Thirty-Seven

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Als ich aufwache, ist es in meinem Zimmer dunkel. Ich drehe mich langsam um, damit ich auf meinen Wecker blicken kann. Dabei hege ich die Hoffnung, dass ich noch ein paar Stunden schlafen kann. Doch nachdem das sanfte Licht des Weckers angeht und mir die Uhrzeit präsentiert, stöhne ich genervt auf und fahre mir durch die Haare. Mir bleiben noch fünf Minuten, bevor mich der Alltag, das Leben wieder einholt und ich die Rolle bin, die mir vorgeschrieben ist. Bis das nervige Geräusch meines Weckers ertönt, schließe ich die Augen und genieße die Stille.

Nachdem ich den Wecker ausgestellt habe, schlage ich die Decke weg und fange gleich an zu frösteln. Im sitzen reibe ich mir über die Arme, dann schlüpfe ich in meine Hausschuhe und strecke mich, bevor ich aufstehe. Unten ist kein Ton zu hören, also muss Mum schon auf der Arbeit sein. Etwas traurig lasse ich mich am Tisch nieder und mache mir ein kleines Frühstück und ein Pausenbrot. Gesättigt gehe ich wieder nach oben und mache mich fertig.

Ich muss nicht lange auf den Bus warten, doch als ich einsteige sehe ich, dass der Bus fast komplett besetzt ist. Lediglich ein Platz ist frei und dessen Nebenmann gefällt mir irgendwie gar nicht. Was bitte macht Louis hier? Etwas zaghaft lasse ich mich neben ihn fallen. Dabei komme ich leicht an seinen Arm, was ihn sofort hochschrecken lässt. Angsterfüllt schaut er mich an. Ich blinzle ein paar Mal, dann widme ich mich meiner Tasche und krame mein Buch hervor. Grade, als ich das Buch aufgeschlagen habe und beginnen möchte zu lesen, fängt er an zu reden: „Was? Du hier?" Ich blicke kurz zu ihm und sage ihm, dass ich jeden Morgen hier bin. Dann widme ich mich wieder meinem Buch, doch weiter als einen Satz komme ich nicht, denn er fängt schon wieder an zu reden, diesmal im Flüsterton. Er wirft mir vor, Nähe zu ihm zu suchen, doch das zieht nicht. Ich gebe ein kühles „Nein" von mir und versuche, mich auf die Zeilen vor mir zu konzentrieren. Leider lenkt er mich immer mehr ab. Er macht eine ausladende Geste um zu beweisen, dass der Bus mittlerweile ziemlich leer ist. Ich klappe mein Buch langsam zu und starte einen Versuch, es ihm zu erklären, aber natürlich dreht er mir die Worte im Mund um. Irgendwann habe ich keine Lust mehr und will aufstehen, doch er hält mich zurück, erhofft sich, von dem Angebot, mir eine Frage zu beantworten, dass ich neben ihm bleibe, doch ich möchte einfach nur meine Ruhe haben. Während ich ihm das zu erklären versuche, sieht er mich mit diesem Blick an, der mich zu schnell in seinen Bann zieht. Ich schaffe es noch rechtzeitig, meinen Blick abzuwenden und setze mich auf einen anderen Platz. In der Hoffnung, dort in Ruhe weiterlesen zu können, schlage ich mein Buch wieder auf.

„Hey, Süße", fängt der Typ neben mir an. Ist es so schwer zu verstehen, dass wenn man ein Buch in der Hand hat, jenes auch lesen möchte? Ich versuche, ihn zu ignorieren, doch das ist nicht so leicht, wie ich dachte, denn in Nullkommanichts liegt seine Hand auf meinem Oberschenkel. Ich drehe mich von ihm weg, doch das scheint ihn nicht zu beeindrucken, denn er zieht mit seiner Hand nach. Erneut ziehe ich mein Bein weg, diesmal sichtlich genervt. Ich weiß nicht, wie oft ich nun diesen einen Satz schon gelesen habe ...

Der Typ besitzt dann auch noch die Dreistigkeit, meine Wange zu küssen. Ich bitte ihn, endlich von mir abzulassen, doch er grinst nur und fragt mich ernsthaft nach meiner Nummer. Plötzlich nimmt eine fremde Hand die meine und zieht mich sanft hoch.

„Meine Freundin will absolut nichts von dir", vernehme ich Louis' Stimme hinter mir. Ich wende meinen Kopf zu ihm und sehe ihn fragend an. Freundin? Was soll das denn jetzt? Doch es nutzt etwas, denn der Typ nimmt nun endlich seine schmutzigen Finger von mir. Louis beugt sich zu mir und bedeutet mir, mit ihm zu gehen. Wir durchqueren Hand in Hand den halben Bus und setzen uns in den hinteren Teil des Busses. Wir sehen einander an, still, bis Louis etwas von „Notgeiler Hengst" murmelt.

„Ich hätte das auch alleine hinbekommen", sage ich und wende den Blick langsam von ihm ab. Nachdem ich die Worte ausgesprochen habe, merke ich selbst, dass sie nicht stimmen. Ich höre ihn leise seufzen.

Toy [*Pausiert*]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt