Eliott betrat das Wohnheim, nachdem er vom Unterricht zu seinem Zimmer wollte und stieß damit direkt auf Clara. Die ganze Zeit hatte er es geschafft sie zu meiden; Sie war weder in seinem Kurs, noch der gleichen Essensgruppe, deswegen war sein Plan, sich einfach wieder aus ihrem Leben zu entfernen, langsam aufgegangen. Doch es war zu erwarten gewesen, dass er sich nicht ewig davor drücken konnte.
„Hey, länger nichts von dir gehört", lächelte sie ihn mit ihrem umwerfend schönen Lächeln an. „Hallo", sagte er zurück, ohne Anstalten zu machen, anzuhalten.
Doch so schnell ließ ihn Clara nicht davon: „Ich habe heute noch lange Unterricht, aber wollen wir abends mal wieder zum Döner?". Es war ein Donnerstag, vermutlich hatte sie mittlerweile festgestellt, dass er die meisten Wochenenden nicht da war.
Eliott wollte und er wollte sogar sehr gerne, doch er wusste, er sollte nicht. Diese Theoriephase hier war nicht mehr lang, nur noch zwei Wochen. Er müsste es einfach nur noch überstehen. Danach gab ihm das folgende Praktikum wieder 6 Monate ohne sie, spätestens dann sollte er ja über sie hinweg sein oder zumindest ihre Anwesenheit ertragen. Er konnte jetzt nicht schon wieder die Wunde aufreißen, die er seit Ewigkeiten zu flicken versuchte. Und das würde er tun, wenn er einen weiteren Abend mit ihr verbringen würde.
„Muss mal schauen", sagte er also nur, mit der festen Absicht später abzusagen und wollte schon den Weg zu seinem Zimmer einschlagen. Doch Clara kannte ihn wohl besser, als er wollte, oder sie war einfach nicht komplett realitätsblind, denn jeder hätte wohl gemerkt, dass er ihr aus dem Weg ging. Er hatte sich schon fast in die Richtung gedreht in die er laufen wollte, als Clara ihn noch nicht gehen ließ. Diesmal entgegnete sie, das erste Mal überhaupt, nicht mehr in der fröhlichen Tonlage, die sie sonst immer hatte: „Wir müssen auch nicht". So sehr sie ihm alles verziehen hatte, irgendwann war das Maß wohl auch bei ihr voll. Klar konnte er nicht einfach mit er spielen und hoffen sie würde jedes Mal zurückkommen, wenn er es gerade wollte.
„Doch, alles gut, ich schreib dir später", zwang Eliott sich zu sagen, aber beide wussten, dass sein „alles gut" alles andere als „alles gut" bedeutete.
„Nein, ist egal, ich hör jetzt einfach auf dich zu nerven, ich merke ja du hast keinen Bock mehr".
In ihren Augen war Schmerz zu sehen. Eliott wollte gerade noch sagen, dass sie nicht nervt und sich irgendeine Halbwahrheit einfallen lassen, die die Situation retten konnten, doch sie redete einfach weiter: „Ich weiß ja auch nicht, was ich mir erhofft hatte. Ich hätte dich da letztes Mal nicht anlügen sollen, aber ich hatte vielleicht irgendwie gehofft, dass hieraus mehr als eine Freundschaft wird. Mit dir war alles irgendwie immer so anders, so echt und vertraut".
Diese Worte waren wie ein Schock für ihn. Sie trafen ihn unerwartet und unvorbereitet. Einerseits hätte er sich nichts Schöneres, als genau diese Worte ausmalen können. Andererseits wusste er, dass es gerade das letzte war, was er hören wollte. Er musste über sie hinwegkommen. Auch jetzt noch. Dass sie nun auch Gefühle entwickelt hatte, war nicht eingeplant gewesen. Er hatte zwar schon die letzten Tage darüber nachgedacht, dass sie so sehr versucht hatte, ihn in ihrem Leben zu behalten, trotzdem hatte er einfach ausgeschlossen, dass es deshalb gewesen war. Er hätte nie erahnen können, dass die Clara Skinner, die er damals zufällig mit den schiefen Katzenohren kennengelernt hatte und nur Drama mit sich brachte, mit ihm eine Beziehung wollte. Und er wollte das zwar wirklich auch, aber er konnte es nicht. Sie konnten es nicht.
Und auch wenn das Abstandnehmen nur begonnen hatte, weil er dachte, er würde niemals eine Chance haben, er konnte ihr nicht die Worte sagen, auf die sie hoffte. Da steckte so viel mehr hinter. Eliott durfte ihr keine falschen Hoffnungen machen. Das Ganze würde nicht gut enden. Beide besaßen, um es poetisch auszudrücken, die emotionale Stabilität einer Pusteblume. Erst recht er. Und er wollte nicht nochmal jemanden verletzen, den er liebte, sich nicht nochmal von jemandem verletzen lassen, nur weil er selbst nicht für eine Beziehung bereit war.
Bilder von Stephanie, seiner letzten Freundin blitzten wieder vor seinem Auge auf. Wie er das glückliche Mädchen langsam immer unglücklicher gemacht hatte. Wie das Lächeln von ihren Lippen verschwand und das glitzern in ihren Augen fehlte. Und es hatte nie an Liebe gefehlt. Nicht von ihr aus, nicht von ihm aus. Es ging einfach nicht. Und er konnte Clara nicht dasselbe antun. Es gab bei dem Versuch zu viel zu verlieren. Er war einfach nicht für eine Beziehung bereit.
Deswegen hatte er schließlich schon die ganze Zeit langsam den Kontakt weniger werden lassen. Und genau deswegen wollte er sich auch eigentlich nicht treffen. Er wusste, er würde nun wieder ewig brauchen um darüber hinweg zu kommen. Die ganze Zeit hatte er sich versucht abzulenken, seine Gefühle zu verdrängen. Und das hier machte wieder alles zu Nichte.
Er konnte das nicht tun. Für sie. Er wäre nicht gut für sie. Und trotzdem wusste er, er würde mit seinen Worten genauso ihr, wie auch sein eigenes Herz brechen. Trotzdem musste er tun, was er tun musste. Auch wenn sie das wahrscheinlich nicht gleich oder vielleicht sogar nie verstehen würde.
„Tut... ähm... tut mir leid. Du nervst wirklich nicht, aber ich wollte dir keine falschen Hoffnungen machen. Ich dachte es wäre klar, dass ich zurzeit keine Beziehung möchte", antwortete Eliott die Wahrheit.
Man konnte Claras Herz in mehrere Stücke zerspringen sehen. Auch wenn Sie damit gerechnet haben musste. Es wirkte wie ihr letzter Versuch, ihn in ihrem Leben zu behalten. Die Wahrheit als letzter, verzweifelter Versuch, ihn zum Bleiben zu bewegen.
Aber das Problem war nicht, dass er nicht erkannte, dass sie sich bemühte. Er konnte sehen, dass er ihr etwas bedeutete. Er glaubte ihr. Aber er erkannte auch, dass ihn ihrem Kopf eine Version von ihm existieren musste, die weitaus besser war, als er. Denn Eliott war nichts Besonderes. Er hatte Probleme mit sich selbst. Und war definitiv niemand, den man vermissen musste. Zumindest war es das, was er dachte.
Schließlich ergriff Clara wieder das Wort: „Nein, alles gut. Du hast nichts falsch gemacht. Es war ja klar, wir haben ja oft über sowas geredet. Aber ich konnte das einfach nicht auf mir sitzen lassen."
Stille.
„Und das war ja auch nicht so geplant", begann sie wieder, „ich wollte es ja auch erst nicht wahrhaben. Aber ich wollte dich nicht anlügen. Und ich fand es kindisch, das nicht einfach anzusprechen."
„Außerdem will ich auch keine Beziehung, die aus einer Freundschaft entsteht. Was ist, wenn etwas schief geht? Dann ist am Ende alles zerstört", argumentierte er nun nach einer kurzen Überlegung, fast gegen seinen Willen.
„Ich will ja keinen Streit anfangen, aber wo siehst du bitte unsere Freundschaft? Wie oft haben wir geredet in den letzten Monaten? Wie oft hast du dich gemeldet?", langsam wirkte Clara verzweifelt.
Erneute Stille.
„Es tut mir ja auch furchtbar leid. Aber ich will nicht, dass du nach Noah nochmal so krass fällst. Und ich bin da denke ich absolut nicht die richtige Person", antwortete Eliott nun mit einem weiteren bedeutungslosen, aber wahren Argument. Und dabei brach sein Herz genau wie Claras, nur dass diese das nicht wahrnahm.
Stattdessen versuchte sie verzweifelt sich an dem letzten Strang festzuhalten, ohne sein nein zu akzeptieren: „Ich hätte dich als die richtige Art von Person gesehen. Jetzt komm doch nicht mit so einem Argument. Hättest du mir jetzt klar gesagt, ich bin einfach nicht dein Typ, oder so etwas in der Art, dann ja, dann akzeptier ich das. Ich meine ich vesteh' dich ja..." „Nein, nein Clara ich glaube du verstehst das ganz und gar nicht", versuchte er sie zu unterbrechen, doch sie redete einfach weiter.
„Nein, sieh mir in die Augen und sag, dass du mich nicht in deinem Leben willst. Dass, du nicht interessiert bist und nicht sein wirst."
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Uund sorry aber das Kapitel war mir mit 2200 Wörtern für ein Wattpadkapitel doch einfach zu lang. Außerdem hat der cut hier so wundervoll gepasst :P
Weiter mit dem zweiten Teil geht es dann wie gewohnt Samstag <3
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Rosa Ombré | ✓
RomantikEliott Anderson. Ein Junge, der einiges durchgemacht hat. Die Schule war Vergangenheit. Nun heißt es Umzug nach Köln und Studentenleben. Clara Skinner. Erst Mauerblümchen, dann Spalier-Rose.Ein Name, den er vor Beginn des Studiums nicht einmal gehör...