Twenty-Seven

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„Ich verlange, dass Sie mir meine Sachen zurück geben."

Mr. Tomlinson setzt eine Unschuldige Miene auf, während wir uns weiter in die Augen sehen. Selbst aus der Entfernung von drei Tischreihen erkenne ich den wütenen Sturm in seinen Augen.

„Welche Sachen?" Der Hauch eins Grinsens umspielt seine Lippen. Sind nicht Lehrer die Allwissenden? Oder hat er wirklich ein solches Kurzgedächtnis, dass er die vergangenen Minuten bereits vergessen hat?

„Die Sie eben aus dem Fenster geworfen haben vielleicht?" Ich bemühe mich um einen ruhigen Tonfall. Auch wenn ich ihn hasse, muss ich Respekt vor ihm zeigen. Leider. „Am besten heute noch." Ich verschränke die Arme vor der Brust und tippe leicht ungeduldig mit der Fußspitze auf den Boden.

„Sonst was? Erzählst du allen, wie gemein ich bin? Und heulst dich bei Mama aus?" Nach seinen letzten Worten zieht er eine Schnute. „Oder rufst du Daddy an, der dann alles für dich klärt?" Damit hat er einen wunden Punkt getroffen. Zu gerne würde ich Dad anrufen. Seit acht Jahren bleibt mir das nun verwehrt und ich wünschte mir immer wieder, dass Dad zurück kommt und wir wieder eine Familie werden können.

Nur mit Mühe kann ich die aufsteigenden Tränen zurückhalten und bevor ich die Beherrschung verliere, stürze ich mich förmlich zur Tür. Leider ist Mr. Tomlinson schneller und baut sich vor mir auf. „Nachhilfe, Schätzchen."

„Lassen Sie mich in Ruhe!" Ich versuche, ihn anzuschreien, doch meine Stimme bricht. Mühsam versuche ich, mich an ihm vorbei zu drängen. Dabei ist das Wort Wand ein gutes Synonym für den gut gebauten Lehrer. Mein Drang zu weinen wurde immer schlimmer.

„Hey ... Ich tu dir nichts", dringt Mr. Tomlinsons Stimme in meine Ohren, jedoch nicht mehr voller Hohn und Spott; er klingt mitfühlend und nicht mehr gefühlskalt.

„Sie sollen mich in Ruhe lassen." Meine euphorische Kraft von vor einigen Sekunden ertrank in der angenehmen Mischung aus herbem Aftershave und Zitrone. Kraftlos und ohne zu wissen, was ich da eigentlich tue, lehne ich mich an Mr. Tomlinsons Brust. Mein Kopf liegt in seiner Halbbeuge, die bei jedem Wort, das er spricht, leicht vibriert.

„Was habe ich Ihnen getan?", frage ich und kämpfe noch immer gegen die Tränen an.

„Nichts, wieso?"

„Warum lassen Sie mich dann nicht einfach in Ruhe?"

„Ich mache gar nichts."

„Sie schikanieren mich, werfen meine Sachen aus dem Fenster oder küssen mich. Machen Sie das auch bei anderen? Denen in den Ausschnitt glotzen?" Das leise Schluchzen am Ende meiner Rede nimmt meinen Worten die gewünschte Note. Unerwartet legt er seine trainierten Arme um mich und zieht mich sanft an seine Brust. Ich kann seinen Herzschlag an meinem spüren, kräftig und etwas schneller. Doch diese Geste bringt das Fass zum überlaufen und erste Tränen sammeln sich in meinen Augenwinkeln, nur um dann gemeinsam eine heiße Spur auf meinen Wangen zu hinterlassen. Ich spüre seine Hilflosigkeit an der Art, wie er versucht, mir beruhigend über den Rücken zu streichen.

„Warum tun Sie das?" Meine Stimme klingt verzweifelt und belegt von den salzigen Tränen. Einen Moment lang sagt keiner von uns was, dann umgeht Mr. Tomlinson meiner Frage und versucht, mich mit Worten zu beruhigen. Mit noch immer rinnenden Tränen, löse ich mich aus seiner Art Umarmung und schaue ihm direkt in die Augen.

„Ich will, dass Sie sich von mir fernhalten. Nachdem Sie mir meine Sachen wieder gegeben haben." Mr. Tomlinson schaut mich einfach nur an, als versuche er zu verstehen, was ich ihm grade gesagt hatte. Als er dann seine Hand hebt, zucke ich zusammen, doch als sich seine Finger federleicht auf meine Haut legen und mir die Tränen wegstreichen, stehe ich perplex da.

Toy [*Pausiert*]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt