50. Unsere Wohnung

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Zwei Minuten später saß ich dann auch schon wieder in einem Taxi. Ich fühlte mich so gut, wie schon lange nicht mehr. Kein Wunder! Es ist mir ja auch immer so schwergefallen, das Ganze zu akzeptieren. Ich dachte nun mal, dass ich mit der Entscheidung nicht glücklich werden kann, dass ich mein Leben selbst planen möchte und mein Ding machen möchte. Ja, ich dachte wirklich, dass ich etwas ganz Besonderes bin. Ok, das bin ich natürlich immer noch! Dennoch war ich damals aber nicht mehr dafür, diese Tradition zu brechen. Ich wollte einfach mein Leben leben und dazu gehörte für mich auf einmal auch eine Zwangshochzeit. Denn auch, wenn ich immer noch auf diese besonderen Gefühle wartete, ließ allein der Gedanke, dass sie irgendwann einfach da sein werden, mein Herz schon höherschlagen.

Tja und so konnte ich es echt kaum glauben, dass so alles perfekt werden wird. Aber es war einfach so! Ich wäre in wenigen Tagen Braut auf einer der krassesten Hochzeiten der Welt gewesen, war mit meinem besten Freund verlobt und besaß auch bald schon meine erste eigene Wohnung! Das ist doch unglaublich! Ich meine, träumt da nicht jedes Mädchen von? Von einem traumhaften Ehemann, Geld, einer tollen Wohnung und so weiter? Ist das nicht unglaublich?

Ernsthaft! Hätte mir jemand Anfang des Jahres gesagt, dass das diesen Sommer passiert, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Immerhin wollte ich mich ja auch nie fügen und hätte deswegen wahrscheinlich auch gesagt, dass ich das nicht zulassen werde. Tja, aber das hat sich dann halt geändert. Denn dann habe ich irgendwie gemerkt, was wirklich die richtige Entscheidung ist. Dann habe ich endlich gemerkt, mit welcher Entscheidung ich wirklich glücklich werden werde.

Tja und, da ich mir auch sicher bin, dass einige von euch diese Entscheidung nicht gut finden, möchte ich es euch jetzt einfach nochmal erklären. Denn das bin ich euch einfach schuldig. Immerhin seid ihr ja die einzigen, die wirklich wissen, wie es mir die ganze Zeit ging. Tja und deswegen versuche ich es euch jetzt noch mal zu erklären und hoffe, dass ich euch nicht allzu sehr enttäusche... Irgendwie seid ihr mir nämlich, auch wenn ich euch nicht kenne, sehr ans Herz gewachsen und deswegen hoffe ich einfach, dass ihr euch meine Geschichte, auch wenn ihr meine Entscheidung nicht verstehen könnt, bis zum Ende durchlest. Aber das ist nun mal eure Entscheidung und die werde ich euch auch nicht abnehmen... Schließlich weiß ich ja, wie schlimm es ist, Entscheidungen abgenommen zu bekommen. Aber ihr wisst ja auch schon, dass es ein Happy End gegeben hat und deshalb ist die Frage ja eigentlich auch rhetorischer Natur.

Ja und, warum ich mich jetzt auf einmal für die Hochzeit entschieden habe, ist ganz einfach! Bis jetzt habe ich nämlich immer nur das negative gesehen. Tja und deshalb habe ich mir gesagt, dass sie schlecht ist. Denn es war nun mal wirklich so, dass ich Markus nicht liebte, dass ich dazu gezwungen wurde, dass ich nicht ich selbst sein konnte und, dass ich die Liebe meines Lebens deswegen ziehen lassen musste... Nachdem Markus Eltern mir aber die Leviten gelesen haben, hat sich meine Einstellung gegenüber dem Ganzen aber gewaltig geändert. Dank Ihnen habe ich nämlich das erste Mal über die positiven Aspekte von einer Zwangshochzeit nachgedacht und habe dabei halt gemerkt, wie gut sie eigentlich ist. Immerhin hätte ich so meine Eltern nicht enttäuscht, war mit einem sympathischen Mann verlobt, wäre Mutter geworden und wäre somit auch glücklich geworden, wenn sie stattgefunden hätte. Denn es hätte mir halt an nichts gefehlt und so hätte ich mir auch keine Gedanken darüber machen müssen, ob meine Eltern meinen Ehemann mögen werden. Schließlich haben sie ihn ja auch ausgesucht. Sie wären also nicht sauer auf mich gewesen. Ja und deswegen hätte ich mich auch nicht unnötig stressen müssen und hätte einfach mein Ding durchziehen können. Auch, wenn ich meiner ersten großen Liebe keine Chance gegeben hatte. Dass ich das nicht getan hatte, bereute ich deshalb noch nicht mal. Einfach, weil mir niemand garantieren konnte, dass das mit Tom und mir geklappt hätte. Vielleicht hätte ich mich also umsonst von meiner Familie getrennt und mir dadurch mein Leben ruiniert!

Ja und mehr kann ich euch auch nicht erklären. Denn im Großen und Ganzen wars das. Ja und ich bin mir auch irgendwie sicher, dass ihr weiterlesen werdet, und das solltet ihr auch tun. Denn es ist wirklich echt schön geworden.

Warum? Weil ich plötzlich in meiner Wohnung stand und sie einfach traumhaft war. Alles ist sehr elegant und modern eingerichtet gewesen und ich freute mich auch schon total darauf, sie endlich zu dekorieren. Ich hätte echt nicht gedacht, dass diese Wohnung mich so umhauen wird. Aber sie war einfach mega! Es gab einen riesigen Wohn- Essbereich mit angrenzender Küche und alle Räume waren riesig. Ich konnte es auch kaum erwarten, bald das erste Kinderzimmer einzurichten. Tja und meine Eltern waren auch sehr froh, dass mir die Wohnung so gefiel und staunten nicht schlecht, als ich sie anstrahlte. Sie hatten anscheinend wirklich mitbekommen, wie sehr mich der Gedanke, Markus zu heiraten, verrückt gemacht hat. Wobei natürlich weiß ich nicht, ob sie das Ganze wirklich hinterfragt hatten. Aber das war mir auch egal. Denn letztendlich zählte nur das hier und jetzt! Und jetzt war ich halt endlich glücklich und alles davor war Geschichte!

Einige Minuten später haben meine Eltern Markus und mich dann allein gelassen. Nur Markus sah leider nicht allzu glücklich aus. Er war immer noch sehr traurig wegen Lena und deswegen fiel es ihm auch sehr schwer, seine neue Wohnung zu akzeptieren. Während ich mir es nämlich auf dem Sofa bequem gemacht hatte, lief er immer noch kreuz und quer durch die Wohnung. Er ist mit der Situation wirklich überfordert gewesen und kam mit ihr halt echt nur schwer klar...

Plötzlich wurde ich auch wieder trauriger. Denn für mich war es wieder mal sehr schwer, ihn so zu sehen. Aber meine positive Einstellung verschwand dadurch zum Glück nicht. Ich sagte mir nämlich: „Wenn ich das geschafft habe, das zu akzeptieren, wird er das auch schaffen." Ja ich war mir echt sicher, dass er irgendwann verstehen wird, wie toll die Situation doch ist. Dass er eines Tages verstehen wird, warum wir unseren Eltern dankbar sein sollten und sich auch sagen wird, dass ich kein allzu schlechter Fang bin.

Ja und vielleicht hätten wir uns letztendlich wirklich ineinander verliebt und das Leben gelebt, das ich mir so sehr gewünscht habe. Vielleicht hätten Markus und ich sogar meine Bilderbuchfamilie gegründet.

Nur, dass das nicht passieren wird, konnte ich euch damals leider noch nicht sagen. Ich kann nun mal nicht in die Zukunft sehen! Was ich euch aber sagen konnte war, dass ich den Gedanken, an die wahre Liebe, nicht beiseitegelegt habe.

Denn ich glaubte fest daran, dass Markus diese Person ist, die ich schon so lange gesucht habe.

Dass Markus meine erste große wahre Liebe ist!

Rosen und Tulpen~Mein Leben in der HighsocietyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt