Thirty-Eight

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„Sind Sie Mr. Tomlinson?" Pause. „Ihnen geht es besser. Ich dachte, sie seien zusammengebrochen."

„Ja, das bin ich auch. Nur dank unseren Schulsanitätern bin ich wieder fit." Ich löse mich aus meiner Starre und öffne langsam die Tür. Sofort schnellt Louis' Kopf in meine Richtung. „Da ist sie ja, unsere Schulsanitäterin." Louis zieht mich sanft zu sich und präsentiert mich förmlich. Etwas überrumpelt nehme ich die Hand des Sanitäters entgegen und schüttle sie. Er wirkt ziemlich jung, doch man sieht ihm an, dass ihm seine Arbeit zu schaffen macht. Kleine Falten haben sich auf seiner Stirn und den Augen gefurcht und lassen ihn wesentlich älter aussehen, als er tatsächlich sein mag. Er trägt die übliche Uniform: eine orange leuchtende Weste, die dazu passende Hose und bequeme Schuhe. Außerdem ist auf seiner Jacke ein Emblem zu sehen. Auf sein Fragen hin, stelle ich mich vor. Dann will er wissen, was vorgefallen ist. Er hält mich tatsächlich für eine Schulsanitäterin. Weil ich kein Wort rausbringe, erklärt Louis, dass er einen „kleinen Zusammenbruch" erlitten hat und redet sich mit familiären Problemen raus.

„Wollen Sie darüber reden?", fragt der Sanitäter, doch Louis blafft ihn kalt an und will wieder an die Arbeit gehen. „Sie sehen aber ziemlich blass aus." Da muss ich dem Sani recht geben, woraufhin Louis mich anfunkelt. Der Sani besteht förmlich darauf, Louis mitzunehmen und durchchecken zu lassen. Schließlich nimmt er Louis' Puls, den er als ziemlich schwach beschreibt. Doch Louis lässt sich das nicht gefallen und entzieht ihm seine Hand.

„Du hast jetzt Unterricht bei mir. Also komm." Der Sani ist hartnäckig und lässt sich nicht abwimmeln. Nach einer kurzen Diskussion, packt sich der Sani Louis und zieht ihn unsanft mit sich. Sofort beginnt Louis sich zu wehren und rennt stolpernd den Gang entlang. Weit kommt er jedoch nicht, denn ich halte ihn auf. Dadurch, dass er ziemlich geschwächt ist, gelingt mir das auch ganz gut. Als er sich zu wehren beginnt, sage ich ihm, er solle aufhören und endlich zur Vernunft kommen, doch all das will er nicht hören. Schließlich nehme ich meine Hand hoch, die dann mit einem klatschen auf seiner Wange landet. Ich hoffe, dass ihn das zur Vernunft bringt. Sein Kopf fliegt leicht nach rechts. Für einen Moment herrscht absolute Stille, doch dann schreit er mich an: „Spinnst du?!" Seit Atem wird schwerer; dort, wo meine Hand seine Wange getroffen hat, färbt sie sich langsam rot.

„Jetzt reißt du dich zusammen und gehst verdammt nochmal da mit." Ich merke, wie ich zum Ende hin immer lauter werde.

„Ich kann nicht und das weißt du genau!"

„Es ist wirklich besser so", mischt sich der Sani ein. Ich bitte ihn, mitzugehen, doch stattdessen rennt er in die andere Richtung los. Ich kriege grade noch seinen Arm zu packen und halte ihn somit ein zweites Mal auf. Mittlerweile ist er zu schwach, um sich noch großartig zu wehren und sinkt auf die Knie. Ich knie mich neben ihn, habe doch etwas wie Mitgefühl, kann ihn so nicht zurücklassen. Ich möchte ihm helfen.

„Sag mir, was du brauchst", flüstere ich so leise, dass uns der Sani nicht hören kann.

„Meine verdammte Ruhe", sagt er und schaut mich an. Ich schlucke und sage den wohl schlimmsten Satz, den ich jetzt hätte sagen können: „Nimm ihn mit."

„Ich hasse dich", seufzt er und lässt sich vom Sani hochheben. Es trifft mich, als diese Worte durch meine Ohren mein Herz erreichen. Mensch, Mary, reiß dich mal zusammen!

„Es wäre vielleicht besser, wenn wir jemanden mitnehmen könnten, wegen der persönlichen Daten", sagt der Sani und hält Louis fest.

„Könnt ihr vergessen", murmelt Louis. Der Sani bittet mich, zum Lehrerzimmer zu gehen, um dort einen seiner Kollegen zu holen. Etwas unsicher stehe ich da und blicke Louis an. Dieser wirft mir den Killerblick zu, als wolle er mich in Stücke reißen, wenn ich dies täte.

Toy [*Pausiert*]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt