36. Schlechtes Gewissen

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Den restlichen Tag verbrachte ich dann also auf meinem Zimmer. Ich ließ niemanden zu mir und war einfach nur enttäuscht von mir. Ich hatte nämlich meine Mutter beleidigt und bereute dies auch sehr. Denn auch, wenn sie mir das Leben sehr schwer gemacht hat, hatte ich sie halt auch sehr lieb, weil sie einfach meine Mutter ist. Weil sie immer für mich da ist und im Grunde genommen damals ja auch nur das Beste für mich wollte.

Ja, sie wär einfach die beste Mama gewesen.

Wäre da nicht diese scheiß Einstellung zu anderen Menschen gewesen. Denn das war das Einzige, was mich an ihr störte. Der Rest war „akzeptabel". Eine Zwangsheirat hätte natürlich auch nicht sein müssen, aber in der Highsociety musste man einfach Abstriche machen. Und um ehrlich zu sein, hatte ich das sogar echt verdient. Einige Kinder werden halt angeschrien, wenn sie so einen Fehler machen. Ich musste deswegen einfach einen wildfremden, eigentlich aber ganz netten, Typen heiraten.

Wobei, um ehrlich zu sein, bin ich echt froh, dass ich Markus heiraten durfte. Denn es gab bestimmt noch schlimmere Alternativen und immerhin verstanden wir uns schon damals echt gut.

Wie auch immer! Mir tat es, wie ihr seht echt sehr, sehr leid. Das hätte einfach nicht passieren dürfen und ich wusste damals einfach nicht, wie ich damit umgehen sollte. Sollte ich so tun, als ob nichts gewesen ist? Sollte ich mich bei meiner Mutter entschuldigen? Ja, das Ganze war echt kompliziert. Wobei eigentlich hätte ich mich ja entschuldigen müssen. Aber hätte sie diese Entschuldigung akzeptiert? Kann man seiner Tochter verzeihen, wenn sie einen beleidigt hat? Ich weiß es nicht.

Aber irgendwann wurde mein Gedankenchaos dann durch den Klingelton meines Handys pausiert.

Sekündlich pausiert! Denn es war eine Mail meines Vaters.

Er schrieb nämlich, dass er total enttäuscht von mir ist und nicht glauben kann, dass ich in einem solchen Ton mit meiner Mutter geredet habe. Außerdem erklärte er mir noch, dass eine Entschuldigung die Situation auch nicht verbessern wird. Ich sollte jetzt einfach so schnell, wie möglich Markus heiraten. Danach wollten meine Eltern nichts mehr mit mir zu tun haben. Das war, ziemlich knapp zusammengefasst, der Inhalt...

und ja... Was habe ich nur getan? Ich habe doch die ganze Zeit alles dafür getan, dass das nie passieren wird. Ich kann mir ein Leben ohne meine Eltern doch gar nicht vorstellen. Ich habe doch alles dafür getan, dass mein Leben so bleibt, wie es gerade war. Ich wollte doch sogar auf Tom verzichten...

Und jetzt? Jetzt war auf einmal alles kaputt! Jetzt wollten meine Eltern nichts mehr von mir wissen, weil ich meine Mutter angeschrien, beleidigt und nicht respektiert habe. Ach man, ey! Hätte ich doch einfach Tom in mein Zimmer gelassen. Vielleicht wären wir ja dann auch ein Paar geworden und vielleicht hätten meine Eltern ihn ja sogar akzeptiert. Ich meine, er hatte Tulpen dabei... Er liebt mich! Glaubte ich zumindest...

Naja, wisst ihr, was echt praktisch wäre? Wenn mal alles so klappen würde, wie ich es mir wünsche.. Aber das war damals ja leider wirklich nicht der Fall. Joa, wieso musste ich auch immer alles falsch machen? Das konnte doch nicht so schwer sein, mal die richtige Entscheidung zu treffen.

Wenigstens trafen meine Eltern immer die richtige Entscheidung. Also das glaubten sie auf jeden Fall... Denn Markus musste ich ja immer noch heiraten. Sein Vater hat meinem Vater nämlich ein sehr seltenes Auto versprochen und dafür tat mein Vater halt einfach alles und ich wollte mich jetzt auch nicht mehr querstellen. Denn das war der einzige Weg, um meinem Vater zu zeigen, dass er und meine Mutter mir noch etwas bedeuten. Ja! Das war der einzige Weg, meinen Eltern zu beweisen, dass ich sie liebe, dass sie mir echt sehr, sehr wichtig sind....

Ja, es hätte echt alles so schön sein können. Hätte ich mich doch einfach mal auf Tom eingelassen. Hätte ich ihm doch einfach nur diese eine Chance gegeben. Vielleicht wäre ich jetzt ja wirklich die glücklichste Frau der Welt. Wobei, das bin ich ja jetzt, aber das war ich damals nun mal noch nicht. Denn anstatt glücklich zu sein, versank ich wortwörtlich in Selbstmitleid. Ich könnte gefühlt in meinen Tränen baden! Ich weiß ich sage das jetzt schon zum hundertsten Mal oder so, aber es war einfach wirklich so! Es tat mir verdammt noch mal voll leid, was ich getan habe! Ich habe euch das doch schon so oft erklärt, wie einfach es in der Highsociety ist. Dass man sich einfach nur benehmen muss und einem die Welt dann zu Füßen liegt. Wieso, wieso habe ich es denn bitte schön nicht geschafft? Es war doch so einfach!

Ach man! Ich war anscheinend wirklich ein hoffnungsloser Fall. Ich meine da versuchte ich die ganze Zeit meinen Eltern alles recht zu machen und schaffte es dann, sie komplett zu verlieren! Nur, weil ich meine Klappe nicht halten konnte. Nur, weil ich einfach mal ich selbst sein wollte...Die Emma, die ich so vermisst habe, die ich jahrelang versteckt hatte...

Eine Frau, die für jeden da ist und jeden so nimmt, wie er ist. Eine Frau, die einfach nur helfen will und, die alle akzeptiert. Eine Frau, der es scheiß egal ist, ob ihr Umfeld studiert hat, oder eine Ausbildung gemacht hat... Eine Frau, die einfach nur perfekt ist und sich von ganzem Herzen liebt!

Wie oft habe ich schon davon geträumt, meinen Eltern zu zeigen, wer ich wirklich bin... Wie oft habe ich sie schon im Traum enttäuscht...

Ja! Auf diese Situation habe ich mich echt schon mein ganzes Leben lang vorbereitet.

Aber, dass sie mir mein Herz so zerreißen wird, habe ich echt nicht gedacht...

Rosen und Tulpen~Mein Leben in der HighsocietyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt