Thirty-One

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Warum kann es Mr. Tomlinson nicht lassen, mich Jungfrau zu nennen? Er ist doch nicht dumm. Oder taub. Oder ein kleines Kind, dem man alles zehnmal sagen muss, bis es hört.

„Du brauchst dringend jemanden", sagt er und mustert mich einmal von oben bis unten.

„Lassen Sie das mal meine Sorge sein."

„Jemanden, der dir andere Seiten des Lebens zeigt", redet er weiter, ohne auf meinen Kommentar einzugehen.

„Ich habe keine Zeit für sowas", rufe ich mir mein Motto in den Kopf. Erst die Schule, dass der Rest!

„Hab ich grade gesehen." Ohne weiter darauf einzugehen, gehe ich weiter in Richtung Klasse, Mr. Tomlinson neben mir. Als er Fin erwähnt, bin ich kurz vorm ausrasten. Warum denken alle, ich hätte irgendwas mit Fin?! Auch, wenn wir in der Schule fast alles gemeinsam machen, heißt das noch lange nicht, dass wir irgendwas am laufen haben. wir sind nur Freunde.

„Mit gewissen Vorzügen?" Ich sehe ihn mit einem Killerblick an. „Stimmt. Dann würdest du nicht mit mir rummachen. Ich vergaß." Wut steigt in mir hoch und ich versucht ihm wieder mal eins überzubraten. Bevor es ausarten kann, gelangen wir zur Tür, die uns zur Klasse führt. Wir bleiben stehen.

„Was würdest du tun, wenn das Gerücht mit mir wäre?" Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet. Was würde ich tun?

„Das gibt es ja nicht", antworte ich ausweichend und will die Tür öffnen, aber Mr. Tomlinson hält mich davon ab. Abwartend sieht er mich an.

„Ich würde es verneinen."

„Für mich?" Er wirkt erstaunt. „Wegen meinem Job?"

„Nein. Weil da nichts ist." Ich versuche meine eigenen Worte zu glauben. „Darf ich jetzt in die Klasse?" Er meint, ich sei kontrollierbar, doch das bin ich nicht. Ich öffne erneut die Tür, nur damit Mr. Tomlinson sie wieder schließen kann. Ich drohe ihm, zu schreien, wenn er mich nicht in die Klasse lässt, aber das traut er mir nicht zu. Er soll mich bloß nicht unterschätzen.

„Du bist nicht der Typ, der schreit", philosophiert er. „Du würdest in Angstsituationen weinen. Hat man ja bei Kevin gesehen." Diese Worte verletzen mich. Ungewollt steigen mir die Tränen in die Augen und lassen meine Sicht verschwimmen. „Nur weil er dir n Knutschfleck gemacht hat. Ich meine, Gott, man kann sich als ungebumste Jungfer auch anstellen." Das klatschen meiner Hand auf seine leider gesunde Wange hallt leise von den Wänden wider. Ohne ihn nochmal anzusehen, gehe ich zurück in die Klasse. Wie kann er von einem netten Kerl zu so einem Arsch werden? Ich spüre die Blicke einiger, als ich durch die Reihen gehe und mich auf meinen Platz fallen lasse. Mr. Tomlinson stapft in die Klasse, während ich mir die Tränen aus den Augen wische. Er setzt sich ans Pult und prüft die Anwesenheit. Leise murmelt er jeden Namen, bis er bei Fin stehen bleibt und ihn im Raum sucht.

„Weiß jemand, wo Fin ist?" Thomas sagt ihm, dass Fin krank ist.

„Toll. Hätte ich jetzt nicht gedacht." Er legt eine kleine Pause an, um mich anzusehen. „Mary. Du musst das doch wissen." Ein gewaltiges Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. Ich antworte ihm, dass er sich das Bein verletzt hat, dabei klingt meine Stimme etwas belegt, was einige zum Tuscheln bringt. So gut ich kann verbanne ich die Tränen. Als Mr. Tomlinson Fin und mich jedoch als Turteltäubchen betitelt, tuschelt jeder. Ich rutsche tiefer auf dem Stuhl, hoffe, dass sich der Boden auftut und ich verschwinden kann.

„Dann Grüß ihn doch nachher mal. Du gehst ihn sicher besuchen. Das gehört sich doch so, oder?" Einige in der Klasse beginnen auf Mr. Tomlinsons Kommentare einzugehen und machen mit.

„Hören Sie auf", versuche ich zu sagen, doch meine Stimme ist zu leise, als dass sie jemand hätte hören können. Erneut steigen mir Tränen in die Augen.

Toy [*Pausiert*]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt