5. Mysteriöse Unbekannte

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Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich das wirklich getan habe... Aber ich habe echt die ganze Nacht durchgefeiert und habe den ganzen Scheiß dabei auch wirklich vergessen! Ob ich betrunken war? Selbstverständlich!

Fragt mich bitte nicht, wie das passiert ist. Eigentlich durfte ich das ja nicht. Ein Glas Sekt ist für meine Eltern schließlich schon grenzwertig gewesen! Ist aber letztendlich auch egal. Denn ändern kann ich es jetzt auch nicht mehr.

Viel wichtiger ist, dass ich nicht mehr an meinen Traummann und die Zwangshochzeit gedacht habe und endlich mal ich selbst sein konnte. Eine aufgeweckte, sympathische und lustige Frau, die sich niemandem anpassen musste. Die Frau, die vor drei Jahren zu einer Anstandsdame mutierte und keinen Traummann fand. Den Traummann habe ich damals leider nicht gefunden. Aber meine Mutter hätte sowieso keinen Normalo oder One-Night-Stand (soweit habe ich es selbstverständlich nicht kommen lassen) akzeptiert.

Denn in ihrer Welt zählte nur das eine. Das Leben in der Highsociety! Das Leben, in dem alle mit einem aufgesetzten Lächeln durchs Leben gehen, das nur von Ansehen, Geld und Erfolg bestimmt wird. Wisst ihr, was das Schlimmste an diesem Leben ist? Dass man, wenn man seine Meinung sagt, seine Familie für immer verlieren kann. Ein falsches Wort und alles ist vorbei. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal falsch verhalten würde, aber ich habe es getan. Denn am nächsten Morgen war ich alles andere als lieb.

„Hallo mein Honigkuchenpferd", begrüßte mich nämlich...(ihr wisst schon wer). „Morgen", antwortete ich harsch und schenkte ihm keinen Blick. Meine Mutter hielt mir dann selbstverständlich sofort eine Standpauke und fragte mich, wieso ich mich so verhalten habe und, was sie bei meiner Erziehung nur falsch gemacht habe... Ich bekam kein Wort raus und hörte ihr tapfer zu. Überrascht hat mich ihre Reaktion allerdings nicht. Denn in ihren Augen war das Schlimmste, was halt eine Frau tun kann, ihrem Mann keinen Blick zu schenken. Eigentlich müsste ich wirklich sauer auf meine Mutter sein, aber das bin und war ich nicht. Sie hat nämlich nichts falsch gemacht. Sie hat mir einfach nur das beigebracht, was sie von ihren Eltern gelernt hat und ich habe sie immerhin behalten. Die „Verhaltensregeln" der Highsociety! Auf die Hand küssen, eine gehobene Sprache benutzen (auch mit gleichaltrigen) und natürlich das Tischgebet. Halt hundertprozentig Mittelalter.
Hätte ich diese Regeln eingehalten, hätte ich „Guten Morgen" sagen und allen einen Handkuss geben müssen....

Aber das tat ich nicht, da ich mal allen zeigen wollte, dass ich auch anders sein kann. Dass ich auch mal schlecht gelaunt bin und nicht jeden Tag das perfekte Mädchen sein kann. Tja, nur das war meiner Mutter natürlich wiedermal scheißegal. Denn die Regeln befolgen musste jeder. Egal, wie es ihm gerade ging.

Als sie sich wieder beruhigt hatte, sind ich und mein Göttergatte noch meinen Verlobungsring kaufen gegangen, war natürlich total toll... Megatoll! Ich musste ihn nämlich selbst bezahlen. Was ein Spießer!

Ach ja und als ich mich dann abends für das Dinner umzog, verschwand mein „Schatz" dann auch noch plötzlich.

Ja und, was ich dann sah, war, war einfach unglaublich! Denn ich schien endlich mal wieder Glück zu haben. Er traf sich nämlich mit einer Frau und das konnte nicht seine Schwester gewesen sein.  Er ist nämlich ein Einzelkind! Hatte er da etwa eine Affäre? Also nicht, dass ich mich darüber aufgeregt hätte. Im Gegenteil! Ich hätte mich doch für die beiden, und natürlich auch für mich, gefreut!

Ich glaube ihr könnt euch schon vorstellen, was dann passiert ist. Ja, ich konnte einfach nicht anders und habe ich ihm dann abends selbstverständlich deswegen eine Szene gemacht und das gesagt:

„Ich bin zutiefst gekränkt von dir, mein Schatz! Du hast dich hinter meinem Rücken mit einer Frau getroffen, mein Herz gebrochen, mein Vertrauen zerstört und mich maßlos ausgenutzt. Ich kann dich nicht heiraten. Es tut mir von Herzen leid. Aber du hast dich einfach anders entschieden."

Nach diesen Worten verließ ich den Saal. Nein! Keine Sorge, wir sind keine Aliens! Ich habe an der „Rede" 15 min gesessen und sie auswendig gelernt. Denn es musste einfach perfekt werden. Dieses Arschloch musste einfach aus meinem Leben verschwinden.

Ob ich gut war?
Vielleicht, aber erfolgreich war ich leider nicht.
Mr. Neunmalklug hat nämlich gesagt, dass es nicht seine Freundin war und ist mir hinterhergerannt. Er wollte mir anscheinend eine Lügengeschichte andrehen und erzählte mir, dass er sie nicht lieben würde und, dass sie eine alte Bekannte war. Entschuldigung, aber das war doch offensichtlich, dass er auf sie steht...

Nur verhindern konnte ich unsere Hochzeit damit leider auch nicht mehr. Ich musste nach dem ganzen Debakel nämlich einen Vertrag unterschreiben. Mit diesem versicherte ich, dass ich Herrn Neunmalklug heiraten werde. Komme, was wolle!
Meine Eltern wussten nichts davon. Ich konnte Ihnen auch nichts sagen. Denn sonst hätten sie erfahren, dass ich feiern war, dass ich etwas getan habe, was sie mir verboten hatten. Mein „Schatz" hatte nämlich einen Privatagenten engagiert der unzählige Fotos gemacht hat. Ich tanzte auf dem Tisch, war sehr freizügig angezogen und eins zeigte mich sogar auf dem Klo!...

Keine Ahnung, wie der Agent das geschafft hat... Ernsthaft! Wieso habe ich auf dem Klo gesessen und dabei nicht gemerkt, dass ich fotografiert wurde?... und wieso musste mich eigentlich jeder kontrollieren? Früher waren es nämlich meine Eltern, die darauf achteten, dass ich mich auch ja korrekt entwickelte, dass ich auch ja perfekt werde. Jetzt war es anscheinend die Aufgabe von meinem „Schatz". Warum? Damit er das Geld von meinen Eltern kriegt. Denn auch, wenn wir uns getrennt hätten, hätte er 50% des Vermächtnisses meiner Eltern bekommen. Also natürlich nur von meinem Anteil.

Tja, und dann saß ich halt nachmittags in der Lobby und wollte zum ersten Mal endgültig eine Entscheidung treffen. Aber das konnte ich einfach nicht. Denn mein Verstand sagt mir: „Trenne dich!" und mein Herz sagte mir: „Heirate ihn!" Sonst wird deine Familie nie wieder mit dir sprechen." Ich wusste echt nicht, dass ich diese Entscheidung wirklich mal treffen werde. Aber früher oder später musste ich sie halt treffen, um das Schlimmste zu verhindern und insgeheim wusste ich auch schon damals, für was ich mich entscheiden werde...

Denn es fehlte etwas!

Die Liebe!
Liebe kann man nicht erzwingen und schon gar nicht kaufen!
Liebe ist das größte Glück auf Erden!
Liebe ist das Lächeln auf den Lippen ~ an guten und an schlechten Tagen!

Und ohne Liebe konnte und wollte ich einfach nicht heiraten!

Rosen und Tulpen~Mein Leben in der HighsocietyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt