12. Funkenregen

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Markus und ich waren demzufolge alles andere als glücklich. Hätte mir jemand gesagt, dass ich meine eigene Hochzeit so bereuen werde, hätte ich ihm das wahrscheinlich nie geglaubt. Eigentlich bin ich ja auch ein Optimist, aber auch die größte Optimistin der Welt kommt halt irgendwann an ihre Grenzen. Wie sollte ich auch optimistisch sein, wenn ich das Ganze sowieso nicht verhindern konnte...

Markus war auch alles andere als optimistisch. Denn eine Alternative zu unserer Hochzeit gab es einfach nicht. Tja und, da wir nach dem Motto „Entweder ganz oder gar nicht." handelten, wollten wir wohl oder übel den ganzen Scheiß, den unsere Eltern da planten, mitmachen...

Versteht mich bitte nicht falsch! Ich hätte denen wirklich gerne meine Meinung gegeigt, aber das konnte ich einfach nicht. Denn davor hatte ich ja zum einen echt viel  Angst und zum anderen wussten meine Eltern halt auch ganz genau, wie man mich umstimmen konnte und haben das auch schon oft geschafft. Wenn ich also den Mund aufgemacht und widersprochen hätte, hätte ich denen zwei Sekunden später wieder zugestimmt. Mag sein, dass ich das gar nicht gewollt hätte... Das ist sogar ziemlich sicher! Aber erklärt das erstmal einer eingeschüchterten Emma, die Angst hat ihre Eltern zu verlieren, die sich nie schlecht benommen hat, die immer alles für ihre Eltern getan hat.

Ja, ich war nun mal perfekt! Da konnte ich nicht einfach von den einem auf den anderen Tag ein Arschloch werden. Und das sage ich jetzt nicht, weil meine Eltern dann ausgerastet wären, sondern einfach, weil ich mich nicht von jetzt auf gleich ändern konnte! Ich wollte das echt aus tiefstem Herzen! Dennoch wusste ich aber auch, dass ich dafür noch etwas Zeit brauchen werde. Ich konnte nur hoffen, dass ich noch vor der Hochzeit, den Mut dazu haben werde, meinen Eltern zu widersprechen. Aber, dass das wirklich passieren wird, hätte ich nie im Leben gedacht...

Irgendwann rief uns dann Markus Vater wieder in den Garten und forderte uns auf, unsere Verlobung zu feiern. Deswegen unterhielten wir uns dann auch noch mit allen Gästen und amüsierten uns dabei richtig. Markus hat nämlich allen erzählt, dass er mir gestern einen Eimer Wasser übergeschüttet hat. Ja und darüber hat sich eine Lady besonders aufgeregt und: „Markus, wie konntest du nur? Ich bin zutiefst von dir enttäuscht! Wie konntest du nur deiner armen Verlobten sowas antun? Sie ist doch so ein kleines, zartes Ding...." gesagt. Dabei hat sie übrigens auch noch sehr erschrocken geschaut und war glaube ich auch den Tränen nahe. Ja ich weiß! Darüber hätte ich mich nicht lustig machen sollen. Aber ich brauchte nun mal irgendwas, um meinen Frust zu vergessen. Außerdem haben wir ja auch nicht laut über sie gelacht...

und abends war es dann auch endlich so weit und das großartige Feuerwerk wurde gestartet. Ach und haltet euch fest, ich durfte sogar den Knopf drücken! Welch eine Ehre! Ja und ich muss leider auch zugeben, dass das Feuerwerk echt der Hammer war. Es dauerte nämlich über 30 Minuten und Markus und mein Name wurden gefühlt tausend Mal in die Luft geschossen... und so langsam wurde mir auch klar, warum man dafür eine Genehmigung brauchte. Schlussendlich leuchtete dann, wie geplant, ein Herz mit unseren Initialen und einem Baby auf und selbstverständlich waren alle Damen und Herren sehr begeistert. Denn ein so großes Feuerwerk hatte noch niemand gesehen. Tja, kein Wunder! Es war ja auch größer als das Neujahrsfeuerwerk und in der Highsociety machte man halt auch keine halben Sachen! Denn dafür hatte man einfach kein Geld!

Später gabs dann noch eine kleine Fotosession. Markus und ich standen Arm in Arm in einem Blumenbeet, in dem Julietrosen wuchsen, die teuersten Blumen der Welt. Eine kostet ca. 13,5 Millionen Euro. Es war echt perfekt und genauso, wie es sich alle vorgestellt hatten. Bis Markus auf eine Rose trat...

Alle Frauen wurden dann nämlich plötzlich von einer auf die andere Sekunde kreidebleich. Denn, wenn solch eine tolle Rose zerstört wird, ist das selbstverständlich ein Desaster! Tja und die Männer, die versuchten sie zu beruhigen. Denn 13,5 Millionen Euro waren für sie natürlich kein Problem. Doof nur, dass meine Mutter eine Blumenliebhaberin ist und es gar nicht gut findet, wenn ihr Schatz ihre Schätze „in Gold aufwiegt". Ja und deswegen gab es selbstverständlich einen Ehestreit!

Den Anfang machte meine Mutter und schrie: „Bist du denn komplett verrückt geworden?", Daraufhin antwortete mein Vater verwundert „Nein...". Tja und dann schaute meine Mutter ihn geschockt an und legte richtig los... „Wie kannst du nur diese wunderschönen Blüten mit Geld vergleichen! Schäm dich! Du nichtsnutziger, sturer Bock! Wenn auch nur einem dieser wunderschönen Geschöpfe noch ein Blatt gekrümmt wird, dann kannst du was erleben!" „Aber Schatzilein! Du kannst mich doch nicht so anschreien! Beruhige dich! Es ist nur eine Blume ", heulte mein Vater. Im nächsten Moment zog meine Mutter meinem Vater eine Bratpfanne über. Der war dann kurzerhand ausgeknockt. Da das bei uns Alltag war, blieb ich ruhig. Schließlich musste das mein Vater ja auch jeden zweiten Tag aushalten und bis jetzt ist er auch immer wieder aufgestanden.

Markus blieb leider nicht ruhig. Er rannte zu meinem Vater und... riss dabei noch eine Julietrose um. Meine Mutter war dann endgültig nicht mehr zu bremsen. „Kannst du nicht einmal deine Augen aufmachen?", schrie meine Mutter ihn verzweifelt an. „Dass du noch so ein zartes Geschöpf töten kannst. Das wirst du bereuen!" Ja gut, ich würde mal sagen das war kein Ehestreit, sondern ein Familienstreit. Markus stand dann geschockt vor dem Beet und betrachtete die „Tote" und meine Mutter? Die krallte sich wieder die Bratpfanne. Doch, bevor sie Markus erreichen konnte, schoss mein zukünftiger Schwiegervater ihr einen Sektkorken in den Rücken. Natürlich ging dann meine Mutter auch noch auf Markus' Vater los. Kurzerhand krallte sich Frau Pohl dann schnell den Gartenschlauch und schrie: „Warte Schatz! Ich helfe dir!" Währenddessen kam mein Vater wieder zu sich und sah nun, wie mein Schwiegervater in seine Richtung rannte. Mein Vater wollte gerade auch wegrennen, da zog meine Mutter ihm schon wieder eine über.

Joa und die Gäste? Die standen verzweifelt im Garten, beobachteten das Spektakel und hörten die ganze Zeit, wie meine Mutter „Meine arme, arme Rose!" schrie. Ach und ich, ich zweifelte so langsam daran, dass die sich irgendwann wieder beruhigen würde...

Nach gefühlt einer Ewigkeit kam mein Vater dann zum zweiten Mal wieder zu sich. Mittlerweile rannte mein Schwiegervater immer noch mit der Sektflasche, wie verrückt durch den Garten. Hinter ihm war meine Mutter mit der Bratpfanne und dahinter wiederum meine Schwiegermutter mit dem Gartenschlauch. Mein Vater betrachtete die drei kurz und rannte dann auch wieder los. Naja, er versuchte es und torkelte in Richtung Gartentor. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich schwören können, dass er betrunken ist.

Irgendwann hatte er sein Ziel dann erreicht und öffnete das Tor. Ja und dann stand er auf einmal vor zwei Polizisten... (Die Nachbarn dachten anscheinend meine Mutter würde Einbrecher verjagen.) Tja und dann mussten die Polizisten erstmal meine Mutter und meine Schwiegereltern einfangen, um dann von allen die Personalien auf zunehmen und natürlich war auch die Presse da. Es gab wieder einen Blitzlichtregen und irgendwann kamen dann auch die Rettungswägen. Einer für meine Mutter, die anscheinend einen geprellten Rücken hatte und einer für meinen Vater, der eine starke Gehirnerschütterung hatte. Meine Mutter wollte sogar, dass die Polizei zwei Krankenwägen für die Rosen bestellt, aber das taten die natürlich nicht. Welch ein Wunder!

Einige Stunden später waren dann Markus und ich alleine und räumten die Villa auf. Die musste nämlich noch am selben Abend an den Vermieter übergeben werden. Ja und an eine Putzfrau hatten unsere Eltern leider nicht gedacht. 

Selbstverständlich gab es am nächsten Tag auch wieder eine tolle Schlagzeile. „Schreiber und Pohl: Verlobungsparty geht schief.-Polizei und Krankenwagen mussten gegen Bratpfanne, Gartenschlauch und Sektkorken ankämpfen."

Ach ja und unsere Verlobungsparty war demzufolge echt ein richtiges Desaster. Aber überrascht hat mich das nicht wirklich. Denn ich hatte irgendwie auch nichts anderes erwartet. Aber keine Sorge, deswegen wurde die Hochzeit natürlich nicht abgesagt.

Ja und beste Freunde wurden unsere Eltern dann auch nicht mehr...

Auch, wenn unsere Väter eigentlich dasselbe Hobby hatten!

Rosen und Tulpen~Mein Leben in der HighsocietyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt