Es war schon fast romantisch als ich an dem besagten Morgen mit Kaffee geweckt wurde. Dachte ich... Mr. Neunmalklug hatte sich nämlich welchen aufs Zimmer bestellt und für mich? Für mich gabs O-Saft. Denn Kaffee vermindert schließlich die Fruchtbarkeit.
Wahrscheinlich stimmt das sowieso nicht. Aber sein Daddy war da wohl anderer Meinung...
„Alkohol und Koffein sollten nicht in die Nähe von Frauen gelangen..." , sagte er.
Alles Klar! „Entschuldigen sie mal, Mister von und zu Pohl! Frauen haben auch noch ein Leben... und da gehören Koffein und Alkohol einfach dazu. Auch, wenn sie nicht gesund sind.
Überlegen Sie doch mal, was mit den süßen kleinen Spermien passiert, wenn sie in ihrem Sohn heranwachsen und vergessen sie nicht, dass die sich irgendwann mal mit meinen Eizellen vereinigen werden, also wenn sie dazu gezwungen werden. Also erzählen Sie mir nicht, dass ich mit Alkohol und Koffein unsere Kinder töte. Biologie war anscheinend nicht ihr bestes Fach!", dachte ich mir nur...Wow! Zum Glück hatte ich das nicht laut ausgesprochen. Denn ich saß just in diesem Moment mit Mama, Papa und Sohnemann Pohl an einer lang gedeckten Tafel. Es gab alles!
Wobei das stimmt, nun auch nicht.
Die Männer saßen nämlich auf der ungesunden und die Frauen auf der gesunden Seite. Ich ernährte mich also nur von O-Saft und Früchten, während sich mein Schatz von Pancakes, Croissants und Kaffee ernährte. Diese Ernährung hatte bei meinen zukünftigen Schwiegereltern anscheinend Folgen hinterlassen. Mister Senior Pohl hatte nämlich einen Bierbauch und Frau Pohl hatte einen babyglatten Bauch. Man hätte sogar meinen können, sie wären Dick und Doof... Oder auch Schick und Schick.Denn ansonsten waren meine Schwiegereltern sehr ansehnlich. Beide trugen die aktuellsten Designerklamotten und hatten massenweise teure Klunker am Hals und am Arm. Sie waren im Grunde genommen das Ebenbild der Highsociety. Reich, gut gebildet (vor allem mein zukünftiger Schwiegervater) und super erzogen. Zudem waren sie mir, im Gegensatz zu meinem Schatz, sogar sehr sympathisch. Denn die Beiden gaben viel zu viel Trinkgeld und schafften es auch, dass mein Schatz keinen Scheiß anstellte. Tja, und das grenzte schon fast an ein Wunder!
Vielleicht ist er ja auch nur so ein Arschloch, weil seine Eltern ihm nie was erlaubt haben und er, genau wie ich, einfach nur sein eigenes Leben führen will. Vielleicht ist er ja sogar richtig sympathisch. All diese Gedanken schossen mir plötzlich durch den Kopf... Warum? Weil seine Eltern so nett waren... und, weil er eigentlich auch nicht böse aussah... Ja! Für einen kurzen Moment habe ich schon damals gehofft, dass er kein Arschloch ist... Insgeheim wusste ich aber auch, dass diese Gedanken vollkommener Bullshit sind. Denn nett ist er zu mir echt nicht gewesen und ich konnte mir ein Leben mit ihm als Ehemann ja sowieso nicht vorstellen. Schließlich hatte ich ja immer noch nicht dieses Gefühl gehabt, diese Wärme im Herzen... und eine Freundschaft mit einem Mann konnte ich mir bis dato auch noch nie wirklich vorstellen.
Abends sind wir vier dann übrigens noch ins Theater gegangen. Es lief mein Lieblingsstück, Romeo und Julia. Mein Schatz hatte selbstverständlich nichts zu bemängeln und ich konnte den Abend voll und ganz genießen.
Danach gingen wir noch in ein Café und tranken einen heißen Tee. Die beiden Herren tranken selbstverständlich Kaffee. Es war echt schön. Genauer gesagt habe ich mir genauso meine Ehe immer vorgestellt. Abends noch etwas zusammen unternehmen. Auch gerne mit Freunden oder Schwiegereltern und danach den Abend in einem schönen, warmen und gemütlichen Café ausklingen lassen. Natürlich ohne Red Carpet, VIP-Einladung und Tee, aber das musste man in der Highsociety einfach in Kauf nehmen. Denn das war ja schließlich normal...
Normal! Ein Wort, das eigentlich mit verrückt, bunt und außergewöhnlich ersetzt werden sollte. Ein Wort, das eigentlich nicht existieren sollte...
Ok, zurück zu meiner Geschichte!
Also als seine Schwiegereltern dann irgendwann gegangen sind, machten wir noch einen Abstecher an die Seine. Wir gingen an einen Ort, von dem man die Notre-Dame und den Eiffelturm sehen konnte. Ja und ich muss zugeben... Das war echt malerisch und sehr romantisch. Fragt mich bitte nicht, wie das passiert ist....Das Einzige, woran ich mich erinnern kann, ist, dass mein „Schatz" plötzlich „Emma, es tut mir leid." sagte.
Ich schaute ihn mit großen Augen an und konnte es kaum fassen. Was tat ihm leid...Was meinte er da... Dann fuhr er fort.
„Ich merke doch, wie traurig du bist. Ich kann mir das selbst nicht vorstellen, aber..."
„Aber es ist so wie es ist.", sagte ich. „Wir haben keine andere Wahl. Wir wollen beide unsere Familie nicht verlieren. Ich kann mir das auch nicht vorstellen, dass diese Tradition immer noch weitergeführt wird, aber..."
„Aber wir müssen damit klarkommen.", fiel er mir diesmal ins Wort. Plötzlich sagten wir beide auf einmal: „Liebst du mich wirklich?" , lachten los und antworteten nochmals gleichzeitig: „Nein!"
Wow! Das war wirklich der schönste Moment seit langem und es tut mir auch echt leid, dass ich ihn so schlecht geredet habe. Im Grunde genommen ist er nämlich ein echt charmanter und lustiger Typ.Ja, das ist er wirklich! Denn er hat mir damals übrigens auch noch erklärt, dass er das Ganze mit dem Geld nur getan hat, um unsere Hochzeit zu verhindern. Ich sagte: „Nicht aufgeben! Wenn die jemand verhindern kann, dann wir!" Er lächelte mich glücklich an und nickte zögernd.
Ja! Es war echt großartig! Binnen eines Abends ist nämlich aus meinem Erzfeind ein echter Freund geworden. Natürlich nicht im Sinne der Liebe! Aber ich hätte schwören können, dass sowas nicht passieren wird und kann es auch immer noch nicht fassen. Aber es ist einfach wirklich so! Markus ist kein Arschloch! Und ich muss im Nachhinein auch zugeben, dass es sich echt gut anfühlte.
Ja, es fühlte sich verdammt gut an, nicht die einzige Person zu sein, die verzweifelt versuchte diese beschissene Hochzeit zu verhindern... Ja! Plötzlich war alles irgendwie perfekt, ohne wirklich perfekt zu sein. Plötzlich hat sich alles so gut angefühlt und ich weiß das klingt jetzt komisch. Aber ihr könnt mir das echt glauben! Denn wäre das an dem Abend nicht passiert, hätte ich die Hochzeit psychisch definitiv nicht so gut weggesteckt!
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Rosen und Tulpen~Mein Leben in der Highsociety
RomanceGeld, Ruhm und Ansehen spielen in der Highsociety eine große Rolle. Das musste auch Emma lernen. Für sie war es selbstverständlich, dass ihre Eltern ihr Leben bereits vor ihrer Geburt durchgeplant hatten. Sie zweifelte nie an diesem Plan und achtete...