Zwei lange Wochen

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Ich versuchte so gut es ging, mich von Harry fern zu halten. Er hatte in seiner Wirkung auf mich, um keinen Deut nachgelassen, aber ich fragte mich langsam, ob ich ihn immer noch liebte. Es stimmte schon, sobald er mich ansah kriegte ich weiche Knie, aber reichte das aus? Ich mußte immer wieder an Dylan denken, was er gesagt hatte als wir das letzte Mal zusammen im Bett gelegen hatten, dass er sich einprägen wollte ich ich aussehe und dann die Worte: Entscheide dich für mich Kröte. Jeden Abend, wenn ich alleine im Bett lag hallten diese Wort durch meinen Kopf. Harry ließ mich in Ruhe, er machte keinen Versuch, sich mir zu nähern, höchstens eine kurze Umarmung, mehr kam nicht, und ich war regelrecht froh darüber. 

Wir waren jetzt in Pittsburgh, es war früher Nachmittag, die Jungs waren hinter der Bühne und ich saß ganz alleine im Stadion. Es war riesig, beeindruckend, lag direkt am Fluss, ich stand jetzt auf und sang, erst leise "I see Fire" und ich merkte dass meine Stimme ziemlich weit trug. Die Akustik war toll hier. Also wurde ich lauter und immer lauter. Es war irgendwie befreiend, laut zu singen und sollte es sich für fremde Ohren noch so befremdlich und schräg anhören. So setzte ich mich wieder, mit geschlossenen Augen, in die Sonne, hörte über Kopfhörer das Lied und sang, so laut ich nur konnte mit. Als das Lied fertig war, blinzelte ich und hörte plötzlich von unten jemanden Klatschen. Ich hob die Hand über die Augen und ich mußte lachen. "Ihr habt mich belauscht, ihr Schweinbacken" rief ich, worauf sie ebenfalls lachten. Ich stand auf und ging die Treppen runter, dann über die Planken die man auf dem Rasen verteilt hatte und sie kamen mir entgegen. "Wie war ich?" knickste ich grinsend und sie lachten: "Wunderbar!" Harry küsste mich auf die Lippen und ich schrak ein wenig zurück. "Tut mir leid" sagte er gleich. "Nein" ich schüttelte jetzt den Kopf. "Ich war nur nicht darauf vorbereitet, das ist alles". Nach kurzer, peinlicher Pause fragte Liam: "Wir wollten was Essen gehen, kommst du mit?" und ich nickte. Als wir jetzt alle aus dem Stadion liefen, wurde mir bewusst, dass es Harry getroffen haben mußte, dass ich zusammengezuckt war. Er konnte ja nicht anders, als zu vermuten dass ich vor Ihm Angst hatte. Also schob ich jetzt meine Hand in seine und er lächelte mich erleichtert an.

Nach dem Essen machten sie sich fertig für's Konzert. Ich stand, kurz vor Konzert-Beginn, neben der Bühne und beobachtete einige Fans, die sich schon hinter der Absperrung versammelt hatten. Noch war hier alles ruhig, aber später würde die Security wieder jede Menge zu tun haben, um die entkräfteten Mädchen rauszuholen. Ich wollte plötzlich nichts sehnlicher als Dylan's Stimme hören und rief ihn kurzerhand an. "Hey Kröte, schön dass du anrufst, wo steckst du?" "Im riesigen Pittsburgh Steelers Stadion und beobachte die armen Schweine, die sich direkt vor der Absperrung tot drücken lassen." Er lachte laut: "Jetzt hab ich ein total krankes Bild vor Augen - Klasse" und ich lachte mit ihm. "Dylan ich vermisse dich" sagte ich plötzlich, ich hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, es kam einfach über meine Lippen. Leise sagte er: "Hast du dafür überhaupt Zeit?" Mir kamen die Tränen, warum mußte ich jetzt weinen verdammt? "Kanns du nicht einfach antworten: Ich vermisse dich auch?" fragte ich ihn. Er hörte dass ich weinte: "Kröte" sagte er jetzt leise. "Tut mir leid, ich vermisse dich auch, ich bin nur wahnsinnig eifersüchtig, weil ICH dich nicht sehen kann." "OK" gab ich zurück. "Ich muß weiter machen, ich weiß nicht warum ich angerufen habe, bis bald Dylan" dann legte ich auf, wischte mir meine Augen ab und ging nach hinten. Louis kam mir grade grinsend entgegen, schaute mich aber gleich überrascht an: "Was ist los?" Ich schüttelte den Kopf" Nichts..geht schon wieder". "Du wärst gerne woanders oder?" fragte er jetzt. "Ja und Nein" sagte ich jetzt. "Aber ich glaube heute Abend muß ich mit euch reden. " Er grinste: "Ich kann mir schon denken was kommt" und ich runzelte die Stirn. "Sag nichts, ich will nachher sehen ob ich Recht hatte" lachte er jetzt. 

Während des Konzerts hatte ich mich an die Seite auf die Tribühne gesetzt und kuckte über die Menschenmenge. Die Jungs standen grade ziemlich weit vorne an der Bühne, saßen teils und spielten "Little Things". Amüsiert sah ich Harry zu, der einen BH, den ihm ein Mädchen zugeworfen hatte, kopfschüttelnd ansah und wieder zurück ins Publikum warf. Die Arme dachte ich, sie hatte bestimmt gehofft, dass er ihn mitnehmen würde. Nach mehreren Zugaben verabschiedeten sie sich jetzt von ihren Fans und ich stand langsam auf, um meinen Platz ebenfalls zu verlassen. Ich nahm den Security-Mann unten in den Arm: "Danke, guter Job Jungs". und er sagte lächelnd: "Danke Easy, ich geb's weiter".  Ich schaute über die Menge und sah, dass manche Mädchen weinten, wahrscheinlich weil das Konzert vorbei war und sie jetzt wieder in die Realität zurück mußten. Neben mir schüttelte der Security den Kopf: "Kannst du das nachvollziehen". Ich sah ihn an und sagte: "Ganz ehrlich? Ja...kann ich. Es nicht nicht einfach, wenn man denkt man liebt jemanden und gleichzeitig genau weiß, dass man nie die Chance haben wird ihn auch nur kennenzulernen. Manche Träume wirken auf andere lächerlich, aber den Mädchen bedeuten sie alles." ich klopfte ihm auf die Schulter und ging hinter die Bühne zu den Jungs. 

Dort setzte ich mich still in eine Ecke und war in Gedanken versunken, als mich Liam an der Schulter stupste: "Easy, wir sind soweit" grinste er. "Oh...ja, ich auch" lachte ich. Vor der Halle gaben sie noch ein paar Autogramme, dann verschwanden sie im Wagen und ich folgte ihnen. Louis sagte bei der Ankunft: "Leute Easy möchte mit uns reden" und wir gingen jetzt in sein Zimmer, wo sich alle hinsetzten und mich erwartungsvoll ansahen. Ich war total nervös: "Jungs, zwischen Baltimore und Columbus haben wir 10 Tage frei und ich wollte euch fragen, ob es okay für euch ist, wenn mich da abseile." An der Art wie Louis mich angrinste, hatte er also tatsächlich gewußt, was ich vorhatte. Alle nickten jetzt: "Klar, warum nicht, wir könnten nach England für eine Woche und uns dann wieder in Columbus treffen" sagte jetzt Liam. Ich sah Harry an, er hatte nichts dazu gesagt. "Okay, wenn das schon alles war, dann geh ich jetzt ins Bett" meinte Niall und ich ging ebenfalls raus. Harry war hinter mir: "Easy?" Ich winkte ihm, in mein Zimmer zu kommen. Wir waren kaum drin, da fragte er tonlos: "Du willst zu Dylan oder?" Ich nickte ohne zu zögern. "Tut mir leid" sagte ich entschuldigend. "Ich muß ihn einfach sehen." Er nicke und setzte sich seufzend aufs Bett. "An dem Tag an dem ich abgehauen bin, hab ich zwischen uns alles zerstört, stimmt das?" "Ich hab keine Ahnung Harry. Du hast mich allein gelassen ja, genau dann wo ich dich gebraucht hätte, stattdessen war Dylan bei mir. Du hast doch gewußt dass ich für euch BEIDE sehr viel empfinde, warum bist du nur gegangen?" Ich weinte und er sagte: "Easy du sagst das als würdest du es bedauern". "DAS TUE ICH AUCH" schrie ich ihn an. Er stand jetzt auf und nahm mich in den Arm und ich wollte mich wehren und mich aus seinem Arm winden aber er presste mich fest an sich, bis ich aufgab. "Du hast mich alleine gelassen" schluchzte ich jetzt. Er wartete bis ich mich beruhigt hatte, dann liess er mich los. Ich zog mich müde aus und legte mich ins Bett, worauf er mir folgte. Es schien das Normalste der Welt, dass er sich neben mich legte und mich an sich zog. "Es tut mir leid Easy, ich war feige, das weiß ich. Nachdem das passiert war...." dabei streichelte er mir übers Auge, das jetzt nur noch ein wenig gelb war, "hatte ich solche Angst, dich anzusehen, wirklich zu SEHEN was ich getan hatte, ich bin lieber abgehauen. Ich hätte nicht gedacht, dass du so darunter leidest." "Es wäre nichts passiert, hättest du gleich mit mir gesprochen, so war Dylan für mich da." Ich sah seinen, teis leidenden, teils ärgerlichen Blick. "Nicht Harry...tu das nicht... Dylan war für mich da, als ich DICH gebraucht hätte, und ich war sehr froh darüber. Es...es hat mir gezeigt, wieviel ihm wirklich an mir liegt. Ich weiß was du denkst, er hat die Situation ausgenutzt um mit mir zu schlafen, aber das hat er nicht. Er hat mir zugehört, meine Tränen getrocknet, alles was DU hättest tun müssen!". Er nickte traurig. Nach einer Weile hörte ich ihn sagen: "Easy, wenn du zu Dylan gehst werde ich nichts tun um dich davon abzuhalten, wenn du das wirklich willst, aber bitte komm zurück." Ich nickte und sagte: "Ich werde zurückkommen." 

The BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt