One

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Dieses Kapitel wird eine Art "Pilot". Ihr kennt das sicher von Serien.. Pilotfolgen dienen der orientierung, ob es weiter ausgestrahlt werden soll, oder nicht. Und diese Frage habe ich auch an euch. Ich bitte euch um Feedback, ob ihr sie weiterlesen wollt, oder eben nicht.

Neverland3r xoxo

***

Nachdem mein Dad Mum betrogen hat, mussten wir wieder umziehen. Mum sagt, die Wohnung wäre zu teuer für uns beide. Natürlich denkt sie, ich wüsste nicht, was Dad getan hat, doch ich wusste es sehr wohl.

Sie dachten, ich könnte bei einem lauten Wortwechsel ruhig weiter schlafen. Da diese Nacht sowieso ziemlich stürmisch war, war ich wach. Nicht weil ich Angst hatte, sondern weil ich den Geräuschen eines aufkommenden Gewitters lauschen wollte. Das entspannte mich immer. Nachdem neben dem anrollenden Donner ein weiteres Geräusch in meine Ohren drang, was sich nach berstendem Porzellan anhörte, schlug ich die Decke auf Seite und setzte mich an die Bettkante. Ich rieb mir kurz die Augen, nachdem ich meine kleine Nachttischlampe anknipste, dessen grelles Licht in ihnen brannte. Als sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, schlüpfte ich in meine Hausschuhe, die vorne an den Zehen ein Schaf hatten, und schlurfte langsam zu meiner Tür. Tollpatschig wie ich war, stolperte ich über eine Hose, die ich gestern Abend einfach auf den Boden geworfen hatte und legte mich fast auf die Nase. Nachdem ich sie weggekickt hatte, ging ich runter in die Küche, wo Mum und Dad sich gegenüberstanden. Zwischen ihnen lagen die Scherben von mehreren Tellern. Beide starrten sich an, ihre Blicke trieften vor Hass.

„Du bist zu unfähig ein Kind zu erziehen!", hatte Dad geschrien, was Mum nur noch wütender zu machen schien.

„Ach ich bin unfähig? Wer von uns beiden ist nie zu Hause und treibt es mit irgendwelchen Nutten, die nicht mal halb so alt sind wie du?!", auch Mum schrie. Ich stand neben dem Türrahmen, versteckt im Schatten, und lugte in den erleuchteten Raum hinein, in dem so viel Spannung herrschte, als stünde dort ein Strommast, der eine ganze Siedlung mit Strom versorgen könnte. Nachdem sie sich weiter angestarrt hatten, passierte etwas, womit ich nie gerechnet hätte: Dad holte aus. Ich sah zu, wie Mum zusammenzuckte, als Dad seine Hand erhob. Sah zu wie seine Hand neben seinem Kopf zitterte. Wie er mit sich rang, ob er Mum schlagen sollte, oder nicht. Dann schaffte ich es, meinen Blick abzuwenden und vollständig im Schatten zu verschwinden. Stille. Lediglich das leise tropfen des Wasserhahns in der Küche war zu hören. Ich stellte mir den gewölbten Hahn vor meinem inneren Auge vor. Viele kleine Tröpfchen sammelten sich in der Mitte, wurden zu einem großen. Die Schwerkraft zog an ihm, doch er hielt dagegen. Letztlich gewann die Gravitation und der dicke Tropfen viel in das Silber schimmernde Becken, direkt neben den Abfluss.

Schwere Schritte verließen die Küche, ließen mich leicht zusammenschrecken, mich näher an die Wand drücken. Dad stapfte durch den Flur, Mum huschte hinter ihm her. Beide schienen mich nicht zu bemerken.

„Du gehst", zischte Mum und rannte an ihm vorbei nach oben.

„Schatz", sagte Dad genervt und ging ihr nach. Ich nutzte die Gelegenheit und schlich selbst nach oben. Während die beiden hinter der Treppe nach rechts bogen, schlich ich nach links, in mein Zimmer. So leise ich konnte schloss ich die Tür und schlüpfte zurück in mein Bett. Ich rollte mich zusammen und zog die Decke über meinen Kopf. Unsere dünnen Wände flüsterten mir die Gespräche meiner Eltern ins Ohr.

„Lass meine Sachen in den Schränken!" - Dad.

„Ich will dich nie wieder sehen!" - Mum.

Dann polterte es. Ich rollte mich mehr zusammen, als ich die schweren Schritte meines Vaters hörte, die hinter dem Poltern meiner Mutter hergingen. Die Haustür wurde geöffnet. Meine Neugier wuchs an und ich krabbelte aus dem Bett. Am Fenster beobachtete ich die beiden; Dad gestikulierte wild mit seinen Händen und Mum warf einen Koffer auf den Rasen. Da sie den Koffer mit ordentlicher Wucht auf die Erde geworfen hatte, war er aufgesprungen und Dads Kleider verstreuten sich daneben. Während Dad alles aufsammelte, steuerte Mum die Tür an, welche sie hinter sich zuschlug. Nachdem Dad alles eingesammelt hatte, schleppte er den Koffer zur Straße, wo er seinen Wagen geparkt hatte, stieg ein und fuhr weg. Unten hörte ich Mum leise weinen. Ich blieb noch einige Sekunden am Fenster stehen und stierte auf den Punkt, an dem Dads Auto immer gestanden hatte. Ich fing mich wieder, als Mum die Treppe hochkam. Schnell schlüpfte ich wieder in mein Bett und tat, als ob ich tief und fest schlafen würde, als sie meine Tür öffnete. Mit großen, aber leisen Schritten kam sie an mein Bett und setzte sich an die Kante. Mit ihrer dünnen Hand strich sie durch mein Haar. Ich gab mir Mühe, nicht einfach meine Augen zu öffnen und sie in den Arm zu nehmen. Doch sie machte es mir leicht, indem sie aufstand und wieder aus dem Zimmer ging, jedoch nicht ohne ein „Ich hab dich so lieb" zu murmeln.

Toy [*Pausiert*]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt