Nach dem wunderschönen Abend mit unseren Eltern schien alles endlich besser zu laufen. Denn Markus schlief durch und konnte sich entspannen. Tja und ich, ich war natürlich sehr froh darüber, da ich schon mit dem Schlimmsten gerechnet hatte. Denn auch, wenn Markus gestern gelacht hatte, hatte ich immer noch dieses eine Gefühl. Dieses Gefühl, dass er die Hochzeit nie akzeptieren wird. Dieses Gefühl, dass es wirklich kein Happy End geben wird und, dass wir uns nicht ineinander verlieben werden.
Lange darüber nachdenken konnte und wollte ich aber auch nicht. Schließlich stand heute mal wieder ein Termin für unsere Hochzeit auf unserer To-Do Liste und dieses Gefühl würde schon noch kommen. Da musste ich mich ja jetzt nicht grundlos verrückt machen und bekanntermaßen gibt es doch auch immer ein Happy End! Denn egal, wie die Situation ausgeht, wenn du in ihr etwas Positives siehst, ist sie einfach ein Happy End!
Ja und um ehrlich zu sein, hat mich der damalige Tag auch sehr schön abgelenkt. Denn diesmal ging es zu einer Band, die auf unserer Hochzeit Musik spielen sollte. Sollte... Denn der Plan ist leider gescheitert... Warum? Weil mein Vater mal wieder seine böse, sparsame, eingebildete Seite zum Vorschein gebracht hat. Überrascht euch nicht oder? Ich meine wer sollte auch sonst so eine Band vergraulen... Meine Mutter ganz sicher nicht. Immerhin sind ja Musiker auch keine Mechaniker. Tja und eigentlich hätten wir auch Familie Vollkatastrophe heißen sollen. Denn egal wo wir sind, meine Eltern stifteten zu hundert Prozent gewaltigen Unfrieden an...
und übertreffen sich dabei auch noch jedes Mal. Was es an diesem Tag war? Also ich sag mal so, mein Vater hat ja schon immer bei jedem seine herablassenden Kommentare ausgepackt. Aber bei den dreien hat er glaube ich jeglichen Scham, den er hatte, einfach mal vergessen. Denn, ich kann es immer noch nicht fassen... aber es ist echt passiert...
Er hat den dreien echt erklärt, dass sie überhaupt kein Talent haben, dass sie es nie zu etwas bringen werden und deshalb lieber damit aufhören sollten... Tja und die drei? Die waren deswegen natürlich am Boden zerstört. Völlig verständlich! Das stimmte nämlich überhaupt nicht! Sie waren nicht schlecht oder untalentiert und hatten einen ausgezeichneten Auftritt hingelegt! Ach man ey! Ich weiß echt nicht, was mein Vater sich dabei gedacht hat. Ich meine, wieso mussten wir uns eine Band anschauen, wenn er sowieso kein Geld für sie ausgeben wollte. Wieso musste er nur seinen Frust an Ihnen ablassen? Das war doch einfach nicht fair! Er hätte locker Ihren Auftritt bezahlen können und sie fördern können... aber das wollte er einfach nicht... Denn Musiker sind ja total unwichtig und ne gute Stimmung auf ner Hochzeit wird einfach überbewertet.
Als mein Schwiegervater meinem Vater dann auch noch zustimmte, wurde die Stimmung noch schlimmer. Die drei hatten plötzlich Tränen in den Augen und schauten traurig zu Boden. Ich hätte Ihnen am liebsten zugesagt. Ja das hätte ich gerne, aber das durfte ich natürlich nicht. Denn das war ja verboten. Seinem Vater widersprach man schließlich nicht! Denn er war ja das Familienoberhaupt!
Tja und dann war er wieder da. Der Moment, in dem ich meinem Vater gerne mal die Meinung gegeigt hätte und ihm so gerne gezeigt hätte, was für ein schlechter Mensch er ist. Gleichzeitig hatte ich aber immer noch diesen einen Gedanken im Hinterkopf. Diesen Gedanken, der mich schon mein ganzes Leben lang begleitet hat und, der mir immer wieder sagte, dass ich lieber still sein sollte und keine Reaktion zeigen sollte.
Ok, Moment! Was war bitte nur los mit mir?
Wieso konnte ich mit meinen Eltern lachen und feiern? Wieso habe ich vergessen, was bei uns in der Highsociety oberste Priorität hat? Wieso habe ich aufgehört, an meinem Traum festzuhalten? Ich kann es echt nicht glauben, dass ich mich von meinem Schwiegervater so beeinflussen lassen habe. Ich wollte doch einfach nicht heiraten! Ich wollte wild, laut und frei sein und mit Tom zusammenkommen! Ich wollte doch einfach nur glücklich werden...und so etwas, solch eine Bevormundung, nie wieder erleben....
Aber dafür war es jetzt einfach zu spät. Denn für das Happy End war es ja auch wirklich zu spät. Lena hätte mir nämlich nie im Leben geglaubt, dass ich Markus doch nicht liebte, glaubte ich auf jeden Fall. Tja und Tom konnte ich auch nicht mehr erreichen, da ich seine Visitenkarte verloren habe. Beziehungsweise vielleicht sogar weggeschmissen habe, weil ich einfach für zwei Tage vergessen habe, was mir wirklich wichtig ist... Weil ich einfach für zwei Tage vergessen habe, wer ich wirklich bin...
Ja und jetzt? Jetzt war halt alles endgültig vorbei. Jetzt hatte ich mit meinem Fehler alles kaputt gemacht. Jetzt hätte ich einfach Markus geheiratet und hätte dann irgendwie mit ihm glücklich werden müssen. Hinzukommt natürlich auch noch, dass ich täglich gesehen hätte, wie mein Vater anderen zeigt, dass sie dumm sind. Dementsprechend hätte ich mich täglich wegen meiner Familie schämen und alles aushalten müssen, weil ich es halt nicht geschafft habe, weil ich mein Happy End zerstört habe...
Weil ich meinen Eltern mal wieder nicht gezeigt habe, wer ich wirklich bin!
Am Liebsten hätte ich einfach alles abgeblasen und so Markus doch nicht geheiratet. Nur funktioniert hätte das nicht. Denn wir heirateten halt schon in drei Tagen... und ich habe mich in den letzten zwei Tagen so sehr auf die Hochzeit gefreut.... Wer sollte mir denn jetzt noch glauben, dass das keine Kurzschlussreaktion, sondern echt ist. Ernsthaft! Wer glaubt einer Braut, dass sie mit Ihrer Hochzeit nicht einverstanden ist, weil sie bevormundet wird? Genau! Niemand! Wäre ich nicht die Braut gewesen, hätte ich mir das selbst nicht geglaubt.
Tja und letztendlich waren Markus und ich auch einfach selbst schuld. Immerhin hat er mich ja gefragt, ob ich ihn heiraten möchte und ich habe „Ja" gesagt. Wow! Wieso haben wir uns nur so von unseren Eltern leiten lassen? Wieso haben wir das Ganze nicht von Anfang an sein lassen? Wieso konnten wir nicht mutig sein und uns widersetzen. Markus hätte doch einfach nicht fragen müssen und ich, ich hätte ja auch einfach mal Nein sagen können, aber das konnte ich halt nicht...und das konnte er auch nicht, weil es hier einfach um viel mehr als nur eine Hochzeit ging, weil es hier einfach auch, um unser ganzes Leben ging.
Ich glaube dieses Gefühl, was ich da gespürt habe, kennt jeder. Dieses Gefühl, dass man ein riesigen Fehler gemacht hat, den man jetzt nicht mehr korrigieren kann und, mit dem man jetzt leben muss. Denn, was passiert ist, ist passiert und, was noch kommt, das kannst du nur verändern. Aber, wie ich diese Veränderung bewirken wollte, das konnte ich damals noch nicht beschließen. Denn plötzlich sagte mein Vater energisch :
„Emma, kommst du bitte?".
Ja und ich? Ich schreckte auf und rannte zu unserem Taxi. Ach ja und ich kann euch wegen meinem plötzlichen Gedankenchaos leider nicht sagen, was die Band und unsere Eltern noch besprochen haben. Aber, da ich die Blicke der Jungs richtig gedeutet habe und das war nicht allzu schwer, wusste ich schon damals, dass es auf unserer Hochzeit wirklich keine Musik geben wird...
Was mich irgendwie wirklich ärgerte. Denn es nervte mich ja, dass ich mich auf die Hochzeit vorbereiten musste... und sie nicht doch noch verhindern konnte!... Ja und, dass es dann auch keine Musik geben würde, hat mir echt nochmal den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich habe nämlich gehofft, dass mir mit Musik das Ja Wort leichter werden wird. Ich habe einfach gehofft, dass ich so alles andere ausblenden kann und für einen kurzen Moment vergessen kann, was für einen großen Fehler ich da mache....
Schlussendlich ist es aber auch echt gut gewesen, dass ich den nun richtig wahrgenommen habe. Denn nur so konnte ich die beste Entscheidung meines Lebens sehr schnell treffen und nur so konnte mein Traum doch noch wahr werden... Ja und, wenn das nicht passiert wäre, hätte ich die schlimmste Entscheidung meines Lebens auch direkt verarbeiten können.
Aber noch war ich immer noch nicht verheiratet und träumte deswegen auch immer noch von diesem einen Happy End. Nur, dass es das geben wird, war mir damals einfach nicht bewusst. Denn dafür hätte ich einfach Nein sagen müssen und das konnte ich einfach nicht! Dachte ich...
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Rosen und Tulpen~Mein Leben in der Highsociety
Lãng mạnGeld, Ruhm und Ansehen spielen in der Highsociety eine große Rolle. Das musste auch Emma lernen. Für sie war es selbstverständlich, dass ihre Eltern ihr Leben bereits vor ihrer Geburt durchgeplant hatten. Sie zweifelte nie an diesem Plan und achtete...