Hey! Da seid ihr ja schon. Schön, dass ihr euch dazu entschieden habt, mehr über mich und mein verrücktes Leben zu erfahren. Keine Sorge! Ich erzähl euch jetzt nicht unsere Hotelgeschichte, sondern fange direkt mit der Hochzeit an!
Ja und die ist wirklich, im wahrsten Sinne des Wortes, für das ganze Chaos, das in den letzten Wochen in meinem Kopf war, verantwortlich.
Denn einen Tag, nachdem meine Mutter mir von ihrer Idee erzählte, war es auch schon so weit und ich lernte meinen zukünftigen Ehemann kennen. Wie das zustande gekommen ist, ist ganz einfach. In unserer Familie ist es nämlich schon lange Tradition gewesen, dass die Väter die Frauen für ihre Söhne und die Mütter die Männer für ihre Töchter aussuchten. Demzufolge hatte meine Mutter bereits, bevor sie mir davon erzählte, einen Mann gesucht und auch gefunden. Dann musste nur noch mein Vater zustimmen und mir wurde auch schon Bescheid gesagt.
Wir reden hier also nicht von einer Hochzeit, sondern einer Zwangsheirat...
Tja und das ist leider noch nicht alles. Meine Mutter ist nämlich auch noch die Königin der Vollkatastrophen! Ja das stimmt leider wirklich. Denn letztes Jahr hat sie zum Beispiel fast den Hochzeitstag meiner Schwester ruiniert, indem sie den Tag mal eben umgeändert hat. Ihr werdet es mir nicht glauben, aber eine Woche vor dem eigentlichen Hochzeitstag, standen auf einmal tausende Gäste bei meiner Schwester im Garten... und ja! Die Glückliche ist schon verheiratet, und zwar mit einem echt tollen Typen. Da hat das Mittelalterprinzip mal zur echten Liebe beigetragen. Dass es das bei mir auch schaffen wird, bezweifelte ich...
Denn mein zukünftiger Ehemann war das komplette Gegenteil! (und das habe ich auch wirklich schnell bemerkt)
Wie? Wir haben uns damals erstmal in einem Café getroffen. Ja und dort habe ich dann auch gesehen, dass er auf eine sehr genaue Art und Weise bezahlt.
Genauer gesagt hat er einfach seinen Taschenrechner herausgeholt, um exakt 10% Trinkgeld zu geben. Die Kellnerin hat fast einen Lachkrampf bekommen und ich musste mich auch zusammenreißen. „Wie kommt man nur auf so eine komische Idee?", dachte ich mir nur. Aber es kommt noch besser.
Als wir dann nämlich das Café verließen, fuhr eine Stretch Limo vor und ich, ich konnte mein Glück kaum fassen. Schon als kleines Mädchen träumte ich nämlich davon, einmal eine von innen zu sehen. Ja und wäre mein Vater nicht der Meinung gewesen, dass nur Männer solch einen Luxus erleben dürften, wäre das sicherlich auch schon längst passiert. Aber das ist es bis dato leider nicht und damals hatte ich mich leider auch wieder mal zu früh gefreut....
Denn im nächsten Moment stieg mein „Verlobter", ohne was zu sagen, in die Limo ein und fuhr davon. Ja und ich? Ich bestellte mir ein Taxi und fuhr so zu unserem Anwalt, um mit ihm und meinem „Verlobten" den Ehevertrag zu entwerfen.
Ja, wenn die Hochzeit sowieso stattfindet wird, kann man sowas auch schon wenige Stunden nach dem ersten Treffen machen...
Wenige Minuten später war ich auch schon da, selbstverständlich pünktlich und wartete auf Mr. Neunmalklug...
Blöd nur, dass dieser kein bisschen auf Pünktlichkeit achtete. Ernsthaft! Er kam sage und schreibe 45 Minuten zu spät. Dem Anwalt erzählte ich, dass er im Stau stehen würde. Ich konnte ich ihm ja auch schlecht sagen, dass mein „Verlobter" mich soeben, bei unserem ersten Date, vor einem Café stehen gelassen hat und, dass unsere Ehe arrangiert ist... Das hätte der mir doch nie im Leben geglaubt!
Naja, vielleicht sogar schon. Aber ich hab mich halt nicht getraut und als mein Zukünftiger dann auch endlich mal da war, wurde mir langsam klar, wie katastrophal eine Ehe mit ihm wirklich sein würde. Ich hätte nämlich anscheinend kein Mitspracherecht gehabt und hätte nur als Vorzeigedame gedient. Wenn ich nicht mehr gekonnt hätte, wäre ich einfach ausgetauscht worden und meine Kinder wären dann bei ihrem Vater geblieben. Der Gipfel kommt erst noch. Ich hätte noch nicht mal, ohne meinen Ehemann, das Haus verlassen dürfen. Sogar der Anwalt riet mir dazu (als Mr. Genius auf dem Klo war) die Hochzeit abzublasen.
Ja und das ist auch klar. Denn natürlich hatte er damit Recht, dass das alles andere als gut und normal war. Aber ich wollte halt auch nicht erleben, wie ich von meiner Familie verstoßen werde...
und ja! Wir lebten wirklich wortwörtlich im Mittelalter. Aber keine Sorge! Wir bissen nicht. Wir lebten nur in einer anderen Welt, in die man hineingeboren wurden, in der Frauen viel weniger wert als Männer waren und nur putzen und Kinder bekommen sollten. Oder auch nur funktionieren sollten... Deswegen gings, nach dem Termin bei unserem Anwalt übrigens auch zum Frauenarzt.
„Augen zu und durch!", dachte ich mir nur als ich mit der Ärztin den Raum betrat. Es sollte überprüft werden, ob ich auch wirklich konnte... Mister Neunmalklug wartete glücklicherweise vor der Tür und dem Kinderkriegen stand glücklicherweise auch nichts im Wege. Im Nachhinein erklärte er mir auch noch, dass er sich schonmal mit dem Kindergeld auseinandergesetzt hatte. Am liebsten hätte ich ihm erklärt, dass ich mich schonmal mit unserer Scheidung auseinandergesetzt hatte. Aber das tat ich natürlich nicht, weil wir Frauen ja nicht negativ auffallen durften.
Als wir die Praxis dann endlich verließen, fuhren seine Stretch Limo und ein Mercedes vor. Ich gesellte mich in den Mercedes und er sich in die Stretch Limo. Wenigstens hatte er diesmal an mich gedacht!
Bei mir Zuhause machte er dann noch ein Riesentheater. Sogar die Meiers von nebenan schauten. Die hatten letztes Jahr im Lotto gewonnen und sind eine echt reizende Familie. Ja und Mr. Peinlich? Der kniete sich vor mir hin und erzählte mir, wie groß seine Liebe wäre. Ja, ihr liegt richtig! Nachdem wir unseren Ehevertrag besprochen hatten, machte er mir dann auch endlich mal einen Antrag...
und stellte mir im nächsten Moment auch die Frage der fragen. „Emma, mein Goldschatz, willst du mich heiraten?", hieß es aus seinem Mund. In diesem Moment trat auch noch meine Mutter aus der Tür und ich sagte selbstverständlich „Ja".
Was hätte ich auch sonst sagen sollen? „Nein, Mama! Ich scheiß auf unsere Traditionen!"? Nein. das hätte ich nicht tun dürfen. Das wäre einfach nicht richtig gewesen. Denn somit hatte ich die Ehre meiner Familie mal wieder gerettet! Denn nun war auch ich, die letzte Tochter, endlich verlobt.
Einen Moment später stürmte auch schon Familie Meier herbei und gratulierte mir. „Emma, wie schön! Wir dachten schon, du würdest dein Glück nie finden.", sagte Frau Meier. Nur ich kam leider nicht dazu, zu antworten...
Denn zwei Sekunden später fielen auch noch tausende rote Rosen auf uns herab. Eine Helikopterlieferung... „Sonderangebot, mein Schatz!", rief mir mein Verlobter" zu.
Ja, meine Mutter hatte es mal wieder geschafft... Der Tag war echt eine gewaltige Vollkatastrophe. Wobei, ich muss zugeben, dass die Helikopterlieferung auch ein bisschen lustig war. Aber wirklich lachen konnte ich darüber einfach nicht. Denn ich wollte einfach nicht zwangsverheiratet werden. Ich wollte einen anderen Mann an meiner Seite haben und nicht diesen Markus Pohl.
Ich wollte glücklich und richtig verliebt sein und nicht nur funktionieren.
Ja ernsthaft! Ein anderer Mann musste her!
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Rosen und Tulpen~Mein Leben in der Highsociety
RomanceGeld, Ruhm und Ansehen spielen in der Highsociety eine große Rolle. Das musste auch Emma lernen. Für sie war es selbstverständlich, dass ihre Eltern ihr Leben bereits vor ihrer Geburt durchgeplant hatten. Sie zweifelte nie an diesem Plan und achtete...