56. 2 Days

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Tja und so begann auch schon wieder ein neuer Tag. Noch immer hatte ich die Frage: „Sage Ich Ja, oder Nein?" nicht beantwortet. Noch immer machten mich meine ganzen alten Entscheidungen total unsicher. Noch immer fragte ich mich, ob ich Markus wollte oder nicht. Nur eine Entscheidung treffen, das konnte ich noch nicht. Denn langsam wurde es wirklich knapp... Ja und ich weiß auch echt nicht, wie das passiert ist. Was haben wir die letzten Wochen nur gemacht? Ich meine, es konnte doch echt nicht sein, dass wir am nächsten Tag schon heirateten!

Naja, aber das war leider halt wirklich so. Ich heiratete morgen und darauf war ich echt alles andere als vorbereitet... Also emotional. Die organisatorischen Probleme klärten wir zum Glück noch. Denn auch eine geschäftliche Hochzeit musste schließlich perfekt werden! Tja und deshalb haben unsere Eltern uns dann auch noch genau erklärt, wie unsere Hochzeit aussehen wird.

Zunächst erfuhren wir, dass wir nur standesamtlich heiraten werden. Dekoriert wurde nicht und ein Ehegelübte sollte es auch nicht geben. Wir hätten also einfach nur Ja sagen sollen und das wärs dann halt gewesen... Wir hatten nämlich aus einer wunderschönen und emotionalen Hochzeit ein trockenes Geschäft gemacht. Wobei! Eigentlich sind dafür nur unsere Eltern verantwortlich gewesen. Warum? Weil sie uns dazu zwangen! Weil es Ihnen nämlich nie um Liebe, Vertrauen und Glück, sondern einfach nur um die Ehre unserer Familien und ein sehr tolles Geschäft ging! Weil es Ihnen um um Fahrten auf einer Rennbahn, Autos und viel Geld ging!

Ja und, wenn ich ehrlich bin, hätte ich echt nicht gedacht, dass meine Eltern mal so mit mir umgehen werden. Aber damit hatte ich mich anscheinend geirrt und bezweifelte sogar, dass sie mich überhaupt mal geliebt haben. Ernsthaft! Warum sollte man seiner Tochter sonst sowas antun? Habe ich sie wirklich so enttäuscht? Immerhin habe ich ja auch eine Regel gebrochen... Aber das kann man doch auch verstehen, oder nicht? Ich meine, ich habe jahrelang nichts gesagt, weggeschaut und alles ertragen! Es war doch klar, dass ich irgendwann mal widersprechen werde. Ich musste meinen Eltern doch einfach zeigen, dass das so nicht weitergeht! Also, dass wir immer noch im Mittelalter leben und, dass das Leben nun mal nicht nur aus Ehre, Geld und Ruhm besteht. Ich musste Ihnen einfach zeigen, dass die Liebe das Wichtigste auf der Welt ist. Einfach, weil sie das doch für mich ist!

Naja, nur so leicht war das für mich leider nicht. Denn, obwohl ich Ihnen das schon lange sagen wollte, wollte ich das irgendwie auch nicht. Schließlich hatte ich riesige Angst vor den Konsequenzen... Ja und vielleicht habe ich sogar gehofft, dass wenigstens meine Mutter sieht, dass irgendetwas gerade gewaltig falsch läuft. Ja! Vielleicht habe ich gehofft, dass wenigstens sie mich versteht. Nur getan hat sie das anscheinend nicht.

Denn hätte sie mich verstanden und hätte sie mich geliebt, hätte sie doch bestimmt dafür gesorgt, dass die Hochzeit nicht stattfinden wird..., oder wenigstens ein bisschen feierlich werden wird!

Es hat nämlich wirklich keine Musik gegeben. Markus und ich sind einfach nacheinander eingelaufen und haben uns dann auf die Stühle setzen. Tja und dann hätten wir uns, nach der berühmten Frage, das Ja-Wort gegeben und die Ringe ausgetauscht, den Ehevertrag unterschrieben und das ganze via Social-Media bekannt gegeben. Ja und dann? Dann hätten wir es auch schon geschafft. Denn dann wären wir Mann und Frau gewesen und wären darauf definitiv nicht stolz gewesen!

Achso und nein, ich habe den Kuss nicht vergessen. Die Standesbeamtin dachte, dass wir uns nicht küssen wollten... Spätestens als mein Vater uns das erklärt hat, war mir endgültig klar, dass das Ganze wirklich nur ein Geschäft war. Ja und das machte das Ganze auch nicht besser. Denn, also ich weiß nicht, wie ihr dazu steht. Aber für mich ist eine Hochzeit ein Liebesbeweis und kein stinklangweiliges Geschäft. Nein! Ich, ich wollte so einfach nicht heiraten!

Ich konnte das einfach nicht... Das fühlte sich so falsch an und war einfach sowas von scheiße!

Ja und genau deswegen wusste ich leider nicht, wie ich da morgen dastehen sollte und das eine Wort sagen sollte. Sobald ich auch nur ansatzweise darüber nachgedacht habe, lief mir schon ein kalter Schauer über den Rücken. Ich wollte diesen Satz nämlich echt nicht sagen. Dieses „Ja, ich will!"... Ich wollte Nein sagen! Aber das, das durfte ich halt einfach nicht!

Ach man ey, je mehr wir die Hochzeit planten, desto mehr erkannte ich meine eigenen Eltern nicht mehr wieder. Wo ist nur ihre liebe und fürsorgliche Art geblieben? Bis ich meinem Vater jeden Wunsch von den Lippen ablesen musste, war doch alles noch normal! Wurde man etwa in der Highsociety nur als Kleinkind geliebt? Oder war ich einfach nur eine Schande für die Familie, weil, weil ich gegen eine Tradition war, weil ich gegen die Zwangsheirat war. War ich daran selbst schuld, dass sie mich nicht liebten? Hätte ich mich nicht widersetzen dürfen?

Ach komm, wieso zerbreche ich mir eigentlich so den Kopf darüber? Wieso mache ich mir darüber überhaupt noch Gedanken? Ich meine, jetzt ist doch noch alles gut geworden.

Ja und, dass ich mich erst am Ende widersetzt habe, kann ich auch verstehen. Schließlich habe ich meiner Mutter ja schon einmal sehr wehgetan und bereute das ja auch noch sehr. Tja und genau deswegen wollte ich ihr auch nicht noch mal wehtun. Auch, wenn ich wusste, dass ich es bereuen werde, Ja zu sagen. Denn ich war mir ziemlich sicher, dass es kein Happy End geben wird..., dass es für dieses Happy End einfach schon zu spät gewesen ist.

Ja und letztendlich hatte ich damals auch einfach nicht die Kraft dafür, Nein zu sagen. Denn ich wollte einfach nicht mein ganzes Leben zerstören und wollte irgendwie auch, dass meine Kinder zwei Omas und zwei Opas haben. Ja! Ich wollte einfach, dass sie so glücklich werden werden und Ihnen ein tolles Leben ermöglichen und dachte, dass das nur so möglich gewesen wäre. Meine Kinder sollten einfach ihre Großeltern kennenlernen! Auch, wenn die mir das Leben alles andere als leicht gemacht haben.... Ich liebe die beiden einfach und das änderte auch eine Zwangshochzeit nicht.

Ach ja und ich glaube es gab hier auch kein richtig oder falsch!

Denn auf der einen Seite konnte ich mit meinem Traummann, ohne meine Eltern glücklich werden und auf der anderen Seite konnte ich mit Markus und meinen Eltern glücklich werden. Beides fühlte sich richtig und gleichzeitig auch falsch an und... beides konnte es einfach nicht geben und für mich war die erste Variante einfach die schlimmere.

Ja und deswegen habe ich mich dann, nach dieser Entscheidung, voll und ganz mit der Organisation unserer Hochzeit beschäftigt. Denn ich hatte mich nun mal für sie entschieden und wollte das jetzt einfach auch durchziehen!

Entweder halt ganz, oder gar nicht... Denn einfach so weitermachen, das wollte ich!

Rosen und Tulpen~Mein Leben in der HighsocietyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt