Twenty-Eight

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Mein Bauchgefühl sagt mir immer, was ich tun oder lassen soll. Seit Mr. Tomlinson in mein Leben getreten ist, ist mein Bauchgefühl etwas uneinig mit sich selbst, denn jetzt sagt es mir, dass ich zurück zu Mr. Tomlinson gehen soll. Warum, Bauchgefühl? Seufzend lasse ich meine Tasche von der Schulter in meine Hand rutschen und gehe den Weg zurück, von dem ich gerade gekommen bin. Ich sehe, wie Mr. Tomlinson schwer atmend vor den eingebeulten Spinden steht, die Hände zu Fäusten geballt. Mit leisem Aufprall landet meine Tasche auf dem Boden. Ich überwinde auch die letzten Meter, bis ich vor ihm stehe und wortlos seine versteiften Hände in meine nehme. Dabei versuche ich Blickkontakt aufzubauen. Wie können seine Augen ihre Farbe ändern? Vor wenigen Minuten schimmerten sie noch wie der Ozean, doch jetzt wütet ein schwerer Sturm in ihnen.

„Los. Schlag mich nochmal. Ich hab's verdient!" Ich kann seine Stimme nicht einschätzen, aber er klingt wie ein kleiner Junge. Ich bemühe mich um einen ruhigen Blick und entschuldige mich. Ich sehe, wie seine Kiefermuskeln tanzen, während er seine Kiefer fest aufeinander presst. Fieberhaft überlege ich, wie ich ihn wieder ruhig bekomme. Ich ziehe ein wenig an der losen Haut meiner Lippe und löse dann eine Hand von seiner, um ihm eine in die Stirn gefallene Strähne aus dem Blick zu streichen. Wie von Zauberhand wird sein Atem ruhiger und seine Fäuste lockern sich unter meinem Griff. Auf meinen geflüsterten Wunsch, sich endlich von mir fern zu halten, entzieht er sich mir wortlos und verschwindet. Ich blicke in die Richtung, in die er verschwunden ist und warte darauf, bis seine Schritte verhallt sind, bevor ich mich rühre und meine Tasche vom Boden aufhebe.

In der Cafeteria suche ich nach Fin, den ich sofort an einem runden Tisch finde, wo er mit seinen Freunden sitzt. Etwas zaghaft nähere ich mich ihnen und lasse mich mit einem „Hey" auf den letzten freien Platz der runde fallen.

„Hey, Schönheit", grinst Fin, was mich zum lächeln bringt. Auch seine Freunde begrüßen mich, setzen dann aber ihre Gespräche fort. „Fällt Nachhilfe aus?", will Fin wissen.

„So kann mans nennen", erwidere ich. Es wäre nicht fair, Fin von dem zu erzählen, was zwischen mir und Mr. Tomlinson passiert ist. ich lasse meinen Blick durch die überfüllte Halle schweifen und erhoffe mir aus irgendeinem Grund insgeheim, Mr. Tomlinson würde reinkommen.

„Hast ihn ausgeschaltet oder was?", holt mich Fins Lachen aus meinen merkwürdigen Gedanken, woraufhin ich langsam zu nicken beginne.

„Kennst mich doch."

„Killerbraut." Dieser Spitzname zaubert mir unangenehme Wärme in die Wangen und auch Fins Wangen färben sich leicht rot. Nachdem ich einem halben Gespräch über den perfekten High-Heel gehört habe, fühle ich, wie sich mein Magen leicht vor Hunger zusammenzieht. Meine Brote hatte ich schon heute Vormittag verschlungen und der Geruch von Brokkoli mit Nudeln ist keine Hilfe, um den Hunger auszublenden. Also beschließe ich, mir eins der Menüs zu bestellen. Kurz bevor ich den ersten Schritt zur Theke machen kann, hält Fin mich zurück und bittet mich, ihm etwas zu Trinken mitzubringen. Lächelnd nicke ich und stelle mich hinten in die Schlange. Es dauert nicht sehr lange, bis ich an der Reihe bin und mein Essen bekomme. Vorsichtig nehme ich das Tablett entgegen und balanciere es in Richtung Getränkeausgabe. Eine kalte, rauchige Stimme, die sich Kaffee bestellt, lässt mich innehalten. Da fällt mir ein, dass ich noch Geld von ihm habe ...

Ich drehe mich zu ihm um und betrachte sein Profil für einen Moment.

„Ja, extra stark. Ist das so schwer zu verstehen?", blafft er die Dame hinter dem Tresen an. es wundert mich, dass er jetzt wieder so aggressiv ist, schließlich war er im Bad und im Flur später doch ganz ausgeglichen gewesen. Nachdem die Dame ihm den Becher mit dampfendem Kaffee rüber reicht, nimmt er den Becher und knallt das Geld förmlich auf den Tresen.

Toy [*Pausiert*]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt