Am nächsten Morgen standen wir dann also alle in der Lobby, um uns alle Museen anzuschauen. Nur einer fehlte. Selbstverständlich war Mr. Neunmalklug wieder mal nicht pünktlich. Naja, eine gefühlte Ewigkeit später stand er dann glücklicherweise auch mal vor uns. In Anzug und Krawatte! Tja und dann gings auch schon los!
Zuerst besuchten wir den Eiffelturm und Mr. Neunmalklug wollte sofort ein Foto von uns beiden. Für die Familiengalerie! Na super! Ich sah in Shorts und T-Shirt sicher grandios neben ihm aus. Aber keine Sorge! Natürlich hatte er vorgesorgt und zog ein Perlenkleid aus seiner Tasche.
Ich zog mich also in der nächstgelegenen Toilette um und wir fingen mit der Fotosession an.
Alle Fotos wurden im Passfotostil geschossen. Kein Lächeln, stattdessen superernst. Keine Sorge! Schwer fiel mir das definitiv nicht! Denn Spaß hatte ich sowieso nicht und, ob ich glücklich war, muss ich euch glaube ich auch nicht erklären.Netterweise konnte ich das Perlenkleid danach ausziehen und wir gingen weiter zum Louvre. Ich konnte es kaum glauben. Denn ich wollte schon immer mal die Mona Lisa sehen. Dooferweise wurden wir nach 10 Minuten in der Schlange wieder mal rausgeschmissen. Mein „Schatz" hatte nämlich den Wachmann beleidigt und „Na hören sie mal! Wir stehen hier schon über fünf Minuten. Lassen Sie uns gefälligst rein, Sie Neger!" gesagt...
Wow! Musste er eigentlich alles kaputt machen? Ein wenig Respekt wäre echt nicht schlecht gewesen. Ich meine, man beleidigte ihn ja auch nicht als Toastbrot! Aber hey, Respekt kannte mein Schatz anscheinend sowieso nicht. Immerhin hatte er ja einen Abend zuvor schon mal einen dunkelhäutigen Menschen beleidigt. Gewundert hat mich das also nicht all zu sehr. Genauso wenig, wie die Tatsache, dass der Wachmann dann die Polizei gerufen hat und mein Genie fünfzig Euro bezahlen musste. Selbst schuld! Kleine Sünden bestraft der liebe Gott halt sofort.
Ja und der dritte Ort auf unserer langen Liste war dann endlich Papas Museum. Dort hielt mein Schatz einen Vortrag über die Rennbahn seiner Eltern und kam dabei auch noch auf eine wirklich grandiose Idee. Er wollte nämlich das Sonderausstellungsstück Probe fahren. Zum Glück steckte der Schlüssel nicht... Wäre ja auch zu schön gewesen! Trotzdem konnte man sich reinsetzen. Konnte! Ob man das durfte, ist glaube ich klar, aber das war Mr. Neunmalklug natürlich scheißegal. Erst als die Alarmanlage anging und dutzende von Wachmännern ankamen, fing er an zu zweifeln und fragte scheinheilig: „Ist das etwa verboten?" „Nein mein lieber! Diese Absperrung ist reine Zierde!", dachte ich mir nur...
Mein Gesicht lief rot an und ich versuchte den Vorfall irgendwie beim Museumsdirektor zu entschuldigen. Fehlanzeige! Er rief die Polizei an. Diesmal wurde mein Verlobter sogar mitgenommen und musste auf der Polizeiwache schon wieder eine Strafe zahlen und diesmal waren es auch nicht fünfzig, sondern fünfhundert Euro.
Ach ja und eigentlich hätte mir das mal wieder egal sein sollen... Aber das war es nicht. Wie auch? Schließlich war er ja mein Verlobter. Wir waren nun mal ein Paar! Ja und auch, wenn ich ihn nicht liebte, schämte ich mich deswegen trotzdem wegen ihm. Einfach, weil wir irgendwie zueinander gehörten...ohne das wirklich zu wollen...
Nach dieser Katastrophe beschlossen wir dann, uns in einen Hop On Hop Off Bus zu setzen, um weitere Probleme mit der Polizei zu vermeiden und die Fahrt war tatsächlich ruhiger. Mein Vater und Herr Pohl zählten nämlich lediglich alle Enten (die Autos), die sie sahen und waren eigentlich sehr friedlich. Hätte es Getränke gegeben, wäre das sicherlich auch so geblieben. Nur leider gab es diese nicht und nachdem sie sich dann abermals lauthals beschwert hatten, hatten sie dann irgendwann auch keine Lust mehr und wir stiegen aus...
Auch, wenn wir das insgeheim gar nicht wollten. Aber was hätten wir denn wieder mal sonst tun sollen? Ihnen erklären, wie man sich richtig benimmt? Nein, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee gewesen wäre. Immerhin hätten sie ja sowieso nicht auf uns gehört...
und abends besuchten wir dann ja auch noch einen französischen Highsocietyball. Wir mussten also sowieso bald los. Ja und dieser Ball war leider wieder mal alles andere als schön. Ich, in meinem Perlenkleid, wurde nämlich wieder mal, von Herrn von und zu Pohl, durch den Saal geschleudert und war dementsprechend auch das Highlight des Abends. Schlussendlich schoss er übrigens auch noch übers Ziel hinaus. Anstatt nämlich nur ein Glas Champagner zu trinken, wie wir, trank er leider mindestens ein Dutzend und dann geriet wirklich alles außer Kontrolle. Er küsste nämlich jedem, egal ob Mann oder Frau, auf die Wange und tanzte mit den Hunden Salsa. Als er dann endlich nicht mehr ansprechbar war, beschlossen wir dann auch mal die Heimreise anzutreten. Ich kann euch nicht sagen, wie wir zurück ins Hotel gekommen sind. Aber wir haben es auf jeden Fall geschafft!
Tja und eins kann ich euch auch sagen. Schnarchen kann er, wie ein Weltmeister! Demzufolge konnte ich leider nicht schlafen und beschloss spontan, mir noch ein bisschen Paris anzusehen. Ich hatte Glück! Gerade war die französische Nacht der Museen und deswegen konnte ich auch noch die Mona Lisa sehen. Langsam, aber sicher fing ich an, Paris zu lieben. Der toll erleuchtete Eiffelturm und die blauschimmernde Seine wirkten echt märchenhaft. Noch dazu gab es an jeder Ecke Blumen und der Verkehr war abends auch viel ruhiger. Keine laut hupenden Autos rasten durch die Straßen und man konnte endlich die Augen zu machen und träumen. Ja und das, das tat ich auch!
Ich träumte von einem Haus, meinem Haus! Dort saß ich mit meinem Traummann und quatschte mit ihm bis in die Nacht hinein. Es war übrigens nicht Mr. Neunmalklug. Das hätte mich auch sehr gewundert. Denn mein Mann war das komplette Gegenteil von ihm. Er war nett und fürsorglich und schaffte es, mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Er war einfach perfekt!
Nur leider war das Ganze nur ein Traum, ein Traum, der fast nicht wahr geworden wäre... Denn meinen Mann hatten ja meine Eltern ausgesucht und alles weitere war ja auch schon geplant. Ich wollte diesen Gedanken eigentlich nicht zulassen, aber es war einfach wirklich so. Ich habe gedacht, dass ich nie das Leben leben werde, das ich leben wollte.
Deshalb ließ ich den Glauben an die wahre Liebe auch schon lange nicht mehr zu. Die ganzen missglückten Dates hatten mir echt den Rest gegeben. Denn mit einer Frau aus der Highsociety wollte halt niemand zusammen sein und deswegen wollte ich auch aufhören darüber nachzudenken. Nur das konnte ich leider nicht! Jeden Tag sah ich glückliche Pärchen auf der Straße. Jeden Tag wurde ich daran erinnert, dass ich so was nie haben werde, wenn ich meinen Eltern nicht endlich mal widerspreche... Jeden Tag bemerkte ich, dass ich mich das nie trauen werde...
Final beschloss ich dann einfach, mich damit abzufinden, dass ich Emma Schreiber bin und mit Markus Pohl, dem größten Vollidioten der Welt liiert bin. Leicht fiel mir das echt nicht.... Aber das war halt die einfachste Lösung... Immerhin war ich ihm ja auch schon versprochen...
Tja und, dass ich mit ihm nicht glücklich werden werde, wollte ich dann halt einfach irgendwie vergessen...
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Rosen und Tulpen~Mein Leben in der Highsociety
RomanceGeld, Ruhm und Ansehen spielen in der Highsociety eine große Rolle. Das musste auch Emma lernen. Für sie war es selbstverständlich, dass ihre Eltern ihr Leben bereits vor ihrer Geburt durchgeplant hatten. Sie zweifelte nie an diesem Plan und achtete...