Die einfallenden Sonnenstrahlen dringen durch meine nicht ganz zugezogenen Vorhänge und kitzeln mich in der Nase. Leicht benommen, noch immer im Halbschlaf, öffne ich die Augen und blinzle durch mein lichtdurchflutetes Zimmer. Schließlich bleibt mein Blick bei Mum hängen. Sie steht perfekt gestylt neben meinem Bett, die Hände in die Hüften gestemmt. Innerlich seufze ich und schlage die Decke zur Seite, um aufzustehen. Mum versteht und geht geräuschvoll aus meinem Zimmer. Ihre Absätze höre ich noch immer, selbst als sie in die Küche oder das Wohnzimmer geht. Ich strecke mich ausgiebig und setze mich dann auf. Bevor ich aus dem Bett steige, werfe ich einen Blick auf den Big Ben. Meine Füße baumeln von der Bettkante, als ich mir die Socken über die Zehen und dann die Ferse ziehe. Ich husche ins Bad, um mich dort frisch zu machen, danach gehe ich runter in die Küche. Mum steht an der Theke und füllt sich Kaffee in eine Thermokanne.
„Ich bin gleich weg", sagt sie, als sie mich sieht und stellt die Kaffeekanne ab.
„Arbeiten?"
„Auch." Ich nicke und berichte ihr, dass ich heute Nachmittag auf dem Stadtfest verabredet bin. Dies weckt sogleich ihr Interesse, sodass sie nachhakt, mit wem ich denn gehe. Sie seufzt. „Du solltest langsam an Jungs denken. So jung bist du nicht mehr."
„Ich bin sechzehn. Außerdem ist das hier das einundzwanzigste Jahrhundert. Da muss ich noch keinen Freund haben." Von Louis will ich ihr erstmal nichts erzählen.
„Was ist mit Fin? Der passt zu dir", plappert sie weiter, ohne auf meinen Kommentar einzugehen. Ich versuche ihr klarzumachen, dass Fin und ich nur Freunde sind, aber sie versteht das alles wieder total falsch. „Ok, ok. Mach was du willst. Ich bin jetzt weg."
„Bis später Mum. Hab dich lieb." Ich lächle sie an.
„Ja, ich dich auch." Sie geht, ohne mir auch noch einen weiteren Blick zu würdigen. Als sie aus der Tür ist, hole ich Milch aus dem Kühlschrank und stelle sie, zusammen mit dem Müsli, auf den Tisch. Zu dem Müsli esse ich frisches Obst und trinke einen Orangensaft. Gesättigt räume ich alles wieder zurück und gehe ins Bad, um mich fertig zu machen. Mit Pfefferminzatem trete ich vor meinen Kleiderschrank und überlege, was ich anziehen soll. Ich werfe einen Blick an der Schranktür vorbei zum Fenster. Die Sonne scheint an einem fast Wolkenlosen Himmel. Mit einem leichten Lächeln drehe ich mich zurück und ziehe eine Bluse mit dreiviertelarm und einen Rock heraus. Die beiden Kleidungsstücke hänge ich am Bügel an die offene Schranktür und beginne, mich umzuziehen. Ich kämme meine Haare durch und lasse sie offen. Anschließend trage ich noch etwas Wimperntusche und Labello auf. Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel schnappe ich mir eine kleine Tasche und stopfe Portemonnaie, Handy, Taschentücher und den Labello hinein. Danach ziehe ich sie zu und gehe nach unten, wo ich in meine Ballerinas schlüpfe. Nachdem ich mich vergewissert habe, dass ich nichts vergessen habe, schultere ich meine Tasche und verlasse das Haus. Eine spätsommerliche Briese umspielt meine Haare. Ich atme tief ein, bevor ich von der Veranda jogge und zu Fuß in Richtung Stadt gehe. Ich hoffe, dass Fin auch dabei sein würde, doch ich zweifelte daran. Plötzlich hielt ich an, als mir eine Person in den Weg läuft.
„Rennst mich gerne um, was?" Ich blicke kurz zu Louis hoch und spüre, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Schnell stammle ich eine Entschuldigung. Er fährt sich mit gespreizten Fingern durch seine noch feuchten Haare, wodurch kleine Wassertröpfchen an seinen Fingern hinuntergleiten oder auf den asphaltierten Boden landen. „Sag mal, spionierst du mir nach?"
„Ich gehe zum Stadtfest."
„Klar, du willst mich kennen lernen. Aber muss das so sein? Ich mache Sport. Ist das so interessant", zieht er mich auf. Ich verneine seine Frage und erkläre ihm erneut, dass ich zum Stadtfest gehe. Als ich weitergehe, ruft er mir lachend „Stalkerin" hinterher. Ich versuche es so gut es geht zu ignorieren, bis ich endlich weit genug von ihm weg bin, dass ich sein hämisches Lachen nicht mehr höre.
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Toy [*Pausiert*]
Teen Fiction»No risk, no fun« Das männliche Wesen ist nur eine parallel existierende Spezies, mit der ich mir den Sauerstoff teile. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man sich gegenseitig die Zunge in den Hals stecken kann und es auch noch schön findet. - das...