35. Alles kaputt?

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Am nächsten Morgen haben meine Mutter, die beiden Mädels, Lia und ich dann gebruncht und ich muss zugeben, es war eigentlich gar nicht so schlimm. Bis meine Mutter mal wieder anfing, über den Mechaniker herzuziehen.

Sie erklärte natürlich, dass wir uns nicht mit so Typen abgeben sollten und, dass diese Typen alles andere als normal seien. Ich hätte ihr echt an die Gurgel springen können! So über andere Menschen herzuziehen, geht nämlich einfach gar nicht.

Glücklicherweise hatte ich mich aber im Griff. Hatte! Denn ein Satz hat mich dann komplett aus der Fassung gebracht.

„Da seht ihr mal, wie wichtig Abi und Studium sind.", sagte meine Mutter nämlich irgendwann.

Ja und nach diesem Satz konnte ich mich halt einfach nicht mehr zurückhalten und fing an, mich das erste Mal meiner Mutter zu widersetzen. Ich weiß nicht, wieso ich mich nicht unter Kontrolle hatte, aber bereuen tue ich es auf jeden Fall auch nicht.

„Ach! Wirklich? Ich dachte ich müsste nicht studieren. Mama, ein Studium ist wichtig?", sagte ich.

„Emma, lass das! Du weißt ganz genau..."

„ ‚dass du ein Mädchen bist? Mama? Willst du mich eigentlich verarschen? Ja ich bin ein Mädchen, und? Muss ich deswegen tun, was ihr jahrelang getan habt? Muss ich deswegen auf ein Studium verzichten? Nur, weil Mr. Mittelalter mir mal wieder einen Strich durch die Rechnung macht? Nur, weil du es willst? Kann ich nicht einfach...."

„studieren? Emma, das glaubst du doch wohl selbst nicht! Du weißt ganz genau, dass Studiengänge nur für Männer vorbehalten sind. Du kannst gerne eine Ausbildung zur Putzfrau oder so machen. Ich kenne mich da nicht aus, aber wenn du dich weiterbilden willst, dann bitte nur in diesem Bereich."

„Ach, soll ich da etwa lernen, wie ich meinem zukünftigen Ehemann den Arsch abwische? Mama, willst du mich verarschen? Dafür braucht man doch keine Ausbildung. Ich möchte etwas machen, wofür ich brenne, was ich liebe!"

„Wie der Mechaniker? Schön an Autos rumschrauben und dabei Frauen beim Shoppen begaffen..."

„Er hat uns nicht begafft. Er lag unterm Auto, wie sollte er da jemanden begaffen?"

„Das hat er getan, Schätzchen! Ich habe es genau gesehen. Außerdem hat er auch nur eine Ausbildung gemacht. Dieses Gespräch ist also vollkommen sinnlos. Denn er wird sowieso nicht in unseren Kreisen verkehren! Natürlich nicht! Immerhin hat er mich ja auch so bloßgestellt und jetzt halt gefälligst den Mund!"

„Er hat dich bloßgestellt? Mama bitte! Da bist du wohl selbst schuld! Du hast ihn beschimpft und fertig gemacht und begafft hast du ihn!"

„Wie redest du nur über mich, Emma? Bitte! Sei doch vernünftig! Er hat nur eine Ausbildung und er ist ein Spanner!"

„Nur eine Ausbildung? Ja und? Er hat wenigstens etwas gelernt und tut das, was ihn glücklich macht und hör endlich auf, ihn Spanner zu nennen!"

„Emma es tut mir leid, aber es ist mir wirklich egal! Ob glücklich oder traurig, ob Spanner oder nicht. Es gibt Regeln, an die muss man sich einfach halten und das hat er nicht getan!"

„Regeln? Wo steht denn, dass man Autos nicht auf der Straße reparieren darf? Mama, wir leben doch nicht auf dem Mond!"

„Nein das tun wir nicht, Emma! Was habe ich mit dir nur falsch gemacht? Ich habe dir doch so lange versucht dir diese Regeln, unsere Prinzipien, nahezubringen."

„Unsere Prinzipien? Mama! Das sind keine Regeln, das ist vollkommener Bullshit!"

„Emma! Achte bitte auf deine Wortwahl. Es kann nicht sein, dass du solch einen Ton verwendest. Ich bin deine Mutter!"

„Ja, meine Mutter, die mir mal wieder das Leben schwer macht. Ich wünschte echt, du wärst nicht meine Mutter!"

Nach diesem Satz wurde es auf einmal ganz ruhig im Restaurant. Niemand traute sich etwas zu sagen und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Zu Recht! Denn ich liebe meine Mutter ja wirklich... und ich hatte sie gerade sehr beleidigt.

„Geh mir aus den Augen, Emma!", schrie meine Mutter daraufhin aufgebracht.

Alle schauten uns nun geschockt an und ich stieg langsam auf, schob meinen Stuhl an den Tisch und verließ das Restaurant. Draußen warteten natürlich tausende Paparazzi. Nur ich schaute Ihnen einfach nicht in die Augen und lief, nein rannte zu meinem Zimmer. Denn ich war mal wieder den Tränen nahe und wusste einfach nicht mehr weiter...

Als ich endlich in meinem Zimmer war, lehnte ich mich gegen meine Zimmertür und sank langsam zu Boden. Mit meinen Händen wischte ich mir meine Tränen ab und weinte gefühlt eine Ewigkeit. Warum? Weil ich womöglich mein ganzes Leben zerstört hatte. Denn ich hatte nicht nur meiner Mutter widersprochen, nein ich hatte sie auch noch beleidigt. Meine eigene Mutter....

Wieso, wieso konnte ich mich nicht einfach zusammenreißen und mir alles anhören? Wieso wurde genau an diesem Tag aus der schüchternen Emma eine starke Emma, die sich für andere einsetzt? Die Emma, die ich immer sein wollte.

„Wird meine Mutter mir das irgendwann verzeihen können? Oder habe ich gerade echt alles kaputt gemacht? Werde ich morgen wieder unter einer Brücke schlafen müssen?" All das schoss mir durch den Kopf. Naja, diesmal hätte ich es immerhin auch wirklich verdient. Also, auf der Straße zu schlafen. Denn diesmal hatte ich die oberste Regel der Highsociety gebrochen. „Respektiere deine Familie!" Die einzige Regel, die in meinen Augen wirklich sinnvoll war...

Ja, ich habe meine Mutter wirklich beleidigt und runter gemacht. Klar! Sie hat auch einen Fehler gemacht. Aber war der Fehler wirklich so schlimm? Eigentlich ist es doch egal, welcher Fehler schlimmer war! Denn ich habe einen Fehler begangen und musste das auch wieder geradebiegen. Schließlich tat es mir auch wirklich leid und das hätte einfach nicht passieren dürfen. Ich hätte mich besser im Griff haben müssen. Auch, wenn ich Recht hatte, dieses eine Wort hätte echt nicht sein müssen und hat damals auch wirklich fast alles zerstört...

Tja und, dass meine Mutter auch einen Fehler begangen hat, ist und war ihre Sache und nicht meine! Denn verändern kann ich nur mein Verhalten langfristig!

Rosen und Tulpen~Mein Leben in der HighsocietyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt