Thirty-Six

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Ich bin grade dabei, meine Schuhe von den Füßen zu kicken, als ich ein leises Ächzen hinter mir wahrnehme. Mit einem halb angezogenen Schuh gehe ich Fin entgegen und helfe ihm die Verandatreppen hochzusteigen. Er hat das Gesicht angestrengt verzogen, doch er atmet erleichtert aus, als wir an der Haustür angekommen sind. Jetzt ziehe ich auch den anderen Schuh aus und stelle beide ordentlich unter die Gaderobe. Fin zieht seinen Schuh ebenfalls aus und sieht mich einen Moment lang an.

„In dein Zimmer?", fragt er und legt den Kopf leicht schief. Unsicher nicke ich, da ich nicht aufgeräumt habe, doch das Ganze klärt sich, da mein Zimmer im ersten Stock ist und ich ihm das nicht antun möchte. Also gehen wir hintereinander ins Wohnzimmer, wo ich auf das Ecksofa mit weißem Lederbezug zugehe und ihm anbiete, sich hinzusetzen. Nachdem er sich gesetzt hat, frage ich ihn, ob ich uns eine heiße Schokolade machen soll, woraufhin er begeistert nickt.

Ich lasse Fin alleine auf dem großen Sofa sitzen und husche in die Küche, wo ich zwei gleich aussehende Tassen aus einem Schrank hole und sie mit Milch fülle. Danach krame ich einen Topf hervor, in den ich die Milch gieße und erwärme. Während ich darauf warte, dass die Milch warm genug wird, schaue ich immer wieder zu Fin und beobachte, wie er sich im Wohnzimmer umsieht. Nachdem die Milch warm ist, nehme ich den Topf vom Herd und gieße die Milch zurück in die Tassen und rühre Kakaopulver unter. Als Topping schmeiße ich ein paar bunte Minimarshmallows in die Tassen. Ich greife mit beiden Händen um je einen Hänkel und trage die dampfenden Tassen ins Wohnzimmer. Kaum betrete ich den Raum, huscht Fins Blick von der dekorativen Einrichtung meiner Mutter zu mir und er fängt an, mich strahlend anzulächeln.

„Vorsicht, heiß", sage ich als ich mich umgedreht habe und die Tassen auf den gläsernen Beistelltisch stellen will.

„So, wie du?" Ich verharre in meiner Bewegung, kann mich aber nicht lange so halten, stelle die Tassen schnell ab und plumpse aufs Sofa. Ein Moment herrscht Stille zischen uns, bis Fin anfängt zu lachen, was mir die Röte ins Gesicht steigen lässt. Ich schnappe mir schnell meinen Kakao und schlurfe ihn in der Hoffnung, so meinen roten Kopf zu verbergen. Auch Fin greift zu seiner Tasse, trinkt einen Schluck und verbrennt sich doch tatsächlich die Zunge.

„Vorsicht, heiß", wiederhole ich leise, woraufhin Fin nickt. Sofort hallt sein Satz in meinem Kopf wider. Er findet mich heiß.

Wir hängen eine Weile unseren Gedanken nach, bis Fin sich räuspert und meine Aufmerksamkeit auf sich zieht.

„Vorhin. Was war da wirklich?" Ich schlucke und versuche das Geschehene, was sich szenisch vor meinem inneren Auge zusammen setzt, wieder zu vertreiben.

„Was meinst du?", frage ich einfach.

„Mary. Ich bin nicht blöd. Du warst so blass, nahezu geschockt. Das geht nicht von nem Cocktail." Er sieht mich resigniert an. Ich atme tief durch, lehne mich nach hinten und ziehe die Beine an meine Brust.

„Es ist im Moment alles ein bisschen viel. Ich meine, ich muss den Haushalt hier mehr oder weniger schmeißen, weil Mum viel arbeitet. Mr. Tomlinson hat mich auf dem Kieker und die anstehenden Klausuren ..."

„Was ist mit Mr. Tomlinson? War er wirklich zufällig auf dem Stadtfest?" Ich zucke leicht die Schultern und lege mein Kinn auf die Knie. Immerhin ist Louis auch nur ein Mensch. „Er meinte, ich solle mich von dir fernhalten." Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen und drehe den Kopf etwas zu ihm. Wann hat er das bitte gesagt? Als Fin meine Verwirrung sieht, erklärt er mir, dass er es ihm zugezischt hat. Vermutlich kurz bevor ich zu den beiden gegangen war.

„Sag mal ..." Er zögert. „Kann es sein, dass er irgendwas an dir findet?" Jetzt bin ich es, die zögert.

„Warum sollte er etwas an mir finden? Ich bin immerhin eine seiner Schüler."

Toy [*Pausiert*]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt