28 - Spalier-Rose

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„Hast du schon was geplant heute Abend?", schon wieder zwang Anthony Eliott aus dessen Zimmer heraus. Gestern Abend war schon die Party gewesen, heute dachte Eliott, er würde seinen erwünschten Zimmertag bekommen, aber da hatte er nicht eingeplant, dass Anthony extrovertierter als jede andere Person auf diesem Planten war. Und wenn er schon das Wochenende im Wohnheim blieb, schien er es auch ausnutzen zu wollen.

Anstatt mit einem „Nein", antwortete Eliott gleich mit einem „Wohin willst du mich jetzt schon wieder nötigen" auf die Nachricht. Er wusste, er konnte sich sowieso nicht davor drücken.

„Wie wäre es mit der Kneipe in der Innenstadt? Muss ja kein langer Abend werden, nur ein zwei Bier, um mal rauszukommen. Ich würde noch Marc und Steffen schrieben".

Eliott vermutete das das die beiden von der Party gestern waren, dessen Namen er schon gleich vergessen hatte. Anthony würde ihm sowieso so lange weiterschreiben, bis er bestätigte mitzukommen, also sagte er direkt zu. Außerdem hatte Anthony es geschafft Eliott mehr oder weniger aus seiner schon ewig anhaltenden schlechten Phase rauszuholen. Menschlicher Kontakt war vermutlich doch nicht das schlimmste überhaupt.

„Super, vielleicht hast du ja auch noch jemanden, den du mitbringen möchtest", schrieb Anthony noch als letzte Nachricht und ging dann offline.

Und das war der Moment, in dem ihm erneut der Gedanke kam, sich wieder bei Damian zu melden. Vielleicht war es das Wochenende über in Mainz geblieben. Es fühlte sich nicht wirklich wie die beste Idee an, aber seitdem der Gedanke kam, hatte er ihn sich in den Kopf gesetzt. Wenn man die Freundschaft noch retten konnte, würde er es heute tun. Und wenn nicht, dann war es eben ein gescheiterter Versuch. Eliott kannte mittlerweile genug Leute, trotzdem vermisste er die Kölner Zeiten. Und auch wenn er wusste, dass diese niemals wieder zurückkommen würden, schrieb er Damian an. Eine Freundschaft zerbrechen lassen, nur weil sich keiner zu erst melden wollte, war verschwendet. Es hatte schließlich nicht einmal einen Streit gegeben.

„Hey, lange nichts von dir gehört", war die erste Nachricht, die Eliott zögerlich in den Textbereich des Handybildschirms eintippte.

„Will später mit ein paar Kumpels in ne Kneipe in der Innenstadt", die zweite.

„Magst du mal wieder mit?", die dritte.

Er tat einfach, als wäre alles okay. Als wäre nie irgendetwas passiert. Es schien ihm wie die beste Taktik. Was hätte er auch sonst schreiben sollen?

Damian kam fast sofort online, wie er es schon früher immer getan hatte. Er tippte. Und tippte. Dann wechselte der tippen-Status wieder zu „online". Schließlich tippte er wieder.

„Klar warum nicht", war seine Antwort. Niemals hatte er für drei Worte so lange gebraucht. Er musste seine Antwort vor dem Senden mehrmals umgeändert haben. Aber schließlich kam die Nachricht unerwartet, Eliott konnte es ihm nicht verübeln. Umso erleichterter war er, dass Damian wenigstens, wenn vermutlich skeptisch, zugesagt hat.

Die Gruppe hatte abgemacht sich abends vor Eingang 1 zu treffen. Wie so oft war Eliott der erste, der erschien.

Der blonde Junge von der Party gestern war der zweite, der ebenfalls ziemlich früh auftauchte. Marc oder Steffen? Eliott wusste es nicht und fand es auch zu spät, danach zu fragen.

Sie fingen ein kurzes Gespräch an, das Marc-Steffen mit „Es dauert bestimmt eh noch, bis alle da sind. Ich gehe kurz hoch mir eine dünnere Jacke anziehen" wieder beendete. Er hielt seine Schlüsselkarte gegen den Sensor und betrat wieder das Gebäude.

Es dauerte nicht lange, bis Eliott wieder Gesellschaft bekam; Damian. Vielleicht war es nicht das schlechteste kurz mit ihm reden zu können, bevor alle anderen dazu kamen. Auch wenn er schon fast gehofft hatte sich davor drücken zu können.

Rosa Ombré | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt