter gebracht. Für Sienna bedeutet das dass sie endlich ihren Tränen freien lauf lassen kann und sich  endlich nichtmehr für eine Kamera verstellen muss, all die Emotionen die sie von der Ernte bis jetzt sicher tief in ihrem Inneren verborgen hat kommen jetzt hoch und die sonst so toughe Sienna bricht schluchzend  am Boden zusammen. " Mom, Dad? Könnt ihr mich hören? Bitte verzeiht mir dass ich sie alleine gelassen habe und auch für immer verlass-verlassen weherde. I-ich kann ei-einfach niiihiicht meheeehr. Diese verdammten Spie-spiele richten mich jetzt schon zu Grunde. I-ich hatte Hoffnungen in einen Ju-jungen gesteckt, sein Name ist Hec-", beim bloßen Gedanken an Hector versagt ihre Stimme und sie muss einen lauten Schluchzer unterdrücken. "Sein Name ist Hector, und ich habe mi- mich so in ihm getäuscht, Momma, was soll ich denn jetzt nur tun? So stark bin ich doch nicht in echt. Das sollten doch blos die Kapitolbürger denken damit sie mich sponsorn ,aaaber das hat Ceasar mir verdo-horben. Mom, Dad, ich will nur zu euch, damit ich endlich wieder euer Lachen hören kann, eure Umarmungen spüren kann und mit euch bis tief in die Nacht über total ungruselige Gruselgeschichten lachen kann. Bitte kommt zu mir zurü-hück. Ohne euch halte ich das nicht mehr aus, ich vermisse euch so sehr.", jetzt kann sie ihre Schluchzer nichtmehr dämpfen, und es ist ihr auch egal ob sie wer hören kann oder nicht, sie ist ganz alleine. Ganz alleine in einem Raum des sie gefangen halten soll bis sie in der Arena um ihr Leben kämpfen muss. Sie weint bis sie fast keine Luft mehr bekommt und spürt wie sie Kopfschmerzen bekommt. Irgendwann versiegen ihre Tränen und sie kann wieder klar sehen. Es wird ein langer Tag für sie werden, denn obwohl sie vor Müdigkeit kaum noch die Augen offe  halten kann, muss sie den Tag durchstehen. Ich schaffe das, ich habe zwar die ganze Nacht durchgeweint aber jetzt sind meine Gefühle draussen, es wird ein langer Tag werden, aber keiner den ich nicht meistern könnte. Jetzt ist nichtmehr an schlaf zu denken denn Loraine klopft an ihrer Türe und ruft wie gewohnt mit ihrem überdrehten, schrillen und nervigen Kapitolsakzent: " Aufstehen, aufstehen. Sienna, raus aus den Federn." Das wird definitiv ein langer Tag werden.


Die 67. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt