Völlig entgeistert starrt Sienna auf Hectors blutiges Hemd"Wie hat er dich so treffen können?", flüstert sie um den inzwischen schlafenden Hector nicht aufzuwecken, doch schon schlägt er seine Augen auf.
„Scheisse Hec, ich hatte solche Angst um dich, als ihr da so gelegen habt und die Kanone abgefeuert wurde, da dachte ich dass du.. also dass er dich, also dass du jetzt", stottert Sienna, und kann den Satz nicht zu Ende bringen, unfähig und auch unwillig den schrecklichen Moment noch einmal zu durchleben befiehlt sie sich an etwas anderes zu denken, doch ihre Angst lässt sich nicht so einfach abschütteln. „Ich weis,"flüstert Hector und greift matt nach Siennas Hand."Ich habe das Geräusch einer fliegenden Waffe gehört, und dann den Kanonenschuss und dachte in meiner Panik dass er mir galt und dass es jetzt vorbei ist." „Ich bin echt froh dass du hier bei mir bist, weisst du das eigentlich?", Sienna erwidert Hectors Händedruck und sieht ihm tief in die Augen. In seinen blauen Augen spiegelt sich ihre Zuneigung. „Geht mir absolut genauso, aber wo sollte ich denn sonst sein?", flüstert Hector leise und windet seine Hand aus Siennas. Für einen kurzen Moment ist sie enttäuscht, dann aber merkt sie wie er seine beiden Hände sanft an ihre Wangen legt und sein Gesicht immer näher kommt. Wird er mich wirklich gleich küssen? Hier in der Arena vor ganz Panem? Obwohl er verwundet ist? Hector legt seine Stirn an ihre und zieht sie ganz nahe an sie heran. In diesem Moment fallen die ersten Regentropfen vom Himmel. Mit seinen Daumen streichelt er ihr immer wieder widerspenstige Haarsträhnen aus dem Gesicht und so verharren sie für einen Moment. Siennas Herzschlag ist nichtmehr zu bremsen, und in diesem Moment weis sie es sicher, sie hat sich in Hector verliebt. In einen Karriere Tribut, der eigentlich versuchen sollte sie zu töten, oder zumindest zu jagen. Stattdessen sitzen sie hier, mitten im Regen, der sich langsam in ein ausgewachsenes Gewitter umwandelt, an einen Baum gelehnt.
Ein Blitz erhellt den ganzen Wald und für einen kurzen Moment kann Sienna Hectors Gesicht gut erkennen. „Hast du das gesehen? Der Blitz war", setzt Sienna an. Doch weiter kommt sie nicht weil Hector seine Lippen auf die ihren drückt. Wäre sie gestanden wären ihre Beine unter ihr weggesackt, so ungeheuerlich fühlt es sich an von Hector geküsst zu werden. Aber eine stimme in ihrem Kopf trichtert ihr ein dass Hector sie aufgefangen hätte, wenn sie gefallen wäre.Dennoch fühlt es sich so an als ob sie gefallen wäre. Es fühlt sich an als wäre sie in einen der Liebesromane gefallen, die sie in der Schule durchnehmen mussten. Ein einziger Kuss des Liebsten reicht aus um ein Feuerwerk der Gefühle zu entfachen und einen alles um sich herum vergessen zu lassen. Bücher und Geschichten über die Sienna bis jetzt immer nur die Augen verdreht hatte, denn sie hätte so ein berauschendes Gefühl niemals für möglich gehalten. Für einen Moment fühlt sie sich komplett geborgen, sie vergisst wo sie sich befinden, es stört sie nicht einmal dass sie komplett durchtrennt wird von dem plötzlichen Gewitter das über sie hereingebrochen ist. Verrückt, was ein einziger Kuss von ihm anrichten kann. Sie rückt noch ein Stückchen näher an ihn heran, falls das überhaupt noch möglich ist. Sienna spürt dass dieser Kuss ein Versprechen in vielerlei Hinsicht ist. Durch diesen einen Kuss versprechen sie sich viele mehr. Sie versprechen sich auf einander aufzupassen. Den anderen niemals alleine zu lassen. Immer für einander da zu sein. Versprechen von denen sie beide wissen dass sie sie nicht halten können, doch für einen Moment erlauben sie es sich einfach nur glücklich zu sein, und sich ineinander zu verlieren.
Viel zu bald müssen sie sich wieder voneinander trennen um Luft zu holen. Doch kaum haben sie sich etwas beruhigt küsst Hector Sienna wieder, als ob er am ertrinken wäre und Sienna sein Rettungsboot ist. Ihren zweiten Kuss beenden sie erst als keiner der beiden mehr Luft in den Lungen hat und ein weiterer Blitz den Wald erhellt. „Lila", stammelt Sienna und versucht Luft in ihre Lungen zu pumpen. Noch nie hat sie sich so gefühlt. So offenherzig geliebt. Und tief in ihrem Inneren weis sie dass Hector sie so akzeptiert wie sie ist und dass lässt ihr Herz noch ein bisschen schneller schlagen ale es sowieso schon tut„Hä?", Hector blickt sie verwundert an. Ihre Lippen fühlen sich so wunderbar an, aber viel zu leer. Deswegen beugt sich Sienna noch einmal zu ihm hinüber und drückt ihm einen zweiten Kuss auf die Lippen. Dann erst antwortet sie ihm. „Der Blitz, der Blitz war lila". „Weisst du was sie bei mir in Distrikt 2 sagen wenn man einen lila Blitz sieht und jemanden darunter küsst?". Sienna kramt in ihrem Gedächtnis und versucht sich zu erinnern ob sie jemals Sprichwörter aus anderen Distrikten durchgenommen hatten, als ihr nach einigen Versuchen immer noch nichts einfällt schüttelt sie ihren Kopf und schaut Hector abwartend an. „Hat ein Liebespaar seinen ersten Kuss unter einem lila Blitz, werden sie, egal wie schwer es ihnen erscheinen mag, immer einen Weg für sich finden, und zusammenbleiben, was auch kommen mag.", flüstert Hector mit rauer Stimme und linst dabei immer wieder auf Siennas Lippen.Deswegen bemerkt er die dicke Träne, die Siennas Wange herunterläuft auch nicht. Denn mit der Abwesenheit von Hectors Lippen ist auch die Erkenntnis gekommen dass nur einer von ihnen überleben kann, wenn überhaupt. Doch wegen der vielen Regentropfen fällt die Träne nicht weiter auf. Ob er wohl auch gerade daran denkt? Sienna versucht Hectors Gesichtsausdruck zu lesen, aber falls er daran denkt kann er es sehr gut verstecken. Vielleicht ist er auch nur einfach komplett glücklich und will noch keinen Gedanken an morgen verschwenden. Wie kann ich ihm das vorwerfen? Immerhin wäre er heute beinahe gestorben.
Der Regen hat langsam nachgelassen und jetzt ist das Wappen Panems am Himmel erschienen, zusammen mit der Hymne des Landes. Sienna und Hector machen sich auf die Bilder der Tribute gefasst die sie eigenhändig getötet haben. Zuerst erscheint das Bild der kleinen Dina. Sie grinst frech auf die Arena herab, aber wenn man genau hinsieht, kann man die versteckte Panik und Angst in ihrem Gesicht erkennen. Dann verblasst ihr Bild und wird durch das von Laura ersetzt. Erst will Sienna wegschauen, doch dann zwingt sie sich dazu die Tributin, die sie heute Nachmittag getötet hat anzusehen. Ich werde nie wieder einen Menschen töten. Das bin einfach nicht ich und ich will nicht noch mehr unschuldige Leben beenden nur weil das Kapitol will dass ich es tue. Ich will nicht dass sie eine solche Macht über mich haben und mich zu einem Monster machen. Nach Lauras Bild erscheint noch André am Himmel, dann wird alles um sie herum wieder schwarz.
Während Hector wie bewusstlos geschlafen hatte hat Sienna seine Wunden versorgt, sie jedoch nicht an die in seinem Oberkörper getraut um ihn nicht zu wecken. Er hatte den schlaf bitter nötig. Aber jetzt da er wach ist und nichtmehr so schwach aussieht wagt sie sich daran. "Heb bitte dein Shirt hoch, dann komme ich einfacher zu der Wunde." Gehorsam befolgt Hector Siennas Anweisungen. Beim Anblick der Wunde runzelt Sienna die Stirn. Wie kann so eine kleine Wunde so stark bluten?
Bevor sie die Frage laut stellen kann fängt Hector schallend an zu lachen. "Oh mein Gott, die ganze Zeit dachte ich ich würde langsam verbluten, aber es war gar nicht mein Blut! André muss mich angehustet haben und zufällig genau auf die Stelle, die er zuvor gestreift hatte. Ich bin ja so ein Idiot!" Ohne ein Wort zu sagen schlägt Sienna einmal kräftig gegen seine Schulter. "Jag mir nieder so einen Schrecken ein!", flüstert sie mit Tränen in den Augen.Hector zieht sie ganz nahe zu sich und für eine Weile geniessen sie die Nähe des jeweils anderen. "Komm, Sienna. Wir müssen uns nach einem sicheren Schlafplatz umsehen, die Karrerios haben das Hovercraft bestimmt gesehen und werden sich jetzt aufmachen um nach den Gegnern von Laura und André machen, weil sie vermuten dass weder Laura noch André kampflos untergegangen sind und auf leichte Beute hoffen. Wir sitzen hier eigentlich schon viel zu lange" Unsicher blickt Sienna hinter sich, doch in der Dunkelheit kann sie nichts erkennen. Vielleicht liegt Rose fünf meter von uns entfernt und wartet darauf dass wir einschlafen. Vielleicht hat Cassia uns die ganze Zeit schon belauscht und heimlich gekichert als sie den Kuss mitverfolgt hat während sie bibbernd im Regen ausgeharrt hat. Oder Paul versteckt sich hinter einem der dichten Büsche auf der anderen Seite der Lichtung und hält sein Schwert bereit zum Angriff? Diese Gedanken jagen Sienna einen eiskalten Schauer über den Rücken und veranlassen sie noch schneller ihre Sachen zusammenzuraffen. "Kannst du denn gehen?", fragt sie Hector als alles bereit zum Aufbruch ist. Er beisst die Zähne zusammen und rappelt sich auf. Als Sienna ihm zur Hilfe eilen will winkt er ab. "Es ist nicht mehr so schlimm wie vorher. Ich denke dass ich schon wieder gehen kann. Nur nicht so schnell wie ich sollte! Am besten trennen wir u...", er hält mitten im Satz inne als er Siennas Gesichtsausdruck schemenhaft sieht. "Kommt nicht in die Tüte! Vergiss dass mal lieber sofort wieder! Du kannst mich nicht so küssen und dann denken dass ich dich einfach so verletzt zurücklasse!", faucht Sienna und schüttelt energisch ihren Kopf und ihre Worte noch zu verdeutlichen. Hector seufzt und willigt schließlich ein. Er weis dass sie ihn sowieso nicht alleine lassen würde und wenn sie hier bleiben um sich zu streiten verschaffen sie sich selbst nur einen Nachteil. Vielleicht liegt er auch falsch und die Karrerios gehen heute Abend doch nicht auf Jagd.
Eine gute halbe Stunde, in der Sienna sich äußerst beobachtet gefühlt hat, finden sie einen Baum der weit oben im Wipfel eine dicke Astgabel hat , die man von unten nicht erkennen kann, nur vom gegenüberliegenden Baum, den Sienna durch Zufall hochgeklettert ist um zu sehen ob der Wald bald ein Ende findet. Die Spielemacher sind immer wieder für eine Überraschung gut. Immer noch schmunzelnd klettert Sienna herunter und hilft Hector beim hochklettern, denn obwohl er wieder relativ sicher auf den Beinen ist fällt ihm das Klettern schwer. Was auch daran liegen mag dass er nie ein besonders guter Kletterer war. Oben angekommen schläft Sienna binnen Sekunden, dicht an Hector geschmiegt, ein.
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Die 67. Hungerspiele
FanfictionWird gerade überarbeitet, daher bitte nicht über Zeitenwechsel wundern! Danke :D Wie weit würdest Du gehen um zu überleben? Hast Du genug Mut um deine Wertevorstellungen hinter dir zu lassen und einen anderen Menschen zu töten, nur weil deine Regier...