Ja sie ging wieder unter und ein paar Stunden später wachte ich dann in einem Krankenhaus auf...
An meinem Bett standen zwei Polizisten und eine Ärztin. Den Polizisten erzählte ich zunächst, dass ich keine Presse in der Klinik sehen möchte. Aber ernst nahmen sie mich leider nicht. Die dachten sich wahrscheinlich, dass ich total verrückt sei. Immerhin sah ich ja in meinem Outfit auch wie eine Obdachlose aus und in Paris waren wir damals auch nicht allzu bekannt.
Übel kann ich Ihnen das echt nicht nehmen. Schließlich finde ich ja auch, dass wir total verrückt waren. Ich mein, wir heirateten, um noch mehr Geld zu bekommen und benahmen uns alles andere als gut. Moment! Das taten natürlich nur unsere Eltern. Trotzdem glaubte ich aber, dass ich bald auch so weit sein werde und hatte echt das Gefühl, dass ich genauso, wie sie werden werde. Bei dem Gedanken bekam ich echt Angst. Aber es war nun mal so. Ich wollte mich Ihnen nicht widersetzen, ich wollte alles für sie tun. Nicht, weil ich es gut fand, sondern einfach, weil ich nicht anders konnte.
Ja und außerdem wusste ich ja auch nicht, wie das geht, seinen Eltern Meinung zu sagen. Denn eine Anleitung oder Regeln gibt's dafür halt nicht. Man muss das einfach aus dem Bauch raus machen. Tja und, da ich das richtig machen wollte und auch glaubte, dass ich das nicht kann, habe ich das fast nicht getan. Nur, weil ich nicht wusste, wie ich das machen sollte... Nur, weil ich mich zu dem Zeitpunkt einfach nicht zum Affen machen wollte und natürlich auch, weil das die einfachste Lösung war.
Warum ich mir darüber überhaupt Gedanken machte? Weil die Ärztin glücklicherweise meine Eltern informiert hatte..., die im Übrigen natürlich sehr besorgt waren. Ist klar! Erst setzten sie mich aus und dann einige Stunden später hatten sie plötzlich ein schlechtes Gewissen. Hätte ich an deren Stelle auch gehabt! Aber wegen mir sind sie bestimmt nicht gekommen. Sie mussten einfach kommen. Schließlich konnten sie der Ärztin ja kaum erklären, dass sie mich hassten...
Ja und Markus, der wusste übrigens immer noch nicht, was passiert ist. Glaube ich zumindest! Denn meine Eltern haben mir erklärt, dass er sich gerade mit der Versicherung wegen dem Auto getroffen hat. Ja ich weiß, wir waren nur beste Freunde. Trotzdem wäre er, glaube ich, sofort in die Klinik kommen, wenn er gewusst hätte, was passiert ist... hätte ich auf jeden Fall gemacht!
Ach ja und die Polizei dachte anscheinend wirklich, ich hätte sie verarschen wollen... Denn als wir die Klinik verließen, wimmelte es nur so von Paparazzi. Alle wollten selbstverständlich wissen, was passiert ist. Tja und deswegen darf ich euch jetzt auch endlich mal wieder eine Lügengeschichte meines Vaters vorstellen.
Markus und ich sollen uns mitten in der Nacht gestritten haben. Worüber? Um das Klopapier auf unserer Hochzeit. Mein Vater war nämlich der Meinung, dass man der Presse nur Infos über ein Thema gibt. Tja und somit war ich auch wieder ein Mitglied der Highsociety! Markus wollte, laut ihm, komplett vergoldetes Klopapier und ich wollte lediglich den Rand vergoldet haben. Denn Frauen mögen es ja dezent! Keine Sorge! Ich präferiere selbstverständlich ganz normales Klopapier. Mein Vater wollte nur nochmal betonen, dass wir unser Geld zum Fenster rausschmeißen können. (Wow, hätte er doch lieber mal gezeigt, dass er seine Tochter zum Fenster rausschmeißen könnte...) Wie auch immer... Jetzt wird es auf jeden Fall richtig interessant. Denn nach dem Streit bin ich dann aus dem Hotel gerannt und habe mich ausgesperrt. Ja und, da niemand an der Rezeption war und Markus dachte, dass ich bei meinen Eltern schlafe, haben sie angeblich erst am nächsten Morgen bemerkt, dass ich nicht im Hotel war. Ich soll dann auf der Straße geschlafen haben, wo mich am nächsten Morgen Passanten fanden, welche netterweise den Krankenwagen verständigten. Bedankt hat er sich bei denen übrigen auch noch. Also über die Presse... und auf unser Hotel hat er auch noch schön hingewiesen.
Die Headline war am nächsten Morgen dann auch wieder wundervoll. „Klopapierwahl artet aus - Emma Schreiber wird plötzlich obdachlos", stand dann nämlich wirklich in der Zeitung...
Ja und wegen dieser Schlagzeile wurde mein Albtraum dann doch noch wahr. Denn ich wurde von allen Leuten angeglotzt, ausgelacht und fotografiert. Ernsthaft! Ich traute mich noch nicht mal, aus dem Haus zu gehen. Nur, weil mein Vater der Presse nicht die Wahrheit erzählen wollte. Nur, weil er mal wieder alles verdrehen musste. Ja und daher dachten halt alle, dass ich die bekloppteste Diva der Highsociety bin. Ein Mädel, das es vorzieht auf der Straße zu pennen, anstatt den Schlüsseldienst zu rufen, oder sich mit ihrem Verlobten auszusprechen. Es gab sogar schon einen Hashtag, unter dem diese Fotos gepostet wurden. #klopapierisleben. Joa... Vielleicht hätte ich einfach meine eigene Klopapierlinie rausbringen sollen. Ich meine, wer kauft denn nicht bei der weltbekanntesten Klopapierinfluencerin der Welt ein? #klopapierisleben ;)
Ok, Spaß beiseite!
Markus und seine Eltern habe ich nach dieser Nacht auch einige Stunden später immer noch nicht gesehen. Ich glaubte, dass die nicht mehr in meiner Nähe sein wollten. Denn mein Vater hatte ja Markus ausgenutzt, um die Ehre seiner Familie zu retten und so die Ehre der Pohls beschmutzt.. und eigentlich war das ja auch gar nicht so schlimm. Ich mein, vielleicht wäre das ja ein Grund dafür gewesen, die Hochzeit abzusagen. Wobei! Abgesagt hätten unsere Eltern sie deswegen bestimmt auch nicht... Denn für meinen Vater war halt die Rennstrecke sehr wichtig. War ja auch ein megageiler Spielplatz für seine Babys, oder nicht? Aber dennoch hätte ich doch, dank diesem Gedanken, das glücklichste Mädchen der Welt sein sollen. Aber das war ich halt nicht. Denn ich hatte ja auch anscheinend meinen besten Freund verloren und wurde auf der Straße ausgelacht...
Hätte ich mich also einfach fügen sollen und die nette Braut spielen sollen? Hätte ich einfach über meinen Schatten springen sollen? Habe ich etwa den größten Fehler meines Lebens gemacht? Wäre ich womöglich jetzt auch das glücklichste Mädchen der Welt, wenn ich alles ertragen hätte? Kann man sich dazu zwingen, einen Mann zu lieben? Oder sollte man sein Leben wirklich selbst bestimmen? Ich mein, so ein geplantes Leben wäre ja auch gar nicht so schlecht gewesen. Ich hätte mich nicht um meinen Ehemann, um die Partyvorbereitungen und um einen Studienplatz kümmern müssen. Ich hätte ja einfach nur Kinder bekommen müssen. Dafür braucht man halt kein Studium und demzufolge auch nur einen Mann. Ja und außerdem hätte ich so auch keinen Liebeskummer gehabt. Denn Markus wäre ja theoretisch dazu gezwungen worden, mein Mann zu werden. Ich hätte mich also um nichts kümmern müssen. Ich hätte einfach nur Ja sagen müssen und mich anpassen müssen. Aber dazu ist es leider nicht gekommen... und damals ist so ein Happy End auch gar nicht möglich gewesen. Denn ich hatte ja die Ehre von zwei Familien beschmutzt und mir wurde die Schuld gegeben. Auch, wenn das alles eine Folge des Fehlers meines zukünftigen Schwiegervaters war...
Ach man! Hätten wir das Ganze nicht einfach sein lassen können? Ich weiß, ich sag es immer wieder. Aber wieso mussten wir nur an diesen scheiß Traditionen festhalten? Wir sind deswegen doch nicht besser als die Normalos! Wir sind doch alle verdammt nochmal gleich! Das haben doch die ganzen Traditionen nicht geändert. Wieso konnten wir nicht einfach ein ganz stinknormales Leben leben, wie viele andere auch. Das war und ist doch nicht so schwer! Wobei, anscheinend war es das für uns schon. Ich meine, wir schafften es halt echt nicht, ein schönes normales Leben zu leben...
Tja und, da ich halt auch schon damals wusste, dass wir kein normales Leben leben und mir auch nicht vorstellen konnte, dass das irgendwann möglich sein wird, habe ich mir einfach wieder mal gesagt, dass ich mich mit meinem damaligen Leben abfinden muss. Ja und deswegen habe ich einfach getan, was von mir verlangt wurde. Denn ich wollte einfach, dass alles wieder so wird, wie es mal war. Ich wollte Markus einfach heiraten, weil ich mir ein anderes Leben in dem Moment einfach nicht vorstellen konnte. Ich wollte einfach die Hochzeit retten und das musste ich auch!
Denn damals war ich halt das schwarze Schaf, das an allem schuld war und das musste ich irgendwie aus der Welt schaffen!
Auch wenn ich unschuldig war...
und das mit dem Klopapier nicht meine Idee war!
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Rosen und Tulpen~Mein Leben in der Highsociety
RomanceGeld, Ruhm und Ansehen spielen in der Highsociety eine große Rolle. Das musste auch Emma lernen. Für sie war es selbstverständlich, dass ihre Eltern ihr Leben bereits vor ihrer Geburt durchgeplant hatten. Sie zweifelte nie an diesem Plan und achtete...