Der gestrige Tag hatte sich etwas gezogen, doch als ich zu Hause war, konnte er nicht schnell genug vorbei sein. Ich hatte etwas gegessen und Hausaufgaben gemacht, so wie eine vorbildliche Schülerin. Am späten Abend war ich über Stolz und Vorurteil eingeschlafen.
Als mein Wecker klingelt, stelle ich mir vor, ich wäre in einem Film. Warum ich dies immer tat, wusste ich nicht; es gab eine schöne Vorstellung ab, finde ich. Leider holt mich die Realität doch schneller ein und das piepen meines Weckers geht mir auf die Nerven. Mit einer flinken Handbewegung ist das monotone Piepen vorbei und ich schlage die Decke zurück. Nach einem kurzen Moment, in dem ich mich sammle, setze ich mich an die Bettkante und streiche durch mein Gesicht. Dann strecke ich mich kurz und ziehe mir Socken an. Bevor ich nach unten in die Küche gehe, schlurfe ich ins Bad, um mein Gesicht mit kaltem Wasser zu bespritzen, damit ich wach werde. Gähnend steige ich die Treppen hinunter und bekomme fast den Schock meines Lebens. Mum huscht an mir vorbei, perfekt gestylt, wie immer. Im vorbeirauschen höre ich, wie sie ein „Guten Morgen" sagt und im nächsten Raum verschwindet. Ich schüttle bloß etwas amüsiert den Kopf und gehe in die Küche. Dort suche ich im Kühlschrank, der auf mysteriöse Weise angeschlossen ist, einen Joghurt. Als ich einen gefunden habe, schnappe ich mir eine Kiwi, zerkleinere sie und kippe sie in den Joghurtbecher. Danach rühre ich die Kiwi unter die Masse und esse. Aus dem Raum, in den Mum verschwunden war, höre ich Stimmen. Mit wem telefoniert sie denn um diese Uhrzeit? Langsam nähere ich mich dem Raum, der sich als Arbeitszimmer entpuppt. Dort steht nicht nur Mum, sondern auch ein Mann. Seine blonden Haare fallen ihm in die Stirn, seine Augen auf die Oberweite meiner Mum gerichtet. Er hat sich gar nicht erst bemüht, seine muskulösen Oberarme zu verstecken, er trägt lediglich ein Tanktop. Mum erzählt ihm, was in diesem Haus alles zu tun ist, demnach denke ich, dass er Handwerker oder Klempner ist. Da mich beide noch nicht bemerkt haben und ich nicht scharf darauf bin, dass ein fremder Mann mich im Pyjama sieht, gehe ich zurück in die Küche. Nachdem ich den Joghurt gegessen und alles mit einem Glas Saft runtergespült habe, gehe ich schnell ins Bad, wo ich mich frisch mache. Danach husche ich in mein Zimmer, wo ich mich anziehe und meine Haare mache. Als meine Haare in einem verwuschelten Dutt sitzen, beginne ich mich zu schminken; dünner Lidstrich und Wimperntusche. Ich kann nicht nachvollziehen, wie manche Mädchen eine Stunde vor dem Spiegel stehen und zehn Kilo Make-Up im Gesicht haben. Schlussendlich packe ich meine Schultasche nach Stundenplan. Sport in den ersten beiden kann ja heiter werden. Ich suche meine Sportsachen zusammen, doch meine Schuhe kann ich nirgends finden. Also kann ich die Sachen gleich zu Hause lassen. Ich hoffe nur, dass der Lehrer nachsichtig ist.
Weil ich meine Zeit mit suchen verplempert habe, hatte ich den Schulbus verpasst und musste laufen, weil ich Mum nicht aus ihrer kleinen Besprechung holen wollte. Leider habe ich nicht viel Ahnung davon, wie ich zur Schule komme, weshalb ich mit einem Linienbus fahre. An der Schule angekommen, bin ich froh, dass ich Fin treffe, der mich zur Sporthalle führt. Nachdem ich mich bedankt hatte, lächelt er mich mit weißen Zähnen an und verschwindet wieder. Ich hingegen suche mich durch die Räume der Sporthalle, bis ich endlich den Teil finde, in der meine Klasse ist. Und Mr. Tomlinson. Er steht in der Mitte, während alle außen an ihm vorbeijoggen. So leise ich kann, schleiche ich mich auf die Bank und setze mich.
„Du bist zu spät, Mary", ruft Mr. Tomlinson quer durch die Halle, als sein Blick auf mich fällt. Diese Situation ist mir etwas unangenehm, weshalb ich auf den Boden schaue. Mr. Tomlinson gibt den anderen die Anweisung, Basketbälle zu holen, während er auf mich zukommt und vor mir stehen bleibt.
„Warum bist du zu spät?" In seiner Stimme schwingt Kälte mit und der Duft von Zitronen und Aftershave dringt in meine Nase. Ich hebe meinen Blick, nur um seinem zu begegnen. Jetzt, wo ich näher hinsehen kann, sind seine Augen bläulich, doch ein Grauschimmer bekämpft die leuchtende Farbe. Als das gefährliche Glitzern eintritt, wende ich meinen Blick wieder ab.
DU LIEST GERADE
Toy [*Pausiert*]
Teen Fiction»No risk, no fun« Das männliche Wesen ist nur eine parallel existierende Spezies, mit der ich mir den Sauerstoff teile. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man sich gegenseitig die Zunge in den Hals stecken kann und es auch noch schön findet. - das...