Avengers - Shadow Void -

Kapitel 5

Irinas Sicht

„Scheiße!", fluche ich vor mich hin, als ich wieder im Auto sitze und meinen Hof verlasse. Ich bin richtig wütend, nicht nur, weil meine unerwünschten Gäste mich in diesem Zustand -blutüberströmt und dann in meinem Kampfanzug- gesehen haben, sondern auch weil zuvor bei dem Auftrag alles mächtig schiefgelaufen ist.

Flashback vor 7 Stunden:

Ich komme in der Stadt an und parke mein Auto unauffällig auf einem Parkplatz. Hoffentlich werden mich die Bodyguards von Kilian (er ist der Mafiaboss) abholen und nicht einer der Angestellten. Wie besprochen gehe ich zu dem Café und setze mich nach draußen an einen der Tische. Es dauert nicht lange, bis sich mir zwei bekannte Personen in den Weg stellen.

„Schön Sie wiederzusehen, Miss!", begrüßt mich Markus, der erste Bodyguard von Kilian. Ich nicke ihm freundlich zu und folge ihm und Sven in ein schwarzes Auto. Die Fahrt über schweigen wir und ich bereite mich darauf vor in die Rolle der Begleitung des Mafiabosses zu steigen. Nach einer zehnminütigen Fahrt hält das Auto an und Sven öffnet mir die Tür. Wieder nicke ich ihm kurz zu und werde von ihnen dann in das Restaurant gebracht.

All dies dient natürlich nur der Show, denn beide Mafiafamilien sind schon anwesend und ich soll nur meine heutige Position zeigen. Mit einem gespielten Lächeln gehe ich auf Kilian zu neige unterwürfig meinen Kopf vor ihm. Er legt seine Finger unter mein Kinn und hebt es leicht an. Auch wenn es für die umherstehenden so aussehen mag, als würde ich mich ihm unterwerfen, zeigt er mir gerade einen großen Respekt, denn ich lese in seinen Augen die stille Botschaft, dass er sehr dankbar für mein Kommen ist.

Zusammen setzen wir uns an den Tisch und ich lasse es zu, dass er besitzergreifend die Hand auf meinen Oberschenkel legt. Kilian ist alles andere als hässlich und er hat mir schon einmal gesagt, dass er nicht ganz uninteressiert ist, doch ich habe ihm von Anfang an klar gemacht, dass unsere Beziehung nicht über das Berufliche hinausgehen wird, was er akzeptiert. Kilian ist ein guter Mann, auch wenn er der Mafiaboss einer einflussreichen und gefürchteten Familie ist. Wenn ich jemals Hilfe brauchen sollte, werde ich auf ihn zählen können, wie er auch auf mich.

„Also Kilian, dann erzähle uns von euren Fortschritten", fordert unser Gegenüber auf.

Kilian lehnt sich gemütlich zurück und erklärt, wie seine Familie in den letzten zwei Monaten einen deutlichen Wertanstieg von ihren Aktien festgestellt hat, die mit dem Wachstum der Wirtschaft zusammenhängen. Dann erklärt er, dass sie schon einige neue Projekte planen, wie zum Beispiel die Renovierung ihrer Hotelkette.

„Aber kommen wir zu dem wichtigen Thema. Warum wolltest du dich treffen, Pierre (das ist der andere Mafiaboss)?", stellt Kilian die entscheidende Frage. Ich beobachte beide Seiten ganz genau und was ich sehe, gefällt mir gar nicht. Pierre lächelt zufrieden und lehnt sich ebenfalls zurück. Ich lasse meine Hand langsam auf Kilians nieder und drücke sie leicht. Er scheint zu verstehen und deutet mit einer kurzen Kopfbewegung seinen Männern aufmerksam zu sein.

„Ach Kilian. Ich weiß, dass du ganz und gar nicht dumm bist. Deswegen hast du auch so eine reizende Begleitung dabei", sagt Pierre und schaut mir dabei ganz deutlich auf die Brüste. Innerlich verdrehe ich die Augen: Männer! Dann jedoch sieht er wieder zu Kilian, der deutlich angespannt wirkt. Ich könnte aufstöhnen. Er muss noch einiges lernen, unter anderem ein Pokerface zu haben.

„Aber anscheinend gibt es in deiner Nähe nur schöne Frauen", sagt Pierre entschlossen und mit einem hinterhältigen Lächeln auf den Lippen. Am liebsten würde ich etwas sagen, doch damit würde ich Kilian bloßstellen und das darf ich nicht.

„Was willst du damit sagen?", fragt Kilian erstaunlich ruhig.

„Lass uns über unsere Geschäfte reden, Kilian. Ich weiß, dass ihr Spione bei uns eingeschleust habt. Das ist wirklich schlau, doch zu einfach. Ich bin bereit darüber hinwegzusehen, wenn du mir 20% des Gewinnes zusätzlich auf meine 50% draufschreibst. Andernfalls...", fordert Pierre.