26 - Rosa Ombré (2)

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Sie würdigte ihm keines Blickes. Vielleicht tat sie auch einfach vor ihren Freunden so, als würde sie den unscheinbaren Jungen mit ungemachten Haaren und tiefer Kapuze nicht kennen. Vermutlich war das auch besser so für sie.

Vielleicht hatte sie einfach akzeptiert, dass sie ihn nicht haben konnte. Und er war einfach ein weiterer dieser Jungen, die ihr kurz wichtig waren und etwas später schon keine Bedeutung mehr in ihrem Leben spielten. Wie damals mit Noah. Schließlich hatte sie auch eine Menge Risiken für ihn auf sich genommen. Und sich komplett ausnutzen lassen. Und dann sah sie ihn eine Zeit nicht mehr und plötzlich war er nicht mehr wichtig. Vielleicht hatte Eliott sie doch falsch eingeschätzt.

Andererseits aber war sein Plan vielleicht auch einfach aufgegangen. Die Glücklichkeit dieses Mädchens war ihm wichtiger, als seine eigene. Deswegen hatte er sie zurückgewiesen. Weil sie niemals glücklich mit ihm geworden wäre. Er hatte es für sie getan. Und scheinbar hatte es funktioniert. Er freute sich für sie, dass es ihr nicht mehr weh tat. Er freute sich für sie, dass sie nun eine Menge andere Freunde hatte. Er freute sich für sie, dass sie dort mit einem Lächeln im Gesicht saß. Denn er wusste, durch was sie schon alles im Leben gegangen war. Er freute sich wirklich für sie. Doch er würde sich wünschen, er wäre auch glücklich für sie. Er wünschte von ganzen Herzen er wäre es. Und er wünschte, er würde nicht darüber nachdenken, dass sein größter Wunsch nicht war, dass sie glücklich war. Sondern sein größter Wunsch war, dass sie mit ihm glücklich sein würde. Doch das würde nie passieren. Die Chance war erstens vorbei und zweitens hätte er auch eine neue nicht genommen. Denn er wünschte sich vielleicht seine eigene Glücklichkeit mehr als ihre, doch müsste er zwischen ihrer und seiner entscheiden, würde er sich jedes Mal für ihre Glücklichkeit entscheiden, egal wie sehr es schmerzte.

Endlich betrat er das Wohnheim und sah sich nicht noch einmal um. Er konnte den Anblick nicht ertragen, wie sie dort mit einem Lächeln saß, während er den Tränen nah war. Und vor allem wollte er auch nicht, dass sie sah, dass er sich umdrehte. Die Geschichte zwischen ihnen war vorbei. Eigentlich. Doch seine Gedanken ließen nicht nach.

Also tat Eliott das, was er fast jeden Abend tat; Den PC starten und sehen welche Freunde online waren. Glücklicherweise war das auch jemand; Christian. Dessen letzter Stand war, dass Eliott vor einem halben Jahr den Kontakt abgebrochen hatte. Danach hatte keiner je wieder ihren Namen erwähnt. Bis jetzt.

„Ich habe Clara eben wiedergesehen", begann Eliott ohne jegliches Hallo den Sprachchat, den Christian gestartet hatte. Noch bevor dieser irgendetwas antworten konnte sprach er aber schon weiter „Sie sieht glücklich aus. Sie hat sich verändert. Ich dachte ich könnte das verkraften, aber scheinbar konnte ich doch nicht einfach ohne sie weiter machen".

„Scheiße man. Das tut mir leid", reagierte Christian, „habt ihr geredet?".

„Nein. Sie hat mich nicht einmal angesehen. Ich glaube ihr ist das ziemlich egal, was passiert ist."

Stille. Christian wusste nicht, wie er reagieren sollte, beschoss dann aber doch einfach die Worte auszusprechen, die ihm durch den Kopf gingen: „Eliott, du hast es ja selbst gesagt, du musst über sie hinwegkommen. Sie meldet sich doch nur bei dir, wenn sie niemanden hat und sie dich braucht".

„Nein, das ist schwer zu erklären, du kennst ja nicht genau die Situation. Sie hatte sich doch früher immer wieder gemeldet, bis ich dann einfach den Schlussstrich gezogen hatte".

Aber Christian ließ die Antwort nicht durchgehen. Er wollte Eliott sehen lassen, was für ihn offensichtlich war: „Doch ich glaube schon, dass ich die Situation verstehe. Sie meldet sich, nachdem mit diesem anderen Typen Schluss war. Da hat sie gemerkt, dass sie andere für ihn von sich gestoßen hatte. Dann im Praktikum hat sie immer Spaß mit anderen Leuten. Und als ihr euch dann wiedergesehen habt und sie gerade mit niemand anderem was unternommen hatte, kommt sie wieder zu dir zurück und erzählt dir, wie sehr sie dich in deinem Leben braucht. Hat sie das einmal über den Sommer getan? Nein".

Eliott reagierte nicht sofort, also redete Christian einfach weiter: " ".

"Die Frage ist nicht, ob sie gut genug für mich ist, sondern ob ich gut genug für sie bin", sprach Eliott weiter dagegen, als hätte er gar nicht gehört, was Christian ihm versuchte zu erklären. Denn er hatte sie auf ein Podest gestellt und so schnell konnte sie niemand darunter holen. Niemand schaffte es, sein Selbstbewusstsein aufzubauen, um ihn davon zu überzeugen, dass er der gute in der Geschichte war. Denn in seinen Augen war sie der perfekte Mensch und er derjenige der, der sie nur brechen würde.

„Eliott, sie war doch die, die immer diesen anderen vorgezogen hat. Sie hatte sich für ihn entschieden. Und dann konnte sie ihn nicht haben und kam zu dir. Und jetzt hat sie sich andere Leute gesucht. Ich weiß, du liebst sie, aber vielleicht ist sie gar nicht der Engel, für den du sie hältst."

Und das immer wieder zu hören, brachte ihn langsam dazu, diesen Gedanken in Erwägung zu ziehen. Sie war so schnell über ihn hinweggekommen. Anscheinend brauchte sie ihn gar nicht, so wie sie es behauptet hatte. Auch wenn das ja von Anfang an klar war. Vielleicht sollte er langsam echt aufhören, an sie zu denken, so wie er es sich ja schon ewig vorgenommen hatte.

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Jetzt auch der zweite Teil des Kapitels mit weiteren Vorsätzen über all das hinwegzukommen. Und wie kann man das am besten? Genau, mit einer wundervollen Studentenparty. Deswegen sehen wir uns Dienstag mit der ersten Hälfte des Kapitels "Partynacht" <3

Rosa Ombré | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt