Eliott ging mit einer kleinen Geschenktüte, in der eine Schachtel mit einer Kette war, die Treppe zur Haustür hoch, um zu klingeln. Bevor er jedoch den Knopf drückte, fiel ihm noch das handgeschriebene „Wir sind im Garten, einfach rechts durch das Tor!"-Schild ins Auge. Somit ging er die drei Treppenstufen wieder nach unten und nahm den Weg durch den Vorgarten.
Jessica hatte ihn und weitere Freunde zu ihrem Geburtstag eingeladen. Ihre Eltern hatte sie überredet, alleine feiern zu dürfen und so waren diese spontan auf ein Urlaubswochenende an der Nordsee gefahren.
Eliott betrat den Garten und sobald er durch das Tor gegangen war, fielen ihm auch schon gleich zwei große silberne Ballons auf, die eine „20" darstellten. Außerdem schallte Musik aus einem kleinen Lautsprecher und zwei der typischen Biertische mit Bänken waren aufgestellt.
„Hey, schön dass du hier bist", lief Jessica auf ihn zu, bevor er sie überhaupt bemerkt hatte und umarmte ihn sofort. Ihr starkes Vanille-Parfüm breitete sich aus und fiel ihm sofort auf, es erinnerte ihn immer an sie.
Er gratulierte ihr und überreichte ihr dann die Tüte, mit dem Geschenk, das er gestern Nachmittag noch schnell gekauft hatte, da die Einladung ziemlich spontan gekommen war. Sie nahm sie an sich, stellte es auf einen Terrassentisch neben weitere Päckchen und begleitete Eliott schließlich zu den 6 anderen Personen, die schon vor ihm da waren und an einem der Tische im Garten saßen.
„Eliott, du hier? Was eine Ehre", begrüßte ihn Oliver ein ehemaliger Klassenkamerad stichelnd, mit dem er sich nie gut verstanden hatte. Neben ihm saß ein rothaariges Mädchen, das sich an ihn lehnte, aber Eliott noch nie gesehen hatte. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, sagte sie sofort: „Ich glaube wir wurden einander noch gar nicht vorgestellt; Mira, die plus eins von Oliver" und zog diesen näher an sich, als er sowieso schon an ihr war.
Eliott ging auf die andere Seite des Tisches und setze sich neben Julian, gegenüber von Christian.
Nach und nach kamen immer mehr Gäste, bis sich in dem, zugegebenermaßen ziemlich großen, Garten um die 50 Leute befanden. Manche saßen noch an den Tischen. Andere tanzten in der Mitte des Gartens. Eliott stand mittlerweile mit drei anderen, die er früher noch nie gesehen hatte, neben einem Blumentopf und diskutierte darüber, was die besten Cocktails waren. Mittlerweile hatte fast jeder zumindest ein Bier oder einen Becher mit einem Mischgetränk in der Hand und dementsprechend heiter war die Stimmung.
Eliott merkte erst jetzt, wie sehr er das vermisst hatte. Die letzte richtige Feier, auf der Personen waren, die er nicht kannte war noch im Studium gewesen; die Karnevalsfeier auf der er Clara kennengelernt hatte. Zum ersten Mal an diesem Abend fiel ihm auf, dass er es wirklich mal geschafft hatte nicht an sie zu denken, seitdem er hier war. Das war vermutlich ein gutes Zeichen. Auch wenn er, seitdem er sich entschieden hatte, den Kontakt weniger werden zu lassen, jeden Tag an sie gedacht hatte, so wurde es langsam weniger. Und seit dem Lagerfeuerabend bei Christian, somit seit ungefähr einem Monat, hatte auch sie sich nicht mehr gemeldet.
Und seitdem fing es auch langsam an wieder besser zu werden. Er vermisste sie zwar noch, aber dieser Schmerz, die Angst, die falsche Entscheidung getroffen zu haben, wurde weniger. Auch wenn im Hinterkopf immer der Gedanke daran war, wie es ihr gehen musste. Hatte er sie verletzt? So oft hatte sie schließlich erzählt wie wichtig ihr Freundschaften waren und wie oft alles in ihrem Leben wieder zerbrochen war. Oder aber interessierte sie das schon gar nicht mehr? Freunde schienen bei ihr schließlich nicht mehr das Problem gewesen zu sein. Vielleicht war er einfach ein weiterer unbedeutender Junge in ihrem Leben gewesen.
Er wusste, diese Gedanken waren nicht gut und dass alles seine Entscheidung gewesen war. Aber seitdem der Clara-Gedanke eben zufällig wieder in seinem Kopf aufgepoppt war, hielt auch der Alkohol diesen fest. Egal wie es war, es gefiel ihm nicht. Er wollte sie nicht verletzt haben, aber er wollte auch dass er ihr wichtig war. Es war ein Zwiespalt, der sich gerade nicht klären lies.
Und er war schon kurz davor, sich zu melden. Wollte ihr eine Nachricht schreiben, wie es ihr geht. Denn es interessierte ihn. Er wollte wissen, wie ihr Praktikum läuft, was sie alles erlebt hatte und wie die Situation zwischen Noah und ihr aussah. Ob er mit seinen Erwartungen recht hatte oder Clara mit ihren Hoffnungen. Und so sehr er Clara auch Glücklichkeit wünschte, jedes Mal, wenn er ihr oder Noahs Instagramprofil öffnete und dort kein Herz mit dem jeweils anderen Buchstaben vorfand, war er erleichtert. Das ließ sich nicht ändern. So sehr er auch wollte, dass sie glücklich ist, seine Gefühle beeinflussten alles.
Und all das brachte ihn vermutlich dazu, sein Handy in die Hand nehmen und ihren Chat zu öffnen. Angetrunken Nachrichten zu verschicken, war nie eine gute Idee. Trotzdem schien es in dem Moment das richtige. Er tippte die ersten Buchstaben, doch bevor er die Nachricht zu Ende schreiben konnte, kam ihm Jessica dazwischen.
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Wieder ein Kapitel bei Jessica, das nur verursacht, das Eliott wieder über Clara nachdenkt. Jessica oder Clara, wer würde seinem Leben wohl besser tun? Oder doch einfach niemand?
Die zweite Hälfe des Kapitels kommt wie gewohnt Dienstag, bis dann! <3
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Rosa Ombré | ✓
RomansaEliott Anderson. Ein Junge, der einiges durchgemacht hat. Die Schule war Vergangenheit. Nun heißt es Umzug nach Köln und Studentenleben. Clara Skinner. Erst Mauerblümchen, dann Spalier-Rose.Ein Name, den er vor Beginn des Studiums nicht einmal gehör...