18 - Novemberkälte (2)

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„Und wie geht's Noah?", sprach Eliott nun die Frage aus, die ihm schon länger im Kopf herumschwirrte, als sie noch auf das Essen warteten.

„Ah, keine Ahnung, da bin ich drüber hinweg. Du hattest von vornerein Recht", lächelte sie, ohne irgendeinen Hinweis auf Schmerz in ihren Augen oder Herzen. Scheinbar hatte sie es echt verkraftet und es war nicht negativ geendet. Dabei schien er ihr doch so wichtig gewesen zu sein. Hatte sie so schnell ihre Meinung über ihn geändert? Hatte es etwas gegeben, dass sie die Meinung ändern lies? Trotzdem beruhigte Eliott die Antwort, dass nichts mehr zwischen den beiden war. Auch wenn er gerne gesagt hätte, er hätte sich für sie gefreut, wenn sie mit ihm zusammengekommen wäre, er wusste, es wäre eine Lüge gewesen.

„Ja, ach nicht wahr", lachte er, da er schließlich von Anfang an Recht behalten hatte.

Kurze Stille folgte, in der Clara vermutlich nach den richtigen Worten suchte irgendetwas zu erklären. „Ist eigentlich ziemlich schmerzlos verlaufen", begann sie schließlich, „ich hatte die F+ ja schon ziemlich früh beendet, das war unnötig und nicht was ich wollte. Und dann hat er sich seltener gemeldet, ich mich seltener gemeldet. Keine Ahnung, scheinbar hing mein Herz doch nicht so an ihm wie vermutet, ich hatte auf jeden Fall nicht den Drang mich wieder melden zu müssen".

„Und wie sieht es sonst aus? Phil? Oder doch Damian? Vielleicht jemand neues?", zog Eliott sie weiter auf, um seine eigenen Gefühle zu überspielen. Damian war schon so etwas wie ihr Insider-Witz geworden, auch wenn sie nie klar gesagt hatte, warum sie ihm nicht einmal eine Chance gab.

„Du zählst auch einfach nur alle Namen auf, die du kennst", lachte Clara, beantwortete dann aber seine Frage, „Phil hat mittlerweile eine Freundin irgendwo von zu Hause. Und du kannst es noch so oft versuchen wie du willst, ich will deinen Damian nicht".

„Armer Damian, ist ein ganz netter Kerl, wirklich".

„Ja, das glaub ich dir ja, aber nein. Was gibt es denn bei dir Neues? Was Interessantes?", stellte sie die Gegenfrage, ohne weiter darauf einzugehen, ob sie an irgendjemand neuem interessiert war.

„Nichts Spannendes. Aber ich habe zu Hause wieder Kontakt zu einem Mädchen aus meinem ehemaligen Jahrgang bekommen", entschied Eliott sich von Jessica zu erzählen. Es war keine Lüge. Und alles, was nicht gelogen war und trotzdem seine Gefühle für Clara versteckte, die leider nicht weniger geworden waren, war gut. So würde er die Freundschaft nicht weiter gefährden.

„Uund?", fragte sie neugierig, da man die Informationen aus ihm herausquetschen musste. Es war einfach nicht sein Lieblingsthema.

„Sie wohnt jetzt in Berlin, hat sich voll verändert".

„Aber?"

„Nein es war nichts weiter", Eliott wusste nicht genau wie er es formulieren sollte. „Wir hatten ein Date und ich war auf ihrem Geburtstag. War nur ein Kuss".

Sah Clara verletzt aus? Oder einfach nur nachdenklich? Sie hatte schließlich keinen Grund verletzt zu sein. War es Neid, weil sie dachte, bei ihm würde es besser als bei ihr laufen?

„Jetzt spar nicht so mit Informationen, siehst du sie wieder? Meinst du da kann was draus werden?", ihr ernstes Gesicht verwandelte sich wieder in ein fröhliches Lächeln. War es echt oder aufgesetzt? Eigentlich durfte sie keinen Grund haben, der gegen ein Lächeln sprach. Sie hatte sich immer für ihn gefreut. Oder ging es hier doch darum, dass sie dachte, er würde jemanden finden, aber sie selbst nicht?

„Nein, das ist nichts Ernstes. Es war nur etwas für den Sommer. Also wir haben ab und zu mal Kontakt, aber nicht in dem Sinne. Außerdem selbst, wenn es so wäre, ich bin zurzeit eigentlich ganz zufrieden so. Eine Beziehung würde mir gar nicht reinpassen."

„Du bist zufrieden so wie es ist? Einfach so vor dich hinleben, ohne das was passiert?", Clara konnte seinen Lebensstil gar nicht nachvollziehen. Bei ihr ging es immer um Dinge unternehmen, etwas erleben, Drama verursachen. Und letzte Studienphase in Köln war Eliott auch so geworden, aber der Sommer hatte ihn wieder zu dem gemacht, der er vorher war. Er war vielleicht nicht glücklich, aber auf jeden Fall zufrieden damit, die meisten Abende in seinem Zimmer zu verbringen oder sich ab und zu mit Freunden zu treffen.

So diskutierten sie noch eine Weile weiter. Und für einen kurzen Moment wirkte alles wie früher. Sie redeten über den neusten Klatsch, sprachen über tiefsinnige Fragen, die sie aus dem Internet suchten und erfuhren mehr über einander, als sie schon wussten.

„Okay, lass uns langsam gehen, oder?" fragte Eliott schließlich, als der Laden kurz vorm Schließen war. Sie standen von ihren Plätzen auf und gingen wieder zur Theke, um noch zu bezahlen.

„Ihr wollt zahlen?", fragte der Dönermann und schaute auf die Preiskarte, nachdem die beiden genickt hatten, „die 23, die 3 und zwei Getränke waren das, ja? Zusammen oder getrennt?"

„Das geht zusammen", antwortete Eliott und übertonte dabei Clara die gerade noch „getrennt bitte", murmeln wollte. Er beachtete auch nicht das weitere „Das muss aber nicht sein" und reichte einen Schein über die Theke.

Der Ladenbesitzer wünschte ihnen noch einen schönen Tag und sie machten sich auf den Rückweg.

„Danke, hätte nicht sein müssen", sagte Clara noch einmal verlegen, sie wirkte leicht überfordert mit der Situation.

Und so liefen sie die letzten 15 Minuten zurück zum Wohnheim. Es wirkte, als wäre nie etwas passiert. Es wirkte nicht, als hätten sie den ganzen Sommer über keinen Kontakt gehabt. Clara hatte ihm alles verziehen, ohne dass sie es angesprochen hatten. Er hatte sie von sich gestoßen und sie hatte ihm einfach seinen Freiraum gegeben und war zurückgekommen, ohne zu fragen. War er ihr doch wichtiger als er vermutet hatte? Oder auf eine andere Art wichtiger? Oder war er Ersatz dafür, dass Noah sie nicht wollte? War er nur das Ergebnis von Frust?

Fragen über Fragen, auf die er keine Antwort wusste. Das einzige was sicher war, war, dass das Treffen heute schön war. Doch als er sich verabschiedete, wusste er, dass es wieder ein längerer Abschied sein würde. Das Treffen heute war alles, was er so sehr vermisst hatte. Aber es war nicht das gleiche, wenn Eifersucht bei ihm aufkam. Und noch war es so. Auch wenn er anfangs wirklich gedacht hatte, über den Sommer würde er alle Gefühle verlieren. Es war nicht genug Zeit. Jetzt hieß es einfach, ihr langsam wieder aus dem Weg zu gehen. Für diesen und nächsten Monat, bis auch diese Studienphase zu Ende war. Denn so ging es nicht weiter. Der heutige Tag war zwar schön, aber ein gewaltiger Rückschlag. Es blieb ihm einfach keine Wahl, als wieder zu versuchen, den Kontakt abzubrechen. Es hatte sich ja schließlich gezeigt, dass Clara verzeihen konnte. Er setze alles darauf, dass sie es nochmal tun würde, denn Kontaktstille war einfacher als versteckte Gefühle. Und wer weiß, vielleicht würde er ihr ja, wenn er endlich drüber hinweg war, alles erklären und sie konnten zusammen drüber lachen.

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Soo, das war der zweite Teil des Kapitels.

Eliott konnte wieder alles nicht verkraften. Scheinbar gehen Gefühle für einen Menschen doch nicht so schnell weg, wie man es sich manchmal wünschen würde.

Bis Samstag dann <3

Rosa Ombré | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt