59. Nur noch wenige Minuten...

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Jetzt war es also wirklich soweit. Denn in wenigen Minuten hat mich Lia zu Markus und der Standesbeamtin geführt und plötzlich wurde mir klar, dass ich nie realisieren werde, dass ich dann wirklich verheiratet bin...

„Aufgeregt?", fragte mich deswegen Lia.

„Aufgeregt? Stink sauer!", sagte ich

„Dann lachten wir beide laut los.

„Lass das bloß nicht deinen Vater hören!", lachte sie.

„Hör auf!", sagte ich lachend.

„Wieso denn?", fragte sie mich.

„Ganz einfach! Stell dir mal vor ich gehe da rein, sage: „Ich bin stinksauer!", drehe mich um und haue dann einfach ab!", lachte ich!

„Ja genau! Darf ich kurz anmerken, dass ich es wunderschön finde, dass wir uns immer zum Lachen bringen?", entgegnete sie mir.

„Sehr wohl, dürfte ich kurz anmerken, dass ich dafür bin, dass du mich da nicht reinführst?"

„Natürlich! Ich kann auch einfach dein Kleid anziehen und du führst mich da rein. Die werden schon nichts merken."

„Das würdest du tun?", fragte ich verlegen.

„Ja klar, wir sind doch beste Freundinnen!"

„Ja stimmt, das sind wir und ich bin echt froh, dass ich dich habe. Ich weiß echt nicht, wie ich ohne dich die ganzen letzten Jahre überstanden hätte.", sagte ich langsam.

„Das hättest du schon. Aber ich muss zugeben, dass du mir auch sehr ans Herz gewachsen bist. Ich will dich echt nicht verlieren!", sagte daraufhin Lia.

Dann fielen wir uns in die Arme.

„Danke, dass du da bist!", sagte ich weinend.

„Ist doch klar! Du musst das doch nicht alleine durchstehen."

„Da hast du leider Recht!", sagte ich.

„Markus?", fragte sie...

„Ja, seit wir seine Wohnung ausgeräumt haben, ist er viel trauriger geworden. Lena hat dort alles dekoriert und das lässt ihn jetzt einfach nicht mehr los. Ich, ich habe sie sogar angeschrieben und dann leider wieder einen Rückzieher gemacht."

„Einen Rückzieher?", fragte mich Lia verdutzt...

„Ja... Seine Eltern haben herausgefunden, dass ich Tom mag, und haben mir deutlich zu verstehen gegeben, dass ich ohne die Hochzeit alles verlieren werde. Da habe ich ihr dann einfach nochmal eine SMS geschickt..."

„Ach Emma! Wieso bist du denn nicht zu mir gekommen?"

„Du warst so glücklich und so mit deiner Gesangskarriere beschäftigt..."

„Das ist doch kein Grund, du kannst doch immer zu mir kommen!"

„Ich weiß, ich glaube ich wollte einfach nur alleine sein!", sagte ich schnell

„Hey, du brauchst dich dafür doch nicht rechtfertigen. Egal was du machst, ich stehe immer hinter dir. Auch, wenn du mal nicht sofort zu mir kommst."

„Jetzt bring mich nicht auch noch zum Heulen!", sagte ich.

„Wäre das denn so schlimm?",

„Ich, ich glaube schon...", stammelte ich.

Zeitgleich kam auch schon mein Vater und forderte uns auf, endlich den Raum zu betreten.

Ja und dann war es halt endgültig so weit.

„Bereit?", sagte Lia

„Bereit!", sagte ich.

Wir umarmten uns noch ein letztes Mal und nahmen uns dann an der Hand. Ein letztes Mal schauten wir uns in die Augen und gingen dann Hand in Hand zu dem Zimmer..., dem Zimmer, in dem Markus und ich uns das Ja-Wort geben sollten. Mein Herz schlug sofort schneller und in meinem Kopf spielten sich mal wieder alle Szenen der letzten Wochen ab.

Mein ganzer Körper wehrte sich gegen diese Hochzeit. Ich wollte das einfach nicht, aber ich wusste auch, dass es keine Alternative gab. Am liebsten hätte ich mich echt einfach umgedreht und wäre weggerannt. Aber das konnte ich nicht. Ich wollte meine Eltern nämlich nicht enttäuschen und schon gar nicht auf den letzten Metern alles kaputt machen. Ich wollte einfach einmal alles richtig machen und hoffte deswegen, dass es noch ein Happy End geben wird. Tja das hoffte ich, aber wirklich sicher war ich mir damit nicht... Denn gut und richtig fühlte sich das Ganze wirklich nicht an.

Tja und dann standen Lia und ich auch schon mitten im Raum und es war so weit. Markus und ich standen vor der Standesbeamtin und schauten uns dabei tief in die Augen, hatten beide ein aufgezwungenes Grinsen auf den Lippen und atmeten schwer. Einige Sekunden später schafften wir es, vor der Standesbeamtin Platz zu nehmen und warteten auf die Frage der Fragen. Auf die Frage, die unser ganzes Leben komplett verändern sollte.

Ja und gefühlt eine Ewigkeit später legte die Standesbeamtin dann auch endlich los.

„Liebes Brautpaar, liebe Angehörigen,

wir haben uns hier heute eingefunden, um eines der schönsten Feste auf der Welt zu feiern. Die Hochzeit! Jedes Mal, wenn ich zwei Leute trauen darf, ist es für mich etwas ganz Besonderes. Warum? Sie zeigen sich, dass sie sich aus tiefstem Herzen lieben und das ist für mich eines der schönsten Gefühle der Welt....!"

Äh ja, warum da drei Punkte sind? Den Rest bekomm ich irgendwie nicht mehr zusammen. Ich verstehe echt nicht, was auf einmal los war, aber mich hat das Ganze so sehr aus der Bahn geworfen, dass ich erst mal darüber nachdenken musste, was sie gesagt hatte. Versteht das bitte nicht falsch! Natürlich wusste ich, dass man heiratet, wenn man jemanden aus tiefstem Herzen liebt. Aber bestätigt hat mir das halt noch keiner und, das jetzt zu hören war wunderschön und traurig zugleich. Ja und das war es, weil ich genau wusste, wen ich wirklich aus tiefstem Herzen liebe und, weil es auch alles andere als lustig war, dass meine Eltern solch eine schöne Tradition mit Füßen traten.

Gefühlt eine Millisekunde später standen wir dann auch schon auf,
mein Puls raste noch weiter in die Höhe und ich schaffte es gerade noch so, nicht loszuheulen. Denn ich wusste, dass es nun nicht mehr lang dauern wird. Ich wusste, dass mir die Standesbeamtin gleich die Frage aller Fragen stellen wird und, dass ich dann „Ja" sagen muss. Ich hätte am liebsten sofort losgeheult, aber ich war so überfordert , dass ich selbst das noch nicht mal konnte. Kein Wunder! Schließlich hatte ich ja auch gerade darüber nachgedacht, dass wir etwas Schönes traurig machten. Tja und ich wusste natürlich auch, dass ich Markus nicht heiraten wollte, aber ich musste es halt tun und es gab nun auch kein Zurück mehr.

Denn ich stand nun mal gerade vor der Standesbeamtin und hörte mir im nächsten Moment die Frage der Fragen an, weil die Standesbeamtin dann sagte:

„Emma Schreiber, so frage ich Sie. Ist es Ihr freier Wille, mit dem hieranwesenden Markus Pohl die Ehe einzugehen, so beantworten Sie meine Frage mit Ja!"

Rosen und Tulpen~Mein Leben in der HighsocietyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt