Nineteen

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Das stetige Klingeln des Weckers reißt mich aus einem traumlosen Schlaf. Seufzend schalte ich das nervige Geräusch ab und fahre mir übers Gesicht. Kaum zu glauben, dass so viel in einer Woche passiert ist und umso mehr freut es mich, dass ich morgen erstens ausschlafen kann und zweitens ich zwei ganze Tage Mr. Tomlinson nicht zu Gesicht bekomme. Auch wenn er heiß sein mag, beängstigend ist er allemal.

Langsam setze ich mich auf und blicke mich verschlafen in meinem Zimmer um. Am Vorabend hatte ich vergessen, die Vorhänge zuzuziehen, weshalb mein Zimmer von den morgendlichen Sonnenstrahlen erhellt wird. Bevor ich aufstehe, strecke ich mich ausgiebig und schlüpfe dann in meine Pantoffeln. Ich gehe zu meinem Fenster und öffne es auf Kipp, damit der Geruch von Schlaf verschwunden ist, wenn ich nach der Schule nach Hause komme.

Zuerst schlurfe ich ins Bad, wo ich den Kaltwasserhahn aufdrehe, meine Hände zu einer Art Schüssel forme und das immer kälter werdende Wasser damit auffange, um es mir ins Gesicht zu streichen. Das wiederhole ich einige Male, bis ich endlich wach bin und den Wasserhahn abstelle. Auf der Treppe jedoch wäre ich beinahe hingeflogen, weil sich mein Schuh in dem Zwischenraum zweier Stufen verfangen hat. Glücklicherweise kann ich mich noch rechtzeitig am Geländer festhalten, sodass mein Schuh unter die Treppe fällt. Seufzend ziehe ich auch den anderen aus und husche flink nach unten, wo ich den einen Pantoffel wieder anziehe, da die Fliesen unangenehm kalt unter meinen nackten Füßen sind. Vorgebeugt schlüpfe ich unter die Treppen, um den zweiten Pantoffel ebenfalls an meinen Fuß zurückzustecken, bis ich Bekanntschaft mit einer Spinne mache. Quiekend schnappe ich mir den Schuh und hüpfe schnellstmöglich in die Küche. Nachdem ich mich von dem kleinen Schreck am Morgen erholt habe, überlege ich, was ich essen soll. Meine Wahl fällt auf Müsli mit Schokostücken. Ich nehme die Verpackung aus dem Schrank und stelle sie auf den Tisch, dann angle ich mir eine Schüssel hervor und suche im Kühlschrank nach der Milch. Zuletzt schnappe ich mir einen Löffel und setze mich auf einen der Stühle, die rund um den Tisch stehen.

Nachdem ich zu Ende gefrühstückt habe, räume ich alles wieder weg. Spülen würde ich nach der Schule. Am Fuß der Treppe angekommen, denke ich an die Spinne zurück, die darunter haust und ohne lange zu zögern, ziehe ich meine Pantoffeln aus und renne wie vom Blitz getroffen nach oben ins Bad. Dort putze ich mir die Zähne und mache mich frisch. Die Pantoffeln habe ich während des Rennens in mein Zimmer gepfeffert. Zurück in meinem Zimmer ziehe ich mir zuerst Socken über meine leicht kalten Füße, dann stelle ich mich vor den Kleiderschrank und überlege, was ich anziehe. Ich hasse es, jeden Morgen zu entscheiden, was ich anziehen soll. Vielleicht sollte ich mir die Sachen abends schon raus legen ...

Meine Wahl fällt auf eine hellblaue Jeans und ein normales T-Shirt mit Blumenprint. Ich weiß schon gar nicht mehr, wo ich das her hab. Meine Haare lasse ich offen, nachdem ich sie ordentlich durchgebürstet habe. Meine Augen schminke ich mit einem dünnen Eyeliner-Strich und Wimperntusche. Den Knutschfleck überdecke ich mit mittlerweile nur noch einer Schicht Make-Up. Ich betrachte mein Spiegelbild eine Weile. Blasse Haut, geschwungene Lippen, leuchtend blaue Augen. Ich sehe so aus wie immer.

Ich schenke mir ein kurzes Lächeln, ehe ich meine Schulsachen zusammensuche und in die Tasche packe. Damit gehe ich die Treppen hinunter und stelle sie an die Gaderobe. Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch Zeit habe, mir etwas zu essen für die Schule zu machen. Flink husche ich in die Küche und schmiere mir zwei Brote mit Frischkäse. Diese verpacke ich in Alufolie und stopfe sie oben in meine Tasche. Dann ist es Zeit und ich ziehe meine Vans an, für eine Jacke ist es zu warm. Nachdem ich die Tasche geschultert habe, greife ich nach dem Schlüssel und verlasse das Haus. Auf dem Weg zur Haltestelle, ziehe ich meinen iPod hervor und starte meine Playlist, sobald ich die Kopfhörer in meinen Ohren habe.

Der Bus kommt pünktlich, wie immer. Ich setze mich an den gleichen Platz wie immer. Ich schaue aus dem Fenster, wie immer. Der Bass dröhnt aus den kleinen Stöpseln und benebelt meine Ohren. Die sanfte Stimme flüstert ihr Lied und lässt mich in eine andere Welt abtauchen. Irgendwann fallen meine Augen zu und ich gebe mich ganz der Melodie hin. Plötzlich tippt mich jemand an und bereitet mir damit beinahe einen Herzinfarkt. Sofort öffnen sich meine Augen und ich reiße mir die Kopfhörer förmlich aus den Ohren heraus. Dann starre ich in die braunen unschuldigen Augen von Fin. Auf seinen Lippen hängt ein Lächeln, während er mich mit leicht schief gelegtem Kopf an einen Hund erinnert.

Toy [*Pausiert*]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt