Eliott war seit zwei Tagen wieder an der Uni. Das Praktikum hatte ein Ende genommen und auch die Woche Urlaub ging schnell vorbei. Jetzt hieß es wieder Unterricht und im Studentenwohnheim wohnen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis er Clara wieder über den Weg laufen würde. Die letzten beiden Tage war alles gut gegangen. Montag war nur die Anreise und Dienstag war er mit Anthony und Eric unterwegs. Tatsächlich hatte er sich gefreut die beiden und auch Nick und Daniel aus seinem Kurs wiederzusehen. Trotzdem war es klar, dass er irgendwann Clara wiedersehen musste, so oft wie sich an allen möglichen Orten rumtrieb.
Und genauso war es. Heute war dieser Tag gewesen. Er hatte mitbekommen, dass ein paar Studenten heute eine Party bei der Grillhütte auf dem Campus feiern wollten. Und es war klar, dass Clara dabei sein würde. Sie ließ keine Party, keine Möglichkeit Dinge mit Freunden zu unternehmen, aus. Und Eliott hatte auch nicht vor, auf die Party zu gehen, er kannte sowieso eigentlich kaum mehr Leute hier, außer den Anthony-Eric Freundeskreis. Und diese hatten nicht vor auf eine Party von größtenteils den Kölnstudenten war. Eliott überlegte, ob er vielleicht einfach bei den nächsten Prüfungen durchfallen würde. Dann wäre er endlich hier raus und könnte nochmal ganz neu starten. Anthony und die anderen waren zwar nett aber im gesamten hatte das alles hier negative Auswirkungen auf ihn. Das Studium für das er sich letztes Jahr als Notlösung beworben hatte, hatte er wieder abgesagt. Das musste trotzdem nicht heißen, dass er nicht etwas anderen finden würde.
Trotzdem lief er leider ungeplant geradewegs in die Party, an die er eben noch gedacht hatte. Beziehungsweise noch nicht in die richtige Party. Wie früher schon immer, saß Claras Freundeskreis erst einmal vor dem Haupteingang des Wohnheims und trank ein Bier. Er kam vom Supermarkt und wollte eigentlich nur auf sein Zimmer. Diesmal war er nicht extra zu einem anderen Eingang gelaufen. Er konnte das schließlich nicht ewig fortführen. Trotzdem war er gerade in diesem Moment einfach nicht darauf vorbereitet, Clara wieder zu sehen. Denn er hatte seit ihrem letzten Gespräch nie wieder etwas von ihr gehört. Und das war jetzt schon circa ein halbes Jahr her.
Sie hatte sich nicht mehr gemeldet. Logischerweise, denn das hatte er ihr ja gesagt. Und er hatte auch nicht mehr ihre Insta-Story angesehen. Nur ihre Bilder tauchten in seinem Feed auf, aber das war sehr selten. Tief in sich wusste Eliott trotzdem, er würde nicht einfach über sie hinwegkommen. Auch wenn das das eigentliche Ziel des Kontaktabbruchs gewesen war. Sie hätte es sicherlich besser gefunden, wenn sie Freunde geblieben wären, aber dann wäre er einfach nie über sie hinweggekommen. Das hier ließ noch eine Chance.
Zum Glück waren nach dem letzten Gespräch nicht mehr viele Tage der Studienphase übrig gewesen und er konnte sich in den sechs Monaten Praktikum davon erholen. Und er hatte gehofft, er wurde soweit über sie hinwegkommen, dass es nicht mehr weh tut, sie wieder zu sehen.
Doch das war nur eine Hoffnung geblieben. Sie dort auf dem Boden sitzen zu sehen, brachte alles wieder hervor. Und er konnte seinen Blick fast nicht abwenden, als er direkt an ihr vorbei ging, um das Wohnheim zu betreten. Sie trug glitzernde Ohrringe, auch wenn sie vor einem halben Jahr, wenn er sie richtig erinnerte, noch nicht einmal Ohrlöcher hatte. Außerdem schien sie mehr Make-up als früher aufgelegt zu haben; Ein Eyeliner verzierte ihre Augen, ihre Lippen glänzten. Aber das auffälligste an ihr waren ihre früher komplett braunen Haare, die nun rosa Ombré gefärbt waren. Sie sah so perfekt aus, auch wenn sie sich so sehr verändert hatte. Was hatte sie dazu gebracht? Sie war doch eher dieses brave unsichere Mädchen. Niemand auffälliges. Niemand, der gerne im Mittelpunkt stand. Zumindest nicht, wenn sie nüchtern war. Hatte er sie so verändert?
Eine kurze Sekunde überlegte er, ob er ihr vielleicht wirklich viel bedeutet hatte. Mehr als eine kurze Schwärmerei. Ob er ihr Herz starkgebrochen hatte, was sie zu Veränderung geführt hatte? Er hatte das schon öfter mitbekommen, dass manche Mädchen sich nach einer Trennung oder ähnlichen erst einmal äußerlich verändern. Haare färben oder schneiden schien da eine beliebte Lösung zu sein.
Hatte er sie also echt so verletzt? Vermutlich eher nicht. Wahrscheinlich war sie nur frustriert, dass nicht einmal jemand wie er sie in seinem Leben habe wollte. So musste es zumindest gewirkt haben. Aber er war sicherlich nicht der Auslöser für diese Veränderung. Vielleicht hatte sie auch einfach nur gemerkt, dass sie sich bei ihm auf eine niedrigere Liga eingelassen hatte und ist nur wieder in die Liga, in die sie gehörte, zurückgekehrt.
Wie auch immer es gewesen war, jedenfalls saß siegerade da. Wunderschön und lachend. War sie einfach glücklich geworden? Hatte sie seinen Verlust einfach hingenommen? War erdoch einfach ein weiterer ihrer Typen, mit dem sie mal Kontakt und Spaß hatte,den sie in ihrem Leben behielt, bis es langweilig wurde und sich dann neueFreunde suchte? Hätte sie sowieso von selbst irgendwann die Freundschaftbeendet, wenn er es nicht getan hätte? Denn sie beachtete ihn nicht. Siewürdigte ihm keines Blickes. Vielleicht tat sie auch einfach vor ihren Freundenso, als würde sie den unscheinbaren Jungen mit ungemachten Haaren und tieferKapuze nicht kennen. Vermutlich war das auch besser so für sie. Oder sie hattewirklich so wenig für ihn übrig, dass es ihr komplett egal war, wie er an ihr vorbeilief?
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Eliott trifft doch wieder auf Clara. Ihn schockt es, das veränderte Mädchen wiederzusehen. Warum hat sie sich so verändert? Wird sie noch zu ihm aufsehen oder ihn einfach vorbei gehen lassen?
Teil 2 des Kapitels kommt wie gewohnt Samstag! <3
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Rosa Ombré | ✓
RomanceEliott Anderson. Ein Junge, der einiges durchgemacht hat. Die Schule war Vergangenheit. Nun heißt es Umzug nach Köln und Studentenleben. Clara Skinner. Erst Mauerblümchen, dann Spalier-Rose.Ein Name, den er vor Beginn des Studiums nicht einmal gehör...