29. Los geht's!

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Ja und dann war es auch schon so weit und ich wurde endlich aus dem Krankenhaus entlassen. Laut Lia stieg meine Genesungsparty erst am nächsten Tag und so fuhr ich direkt in die Werkstatt, mit einem Taxi, natürlich. Fahren wollte ich nämlich erst mal nicht. Nicht, weil mein Vater mir das verboten hatte. Sondern einfach, weil ich es noch nicht konnte. Es hat sich so schlimm angefühlt, gegen diese Wand zu fahren und auch, wenn ich wusste, dass ich nicht schuld war, hat es echt gedauert, bis ich mich wieder hinters Steuer setzen konnte. Einfach, weil ich diese Situation so schnell nicht vergessen konnte...

Natürlich war ich auf der Fahrt sehr aufgeregt. Kein Wunder! Immerhin ging es mir ja nicht nur um das Auto, sondern auch um Tom. Tja und insgeheim ging es mir auch eigentlich nur um ihn. Denn das Auto interessierte mich wirklich nicht. Statt mir nämlich Gedanken über den Preis der Reparatur zu machen, machte ich mir ganz andere Gedanken. Wird er zu mir kommen? Ist er überhaupt da? Wird er mich nach einem Date fragen? Diese Fragen schossen mir die ganze Zeit durch den Kopf. OK! Nach einem Date hätte er mich wahrscheinlich nicht gefragt. Das wäre wahrscheinlich ein bisschen zu schnell gegangen. Aber, wenn er sich in mich verliebt hatte, musste er es mir ja wohl irgendwie zeigen? Oder zeigt man das dem anderen nicht? Verhält man sich anders, wenn man jemanden liebt? Ich meine ich hatte ja zum Beispiel Angst, einen Fehler zu machen. Vielleicht, vielleicht hatte er das ja auch... Vielleicht wusste er ja auch nicht, wie er sich verhalten sollte.

Ja, vielleicht war das wirklich der Fall, aber herausgefunden habe ich das leider nicht.

Denn als ich an der Werkstatt ankam, wurde meine Hoffnung sofort zerstört. Er hatte nämlich frei und sein Chef war ein totales Arschloch! „Wie konnten sie nur, dieses Schätzchen so zerstören? Haben sie denn keine Schuldgefühle?", sagte der nämlich. Bitte was? Natürlich hatte ich keine Schuldgefühle. Ich war ja auch nicht schuld, aber das war dem Herrn egal. Ich war für die Bezahlung zuständig und demzufolge auch schuld. Wow! Wieso? Wieso musste der nur genauso autovernarrt, wie mein Vater sein? Ich meine, ich hörte mir doch schon seit 21 Jahren täglich an, dass Autos die besseren Lebewesen sind. Das musste mir doch nicht noch eine Person auf die Nase binden...

Ach ja und das Beste kommt erst noch. Die Reparatur sollte nämlich ein Vermögen kosten. Warum? Weil er jede Schraube einzeln poliert hat und sich alles ganz genau angeschaut hat. Ja, bei mir lief noch nicht einmal eine stinknormale Autoreparatur normal ab... Aber wisst ihr was? Er war noch nicht mal fertig. Nur, weil er unbedingt originale Ersatzteile verbauen wollte, weshalb die Lieferung sehr lange dauerte. Tja, eigentlich hätte ich deswegen wütend sein sollen. War ich auch, aber irgendwie auch froh. Immerhin musste ich so öfter kommen und habe deswegen auch irgendwann Tom wiedergesehen... Irgendwie war also auch diese Situation für irgendwas gut. Ja und irgendwie bin ich Toms Chef dafür auch heute noch sehr dankbar. Aber wieso das so ist, das erfahrt ihr erst später. Denn von Spoilern halte ich nicht allzu viel!

Nachdem Toms Chef mir also gesagt hatte, was er alles getan hat, musste ich noch mit ihm und meinem Vater telefonieren. Warum? Weil jeder damals wusste, dass mein Vater super gebildet ist und alles über Autos weiß! Ein Gespräch mit meinem Vater war damals nämlich echt ein Highlight für jeden Mechaniker und ich profitierte davon im Übrigen auch noch. Denn so wurde die Reparatur günstiger und mein Vater war auch hin und weg. Ein Chefmechaniker mit solch einem Wissen war nämlich echt selten. Ok, ich muss zugeben, dass ich von allem nur die Hälfte verstanden habe, aber das Wichtigste verstand ich trotzdem. Mein Alter hatte den Typen nämlich sofort eingestellt. Noch ein Typ, der sich um seine Schätzchen kümmern sollte, hatte er nicht schon fünf? Nein das hatte er nicht. Er hatte ja nur einen. Ja und eigentlich freute ich mich für den einen sogar. Denn so konnte der seine Familie wieder sehen und musste nicht mehr so viel arbeiten und mein Vater hat auch sehr gestrahlt.

Das Telefonat war somit auch nicht schlecht. Nur leider war Toms Chef dann so angetan von Autos, dass er mir dann noch den ganzen Wagen zeigte, also den Mietwagen! Jede einzelne Schraube wurde mir vorgestellt und nein! Ich habe selbstverständlich nichts behalten. Kein Wunder! Ich wollte ja auch keine Mechanikerin werden, sondern einfach nur eine glückliche Ehefrau! Da musste ich mich ja wohl nicht mit Autos auskennen. Nur, ob ich das je sein werde, bezweifelte ich. Denn Tom ist in den drei Stunden leider nicht aufgetaucht und so machte ich mich dann später schweren Herzens auf den Heimweg. Nur Toms Chef war davon selbstverständlich überhaupt nicht begeistert. Er war nämlich noch lange nicht fertig.... und hatte mir anscheinend erst die Hälfte vorgestellt. Naja, zum Glück kam er irgendwann zur Vernunft, zeigte mir nur das Besonderste an dem Auto und ich durfte gehen. Nein! Das tat ich nicht, weil mein Vater sonst sauer auf mich gewesen wäre, sondern einfach, weil der Typ mich sehr, sehr traurig angeschaut hat. Da konnte ich einfach nicht anders!

Aber, wenn ich so darüber nachdenke, bereue ich es schon, dass ich mich damals auf diesen Kompromiss eingelassen habe. Denn er hat mir wirklich eine Schraube vor die Nase gehalten. Sie war gold und anscheinend die seltenste Schraube, die er je in einem Auto gesehen hatte. Ja und ich kam darauf einfach nicht klar. Er freute sich über eine Schraube? Kein Wunder, dass ich dort drei Stunden verbracht habe. Es war ja auch wirklich alles an dem Auto für ihn besonders. „Hoffentlich müssen die Schraube nicht ersetzt werden.", dachte ich mir nur. Naja als er mir dann noch erklärte, was er alles bestellt hatte, lief es mir mal wieder kalt den Rücken runter. Neben sämtlichen sinnvollen Ersatzteilen hatte er nämlich auch diese Schrauben bestellt. Warum? Weil er alle anderen Schrauben an dem Auto in solch eine umwandeln wollte...und ja... Er hat einfach Schrauben im Wert von einer Million Euro bestellt! Nur, weil das Auto so einen besseren Charakter bekommt?! Ernsthaft? Ich war echt fassungslos... Warum tut man sowas? Wird das Auto dann netter? Kann es dann reden, oder ist es dann etwa auch ein Mitglied der Highsociety? Oder kommt es dann einfach nur besser.... Oh man ey! Ich bin echt froh, dass dieser Mechaniker nicht auch noch mit dem Auto gesprochen hat.... Ein Lachkrampf wäre so nämlich wirklich vorprogrammiert gewesen.

Naja, vielleicht hat der Mechaniker ja Glück und mein Vater kauft ihm das Auto irgendwann noch ab. Immerhin ist es ja auch ein Erinnerungsstück an seine Tochter. Achso! Ihr fragt euch, warum der Mechaniker das Auto besitzt? Naja, weil ich es ihm damals geschenkt habe. Ich musste das Auto wegen dem Unfall nämlich kaufen. Das hatte ich nämlich so mit dem Mietwagenverleih ausgemacht. Also, dass ich es, wenn es einen Kratzer hat, direkt kaufe. Einfach, weil die Gebühr so viel günstiger war. Tja und, da es so definitiv einen Kratzer hatte, habe ich es dann gekauft und dem Mechaniker geschenkt. Ja und der, der hat sich darüber wirklich sehr gefreut und konnte es auch kaum glauben. Joa, da war er nicht der einzige. Ich konnte es nämlich auch nicht glauben, dass ich wirklich einem wildfremden Mechaniker ein Auto geschenkt hatte...

Aber hey, so war das nun mal in der Highsociety! Jeden Tag passierte etwas Unerwartetes und man musste handeln. Man musste handeln, um das schlimmste zu verhindern.

Es gab jetzt nur noch ein Problem. Tja und das war auch nicht allzu klein... Schließlich hatten wir ja daraufhin kein Auto mehr! Aber das Problem löste ich auch schnell in Luft auf und mietete mir eine Stretchlimo mit Chauffeur. Ach man ey, das Gefühl, als ich den Mietvertrag unterschrieben hab, war echt einmalig und einfach nur der Hammer! So hatte ich mir nämlich wieder einen Wunsch erfüllt.

Mag sein, dass mein Vater das nicht gut fand... Mag aber auch sein, dass ich gerade meinen Junggesellenabschied feierte und da gehörte eine Limo für mich einfach dazu! Fand ich jedenfalls! Das musste er einfach akzeptieren! Zurückgegeben hätte und habe ich sie nämlich nicht! Ja und deswegen ist mein Junggesellenabschied auch zu einem der schönsten Momente meines Lebens geworden.

Auch, wenn ich anfangs noch gegen eine Wand gefahren bin... und der Rückflug auch nicht allzu einfach war...

Rosen und Tulpen~Mein Leben in der HighsocietyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt