Forty

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Ich erinnere mich nicht immer gerne an meine Kindheit zurück. Die meiste Zeit, an die ich mich erinnere, war ich entweder alleine, oder meine Eltern stritten sich. Immer, wenn sie das taten, hing ich zwischen ihnen. Früher versuchte ich immer, sie davon abzuhalten, sich anzuschreien, doch irgendwann gab ich es auf. Immer, wenn sie anfingen mit erhobener Stimme miteinander zu diskutieren, stand ich auf, egal wo ich war, und verzog mich in mein Zimmer. Ich schloss die Tür immer extra laut, in der Hoffnung, sie würden dieses Signal endlich verstehen. Sie taten es nicht. Als selbst die Tür das Geschrei nicht mehr abhalten konnte, zog ich mir die Decke über den Kopf und rollte mich ein. Im Nachhinein war das auch keine bessere Lösung.

In jener Nacht gewitterte es heftig. Vorher hatte ich es immer genossen, doch seit mein Dad uns verlassen hatte, schreckte ich immer zusammen, sobald es blitzte oder gar donnerte. Mein Bett war mein Zufluchtsort. Das war schon immer so gewesen.

Ich lehne mich draußen gegen die Tür, schließe die Augen und sinke schließlich daran herunter. Hinter mir höre ich, wie Louis sich noch einmal erbricht. Ich ziehe die Beine an meinen Körper und versuche, die aufkeimende Übelkeit runterzuschlucken. Ich zucke heftig zusammen, als die Tür hinter mir geöffnet wird und Louis raustritt. Er tut so, als wäre das grade gar nicht passiert. Ich hieve mich hoch und blicke ihn an.

„Das war gar nichts grade. Komm rein", sagt er und deutet auf den Raum hinter sich, in dem wir grade noch waren. Er hat das Fenster angekippt und seinen Mageninhalt weggemacht. Dennoch liegt noch dieser beißende Geruch in der Luft, bei dem sich mir der Magen langsam wieder umdreht.

„Damit ich mich in fünf Minuten wieder verpissen darf?" Ich lege den Kopf leicht schräg und betrachte ihn eingehend. Als er mir dieses Wort an den Kopf geworfen hat, hat sich etwas in meinem Inneren zusammengezogen.

„Nein", sagt er mit einem Grinsen im Gesicht, das ich nicht so recht zu deuten vermag. Ich schüttle nur den Kopf und wende mich ab in Richtung Ausgang. „Wie du willst." Er schnaubt, doch ich halte mich nicht weiter daran auf und gehe den Gang entlang. Weit komme ich allerdings nicht, denn als ich um die Ecke gehen möchte, laufe ich beinahe in einen Arzt rein. Abrupt bleibe ich stehen und trete einen Schritt zur Seite. Der Mann vor mir lächelt mich müde an. Sein braunes Haar ist mit grauen Strähnen durchzogen und wirkt etwas fettig. Um seine Augen und seinen Mund haben sich tiefe Falten gebildet.

„Sind Sie Mary?", will der Arzt wissen. Etwas verwirrt nicke ich. Auch er nickt. „Sie wollten mich sicherlich grade holen. Wie geht es dem jungen Mann?"

„Ich denke, es geht ihm gut", antworte ich und unterdrücke den Drang, über die Schulter um die Ecke zu sehen. Der Arzt mustert mich einen Moment, dann setzt er sich in Bewegung um nach Louis zu sehen.

„Nein" sage ich schneller, als ich denken kann. Mist. Der Arzt bleibt stehen und sieht über seine Brille hinweg zu mir. „Er ... braucht keine Hilfe", sage ich das erste, was mir in den Sinn kommt.

„Nein? Sagt er das?"

„Ich sage das." Was mache ich hier nur? Doch der Arzt lässt sich davon nicht beirren und setzt seinen Weg weiter fort zu dem Zimmer, in dem Louis liegen sollte. Er erklärt mir, dass er eine Routineuntersuchung durchführen und ihn dann entlassen wird. Erst nach ein paar Metern, die wir nebeneinander hergelaufen sind, bleibt er stehen.

„Also. Wo liegt er denn?" Das ist die Rettung. Ich wimmle ihn ab, indem ich Unwissenheit vorgebe.

„Also eben war er noch da hinten, aber dann ist er um die Ecke und ... weg." Ich sollte sowas wirklich mehr üben, so unglaubwürdig, wie das klang. Doch der Arzt scheint es zu schlucken, denn er sieht mich mit großen Augen an. Dann schiebt er seinen Kittel beiseite und nimmt etwas hervor, das aussieht wie ein Walkie-Talkie.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 23, 2017 ⏰

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