25. Malle ich komme!

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Eine Nacht später ging es dann auch endlich auf Junggesellenabschiedsreise. Endlich! Endlich konnten wir unseren Eltern entfliehen! Wobei, eigentlich wollte ich mich darauf gar nicht freuen. Aber irgendwie war ich deswegen auch echt glücklich. Immerhin waren die letzten Wochen mit meinen und Markus Eltern echt nicht die schönsten meines Lebens und auch, wenn ich es immer noch nicht glauben kann, dass ich das jetzt sage, war ich echt froh darüber, dass wir diese Reise machen mussten. Einfach, weil sie irgendwie der einzige Lichtblick in diesem ganzen Chaos war.

Meine beste Freundin Lia, die einzige normale Prinzessin aus der Highsociety und zwei Fake-Freundinnen kamen übrigens mit.

Zunächst mussten Markus und ich uns aber noch gebührend verabschieden. Er flog im Übrigen nach LA und ich nach Malle! Tja und da haben wir auch wirklich mit Alkohol und Co. gefeiert.

Bevor ich euch jetzt aber genau erzähle, was dort noch so alles passiert ist, berichte ich euch erstmal von Markus und meiner Abschiedsfeier, oder auch unserem Pressetermin! Unsere Eltern hatten sich nämlich wieder mal blitzschnell zusammengerauft und so war jetzt auch alles wieder gut. Also so mehr oder weniger. Denn mein Traum, dass sie sich sehr hassen und die Hochzeit absagen, ist demnach leider nicht wahr geworden...

Ja und, da die vier also wieder ein Herz und eine Seele waren, war der Tag natürlich perfekt durchorganisiert.

Markus und ich liefen nämlich nochmals in den Veranstaltungssaal unseres Hotels ein und schafften das diesmal auch, ohne uns zu streiten. Überall waren Blumen, Kerzen, weiße Bänder und so weiter. Im Grunde genommen war das Ganze echt kitschig. Man hätte sogar meinen können, wir würden gerade heiraten. Aber das taten wir natürlich nicht. Noch nicht...

Danach hielten beide Väter noch eine tolle Rede. Denn nur Tschüss sagen, konnten sie einfach nicht! Das wäre nämlich nicht pressetauglich gewesen.

Mein Schwiegervater begann, da er 55% des Ganzen bezahlte. Keine Ahnung, wie mein Vater das geschafft hat. Ich bin ja der Meinung, dass mein Vater ihm sonst keine Probefahrt in seinem neuen Ferrari erlaubt hätte. Aber, ob das wirklich stimmt, kann ich euch leider nicht sagen. Denn das haben uns die beiden natürlich nicht erzählt. Schließlich hatte das ja auch nicht wirklich was mit unserer Hochzeit zu tun und, dass mein Schwiegervater ja wirklich das Auto von meinem Vater gefahren ist, kann ja auch einen anderen Grund haben.

Ach ja und Markus Vater hatte selbstverständlich eine ganz tolle Rede vorbereitet... Die ging nämlich so:

„Sehr geehrte Damen und Herren! Herzlich Willkommen! Ich freue mich schon sehr, heute mit Ihnen endlich die Verlobung meines Sohnes zu feiern. Die private Feier hat ja leider im Krankenhaus geendet. Hoffen wir, dass diese hier ein schönes Ende finden wird. Mein Sohn ist wahrscheinlich schon sehr aufgeregt. Moment, was sage ich da? Natürlich ist er aufgeregt! Man heiratet ja schließlich nur einmal(also ich glaube das sah ihr Sohn anders). Ich kann es selbst noch gar nicht glauben(ja da sind wir ja schonmal zwei oder auch drei)! Mein Sohn heiratet! Er heiratet, heiratet und heiratet! (was sollte er auch sonst tun) Markus! Du bist so ein toller, reifer Mann und ich hoffe, dass ich bald Großvater werde!(Mamma Mia! Here we go again) So ein kleines schnuckliges Baby vollendet ja immer die Ehe!(My my, how can I resist you...)In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein wunderschönes Fest!(wünschte ich uns  nicht)"

Das war also die Rede von Markus Daddy  und dann war halt mein Dad dran!

„Da kann ich dir echt nur zustimmen! Es ist einfach nur großartig! Denn auch meine Tochter heiratet! (ach hätt ich nicht gedacht) Ich habe ja schon viele Hochzeiten erlebt (Zwangshochzeiten)! Aber diese ist einfach etwas ganz Besonderes! (ja ich war ja auch schließlich die letzte Tochter, die endlich heiraten sollte) Ich habe durch die beiden endlich erfahren, was wahre Liebe ist! (etwa, weil ihr euch die Köpfe eingeschlagen habt?) Emma wird eine wunderschöne Braut werden (hä war ich sonst hässlich oder was wollte der damit sagen) und Markus ein toller Ehemann (kein wunderschöner? Papa! Du hast doch nicht etwa meinen zukünftigen Ehemann beleidigt)! Ich freue mich natürlich auch auf mein erstes Enkelkind (und ich mich erst)! In diesem Sinne auch von mir viel Spaß!"

Ach ja, das war ja so emotional. Dann flog nämlich auch noch überall Konfetti von der Decke. Nein, unsere Väter heirateten nicht! Sie standen halt nur gerne im Rampenlicht und...warum hätten sie auch heiraten sollen... Sie hatten ja schließlich beide schon eine Frau und gleichgeschlechtliche Liebe wurde von Ihnen ja sowieso nicht akzeptiert.

Ich weiß nämlich noch ganz genau, wie mein Vater mal ein gleichgeschlechtliches Paar in der Fußgängerzone beleidigt hat. Ich fühlte mich damals so fehl am Platz und schämte mich so sehr. Ich mein, was kann ein Mensch dafür, wenn er das andere Geschlecht nicht liebt? Soll er dann deswegen sein ganzes Leben lang unglücklich sein? Ich weiß echt nicht, ob mein Vater diese Liebe irgendwann akzeptieren wird. Zumindest gab er ja noch nicht mal seiner Tochter die Chance, die Liebe ihres Lebens zu heiraten. Ja und letztendlich kann ich seine Einstellung, auch heute noch, sowieso nicht ändern. Denn ich bin ja schließlich nur eine Frau und somit für ihn total ungebildet. Also ist es eigentlich vollkommen unnötig, dass ich mir deswegen den Kopf zerbreche. Lasst uns einfach weiter über die Feier reden. Denn die hatte es auch immer noch in sich.

Markus und ich mussten nämlich, nach den Reden, 20 Minuten Arm in Arm auf der Bühne stehen! Warum? Fotoshooting. Alle Paparazzi wollten uns nämlich unbedingt ablichten. Tja und, da unsere Eltern auf positive Berichte standen, war das natürlich kein Problem.

Ja und es tut mir echt leid, dass ich das jetzt sage. Aber wie sind die nur auf diese beschissene Idee gekommen? Wir wollten doch nur heiraten und kein neues Produkt oder so vorstellen. Das war doch wirklich zu viel des Guten! Ich wollte mein Leben nämlich zum einen nicht so mit der Öffentlichkeit teilen und zum andern auch nicht so groß zelebrieren. Ja, wenn ich wirklich einmal heiraten sollte, dann will ich das definitiv ohne dieses ganze Plem-plem machen! Dann will ich den Moment einfach nur mit meiner Familie genießen!

OK! Ja kann auch sein, dass ich viel zu lange nichts gesagt habe...und meine Eltern einfach machen gelassen habe... Aber ich wusste halt auch nicht, dass mein Vater sogar Mechaniker eingeladen hat. Nur, weil sie ihm einmal seine Schätzchen repariert haben. Als ich das realisierte, war ich innerlich echt ganz schön wütend und hätte meinem Vater am liebsten das an den Kopf geworfen. „Deine Schätzchen sind wirklich keine Familie! Können die reden, fühlen, sehen, schmecken und riechen? Nein! Dann sind sie keine Lebewesen und dann haben deine Autodoktoren auch keine Familienmitglieder gerettet und haben dementsprechend auch nichts auf einer Familienfeier zu suchen! OK? Werd endlich erwachsen. Du bist doch kein Baby, sondern mein Vater, der sich leider nur mit Geld beschäftigt und das muss endlich aufhören! Denn langsam, aber sicher, habe ich das Gefühl, dass ich wirklich verrückt werde!"

Ach ja und es wird sogar noch besser. Er hat nämlich auch noch Fotos von seinen Schätzchen auf einer Leinwand gezeigt. Tja und die hat er übrigens auch noch ausschließlich für seine Schätzchen angemietet. Ich war echt auf 180 und konnte es echt nicht fassen! „Lass doch einfach deine Autos heiraten! Wenn du sie so gernhast.", dachte ich mir nur...  Nur ausgesprochen habe ich das natürlich nicht. Einfach, weil halt die Presse da war und es ja einfach keine schlechte Presse geben durfte. Ja und auch, weil Schweigen einfacher war..... und

gefühlt eine Ewigkeit später stiegen wir ja auch schon in unseren Privatjet ein. Ein Kamerateam kam im Übrigen auch noch mit. Denn mein Vater wollte meinen Junggesellenabschied unbedingt im Fernsehen ausstrahlen.

Na super, Papa! Du hast echt getan, was du nicht lassen konntest.

Aber jetzt auch nochmal für dich!

Ich wollte Markus nicht heiraten. Wir liebten uns nicht und deswegen haben wir auch alles getan, um das zu verhindern. Uns hat es nämlich wirklich gereicht. Ja und am Ende haben wir es auch geschafft und das ist auch echt gut so! Denn mein Leben fühlt sich seitdem wir euch widersprochen haben, endlich wirklich richtig an und anders leben, das will ich einfach nicht!

Rosen und Tulpen~Mein Leben in der HighsocietyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt