Am nächsten Morgen klopfte meine Mutter dann an der Tür von meinem Hotelzimmer. Markus und seine Family waren immer noch nicht aufgetaucht, aber irgendwas mussten wir halt machen. Tja und, da wir gerade nichts Besseres zu tun hatten, wollte sie unbedingt den Termin bei dem Brautkleidladen wahrnehmen. Selbstverständlich ging ich mit ihr mit. Aber richtig Spaß machte mir das Ganze natürlich nicht. Wieso auch? Ich wollte ja insgeheim nicht heiraten. Meine Mutter war hingegen voll in ihrem Element. Ja, Mama! Ich freute mich ja auch so sehr. Endlich war auch das letzte Töchterlein vergeben. Da konnte Papa ja bald noch ein Autozimmer einrichten. „Porsche oder Ferrari? Ich wäre ja für Mini! Oder doch lieber Maxi?;) ", dachte ich mir im Brautmodengeschäft.
Tja, mein Humor hat mich halt noch nie im Stich gelassen. Im Gegensatz zu Markus. Aber hey, wenn ich so darüber nachdenke ist das wirklich schön, dass ich mich auch noch ohne Markus amüsieren konnte, aber vermisst habe ich ihn trotzdem und das nicht, weil ich in ihn verliebt war! Sondern, weil Männer und Frauen auch befreundet sein können. Nur das hätten meine Eltern wohl nie verstanden... Denn das gibt's ja einfach nicht...
Sagt mal, wart ihr eigentlich schonmal in einem Brautkleidladen? Denn, um ehrlich zu sein, ist es ein bisschen komisch, wenn man insgeheim gar nicht heiraten möchten. Man muss nämlich unzählige Fragen über seine (nicht vorhandene!) Beziehung beantworten und wird von den Preisen fast erschlagen. Wobei, von den Preisen wurden wir selbstverständlich nicht erschlagen. Ich mein, an Geld fehlte es uns wirklich nicht. Viel schlimmer waren die ganzen Fragen. Denn die beantwortete selbstverständlich meine Mutter. Tja, und das war wieder mal alles andere als lustig... Ich kann mich noch ganz genau, an das Gespräch erinnern... Das ging nämlich so!
„Seit wann ist sie denn schon vergeben?"- „Seit fünf Jahren!"(Was? Da war ich doch gerade mal 16... wir hatten anscheinend eine Schulromanze!)
„Oh da haben sie ja bestimmt schon Babypläne!"Ja! Natürlich! Drei Prinzen und drei Prinzessinnen"(Da sag ich mal auf Wiedersehen Traumfigur, oder auch hallo Schönheitschirurg!)
„Was haben sie sich denn so vorgestellt?"- „Ach, das kann ich ihnen ganz genau sagen! Auf jeden Fall ganz viel Tüll, Spitze, Strass, Diamanten, Echtgold und ein Smaragd darf auch nicht fehlen." (Tja ich war halt Emma, die Braut des Jahres Keine Sorge! Falls ich mal hässlich werden sollte, Smaragde und Co. hübschen mich im Nu wieder auf. Man hätte mich wahrscheinlich auch als Wertanlage bezeichnen können.)
Oh man ey, ich hätte die Fragen wirklich gern selbst beantwortet! Aber unsere nette Verkäuferin hatte leider hunderte Kleider gefunden... Deswegen verbrachte ich die meiste Zeit in der Umkleide und meine Mutter beantwortete fleißig die Fragen. Sie konnte sich übrigens später auch nicht für ein Kleid entscheiden. Ach ja und das konnte ich auch wirklich gut verstehen. Immerhin sah ich auch echt gut aus in jedem Kleid. Aber, um ehrlich zu sein, war ich dennoch für das Günstigste. Nicht wegen des Preises. Es war das dezenteste und ich fühlte mich darin auch am wohlsten, nicht so wie eine Puppe! Aber entscheiden durfte ich das natürlich nicht und, da meine Mutter das ja anscheinend auch nicht konnte, rief sie meinen Vater an. Ja und der? Der kam natürlich sofort zur Hilfe...
Oder auch nicht. Zwei Stunden später stand er nämlich erst vor der Tür. Warum er so lange brauchte? Er war noch auf einer Oldtimeraktion und musste sich dort einfach ein neues Schätzchen zulegen. Kann ich vollkommen verstehen!....
Ach ja und ich finde auch, dass er nicht wirklich hätte kommen müssen. Denn ich wusste doch, dass er selbstverständlich für das teuerste Kleid war und das war wirklich ein magischer Moment. Denn als er das sagte, sprang die Verkäuferin fast in die Luft. Kein Wunder! Mein Vater hatte ihr wahrscheinlich damit eine Kreuzfahrt ermöglicht. Gern geschehen!
Ok, um ehrlich zu sein, freute ich mich wirklich für sie. Irgendwie ist und war es ja auch echt schön, dass wir vielen Menschen durch unsere Hochzeit ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnten. Denn das machte das Ganze auch irgendwie erträglicher. Immerhin konnten so wenigstens viele Menschen dank unserer Hochzeit glücklich werden, obwohl wir das halt nicht wurden...
Einige Stunden später kamen wir dann auch schon wieder im Hotel an, setzten uns in die Lobby und schauten uns eine unserer neusten Show an. Mein Vater interessierte sich seit neustem für Mode. Demzufolge liefen nun auch unzählige Models den roten Teppich, der von der Treppe bis zur Eingangstür reichte, rauf und runter. Ach und unsere Eingangshalle ist übrigens fast so groß, wie ein halbes Fußballfeld. Daher konnten auch all unsere Gäste und natürlich auch alle Paparazzi zusehen. Am Ende versteigerte mein Vater dann noch ein Interview mit mir, für 1000 Euro. Sicherlich brauchte er einfach nur Geld, um mein Hochzeitskleid zu bezahlen. Mir wäre ein Date echt lieber gewesen. Aber ich war ohnehin nicht mit dem Typen allein. Denn diesmal übernahm mein Vater für mich die Antworten, weil ich das ja anscheinend sowieso nicht konnte...
Er erzählte dem Paparazzo von unserer Hotelgeschichte und ließ ihn kaum zu Wort kommen. Ja und, da das Interview nur 30 Minuten dauern durfte, konnte der Typ leider überhaupt nichts über mich herausfinden. Denn Papi ignorierte seine Fragen gekonnt und erzählte nur was über unser Hotel. Tja und, da das alles schon auf unserer Homepage stand und auch schon x Male in der Presse thematisiert wurde, gab es am nächsten Tag auch keinen Artikel über uns.
Abends erklärte mir mein Vater dann einfach noch, dass ich eine Schande für die Familie bin. Ja, das kam ziemlich unerwartet. Grund dafür war angeblich, dass ich seinen Lebenstraum kaputt gemacht hätte und, dass er froh ist, dass ich nicht die Hotelleitung übernehmen werde. Das durften bei uns nämlich nur Männer. Aber so schlimm war es für ihn dann auch wieder nicht. Es gab nämlich einen neuen Plan. Beide Familien hatten sich nämlich auf einen Kompromiss geeinigt. Denn auch, wenn sich beide nicht leiden konnten, waren Rennbahn und Ansehen halt trotzdem sehr wichtig. Tja und deswegen haben unsere Daddies dann beschlossen, dasss Markus und ich uns drei Jahre nach der Hochzeit wieder trennen müssen. In der Zeit durfte mein Vater dann die Rennbahn von meinen Schwiegereltern benutzen und seinen Traumleben leben können. Wow! Dann hätte ich mit 24 endlich ein neues Leben beginnen können. Problematisch war nur, dass eine erneute Hochzeit, oder ein anderer Mann für mich tabu waren! Denn das hätte meine Familie leider nicht akzeptiert. Das war aber irgendwie auch klar! Ich mein, wieso sollten sie auch nach 21 Jahren aufhören, über mein Leben zu bestimmen. Mir war echt zum Heulen zu Mute als ich das gehört habe, wollte mir aber auch eingestehen, dass ich auch ohne sie leben kann und dann mit meinem Traummann glücklich werden kann. Aber so einfach war das leider wieder nicht. Denn...
gleichzeitig fragte ich mich halt auch, ob ich das wirklich wollte. Ein Leben ohne das Mittelalterprinzip konnte ich mir nämlich einfach nicht vorstellen und ich hatte auch überhaupt keine Lust darauf, dass wegen mir jemand anderem das Leben zur Hölle gemacht wird. Ich und mein Traummann hätten dann nämlich wahrscheinlich nie wieder einen Job gefunden. Außerdem hätten wir uns nicht mehr auf die Straße trauen können und wären auch nie wieder von der Gesellschaft akzeptiert worden. Einfach nur, weil wir der Highsociety den Rücken gekehrt hätten.
Ich wusste, dass ich das mein Leben lang bereuen werde, wenn ich das sage, aber ich musste es einfach sagen. Denn ich wollte einfach mal vernünftig sein und das Richtige tun.
Deswegen verabschiedete ich mich am selben Abend auch von meinem Traummann und schrieb ihm einen Brief, um mich endlich endgültig von ihm zu verabschieden...
„Hallo, mein Traummann. Wenn du das hier liest, werde ich leider schon verheiratet sein. Du bist die Liebe meines Lebens und das wird sich auch nie ändern. Trotzdem dürfen wir nicht zueinanderfinden. Es tut mir echt leid! Aber es ist nun mal so, wie es ist. Falls es trotzdem passiert, dass wir uns irgendwann mal über den Weg laufen... Sei nicht traurig, dass ich deine Gefühle nicht erwidere- Ich liebe dich!
Aber ich habe dich leider nicht verdient... also sprich mich bitte einfach nicht an!"
Als ich diesen Brief geschrieben habe, wusste ich echt nicht, was mit mir geschieht. Ich war so wütend und traurig, so habe ich mich noch nie erlebt. Es war echt erschreckend für mich, dass mein Traum nie Realität werden wird. Ach man, das ist echt unglaublich, dass es einfach wirklich funktioniert hat!
Aber daran geglaubt habe ich damals halt nicht... Tja und genau deswegen habe ich mich dann einfach in meinem Bett gelegt und mich mal wieder in den Schlaf geweint.
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Rosen und Tulpen~Mein Leben in der Highsociety
RomanceGeld, Ruhm und Ansehen spielen in der Highsociety eine große Rolle. Das musste auch Emma lernen. Für sie war es selbstverständlich, dass ihre Eltern ihr Leben bereits vor ihrer Geburt durchgeplant hatten. Sie zweifelte nie an diesem Plan und achtete...