Rosen und Tulpen~Mein Leben in der Highsociety

11. It's Party Time!!!

Der nächste Tag begann für mich wieder ohne Kaffeegeruch. Tja und das war auch kein Wunder! Denn Markus war immer noch nicht aufgetaucht! Niemand wusste, wo er war... Beziehungsweise alle dachten halt, dass er sich in New York gerade irgendwelche Autos anschaut.

Wobei, das haben alle gedacht... Markus' Abgang wurde nämlich über alle Medien veröffentlicht, und jetzt? Jetzt wollte mir ganz Paris in dieser schweren Zeit beistehen. Schließlich ist ja auch mein Bräutigam abgehauen... Woher die das wussten? Es wurde leider kein neues Auto vorgestellt und Markus wurde in New York auch nicht entdeckt. Deswegen hatte er mich dann auch schon öffentlich verlassen...

Ich hätte mich am liebsten unsichtbar gemacht als ich durch den Haupteingang gegangen bin. Unzählige Leute schrien durcheinander und überall waren Blitzlichter. Nein! Ich konnte das Ganze nicht verhindern. Genau an diesem Tag war nämlich unsere Verlobungsparty...

Warum diese nicht abgesagt wurde? Weil Markus' Eltern fest davon überzeugt waren, dass ihr Sohn mich liebt und zurückkommen wird. Ja, die haben den Schuss auch nicht gehört. Wieso sollte Markus auch zurückkommen, wenn es sowieso schon alle wussten, dass er mich verlassen hatte?  Keine Ahnung! Aber seine Eltern glaubten an ihn...

Ja und deswegen brachte mich Jasmine dann auch zu unserer Location. Dort wimmelte es nur so von Bodyguards und Security. Die Highsociety musste ja schließlich auch beschützt werden. Meiner Meinung nach hätten wir uns lieber vor uns selbst beschützen sollen. Immerhin stürzte ich mich ja gerade in mein Unglück, weil ich nicht widersprechen wollte. Es lag also nicht an den Normalos, dass ich ein Problem hatte..., sondern einfach nur an unseren beschissenen Traditionen...

Ich konnte euch auch echt nicht sagen, ob Markus kommen wird. Im Ernstfall sollte ich sagen, dass er beruflich verreisen musste und den Flieger verpasst hat. Eine Woche später hätte ich wahrscheinlich sagen sollen, dass er beschlossen hat zu laufen... Ja, diesmal hatten sich unsere Eltern die Lügengeschichte ausgedacht. Tja und ich, ich war leider immer noch alles andere als schlau und sagte wieder mal nichts. Ich sagte niemandem, dass ich auf die Traditionen scheiße und machte auch sonst meinen Mund nicht auf. Mittlerweile lag das übrigens nicht nur an meinem Mut. Allein konnte ich das einfach nicht. Ich wollte das zusammen mit Markus machen und, da er nicht da war, ließ ich mich dann auch zurechtmachen...Ein bisschen Maniküre hier, ein bisschen Make-Up da und dann war ich auch schon fertig. Diesmal durfte ich ein lachsfarbenes Minikleid mit Spitze und goldenen Highheels tragen. Ich sah echt umwerfend aus! Ja, das darf ich sagen. Mir haben nämlich gefühlt alle Angestellten auf den Arsch geschaut, total tolles Gefühl...

Um sechs Uhr abends fing dann die Party endlich an. Ich wartete erstmal im Haus, während unsere Bodyguards die Gäste kontrollierten und unser Umfeld papparazzi- und normalosicher machten.

Dann durfte die Show  auch schon beginnen und ich lief in meinem Hammeroutfit über einen roten Teppich zu einem Rednerpult und hielt meine Rede, die selbstverständlich Herr Senior Pohl vorbereitet hatte.

„Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin zutiefst berührt. Es ist echt unglaublich, dass sie mit mir diesen wundervollen Tag verbringen wollen. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich tatsächlich vor einem Jahr meinen Traummann getroffen habe. Sie können es sich wahrscheinlich schon vorstellen. Ich bin tatsächlich bis über beide Augen verliebt." In dem Moment musste ich mir das Lachen echt verkneifen... mein Schwiegervater war anscheinend viel dümmer als ich dachte! Tja und als ich gerade das Buffet für eröffnet erklären wollte, spürte ich auf einmal eine Hand an meinem Rücken... und ja, es war Markus! Mein Vater hatte anscheinend ein paar Gläser zu viel getrunken und schrie lallend: „Küssen, küssen!"

Markus eröffnete dann eben das Buffet, schaute mir dann tief in die Augen und dann? Dann küssten wir uns. Natürlich berührten sich nur unsere Lippen. Ohne Zunge und so. Aber alle kauften uns unsere Show ab. Die Damen kreischten und die Männer standen einfach nur rum. Zwei Sekunden später fingen sie dann auch an zu kreischen und stürmten auf das Buffet zu. Blitzschnell nahm Markus wieder das Mikro in die Hand und sagte: „Keine Sorge es ist genug für alle da!" Ich grinste ihn an und konnte mir das Lachen gerade so verkneifen. Ach man, er ist einfach schon damals  der Hammer gewesen!

Wenige Minuten später gingen Markus und ich dann ins Haus. Natürlich bemerkte uns niemand. Denn die Männer schlugen sich gegenseitig die Köpfe ein, um satt zu werden und die Frauen sahen ihnen dabei entsetzt zu. Drinnen erzählte mir Markus dann alles.

Er hatte Lena natürlich nicht getroffen. Wie auch? Er wusste ja weder ihre Telefonnummer noch ihren Aufenthaltsort. Ja und nach ihr fahnden lassen, konnte er halt auch nicht. Auf jeden Fall ist sie aus der schicken Villa, die ihr Markus' Eltern überließen, ausgezogen. Ja, Markus Eltern haben ihr wirklich eine Villa überlassen, damit sie ihn in Ruhe lässt. Das klingt jetzt komisch, aber das war bei uns ganz normal. Genauso, wie das fertig machen.

Ich erinnere mich noch ganz genau an den Vorfall vor ein paar Jahren...

Es handelte sich um einen Millionärssohn, der bei uns im Hotel angestellt war. Seine Eltern waren in den USA und hatten anscheinend Steuern hinterzogen. Er wusste davon nichts, bis mein Vater ihn rauswarf und die Presse ihn wortwörtlich in der Luft zerriss. Wehren konnte er sich nicht. Denn für eine Privatlimo hatte er kein Geld und Taxifahrer haben meistens keine Lust, von der Presse verfolgt zu werden. Deswegen musste er sich den Blitzlichtregen antun und tapfer warten, bis alle Paparazzi unseren Haupteingang verlassen hatten. Das kann schonmal Stunden dauern! Denn was gibt es schon Besseres als einen Millionärssohn, in der Luft zu zerreißen. Irgendwann fing dieser dann als Tellerwäscher an und ist jetzt wahrscheinlich ein Normalo... und hoffentlich auch glücklich!

Ja und, was mit Lena passiert ist, ist klar. Markus Eltern konnten sie nämlich nicht der Presse „melden". Schließlich war sie ja nun mal von Markus schwanger... Wahrscheinlich hat sie von seinen Eltern eine Stange Geld bekommen und ist dann weit weg von Markus gezogen. Damit sie ihn vergessen kann und neu anfangen kann.

Nachdem ich mich damals übrigens wieder an diesen Sohn erinnert hatte, kribbelte plötzlich mein ganzer Körper, weil ich Angst hatte. Weil ich Angst hatte, meine Familie zu enttäuschen. Weil ich wusste, dass es mir dann genauso, wie ihm ergehen wird. Das mit der Presse wäre wahrscheinlich nicht so schlimm gewesen... Viel schlimmer war es für mich zu realisieren, dass ich dadurch meine Familie verlieren konnte, dass ich mich nicht der Hochzeit widersetzen durfte. Das klingt jetzt echt komisch, aber der Übergang von Highsocietymitglied zu Normalo ist halt echt nicht einfach. Ach was sage ich da nur... Das habt ihr bei der Geschichte über den Millionärssohn ja bestimmt schon gemerkt.

Der Gedanke, dass meine Eltern mich zurück haben wollen werden, machte das Ganze übrigens auch nicht besser. Einfach, weil jede geplatzte Hochzeit doch noch gerettet werden kann. Ja und demzufolge wäre ich, wenn ich vor meinen Eltern zusammengebrochen wäre, trotzdem zwangsverheiratet worden, mit einer Pressekonferenz und einer saftigen Entschuldigung.

Immerhin ging es unseren Eltern ja wie gesagt nur ums Geld und nicht um die Liebe..., glaubte ich!