Hätte er vorher anrufen sollen, um sich mit ihr zusammen eine Antwort zu überlegen? Vielleicht hätte er sogar Damians Chancen erhöhen können.
Aber es hatte sich falsch angefühlt. Und deshalb beschloss er das, von dem er vorhin noch gesagt hatte, dass es nie wieder passieren würde. Er würde sie nochmal danach anschreiben und mit ihr über die Nachricht reden. Und er wusste, er würde es nicht Damian erzählen, weil er nicht wusste wie. Natürlich hatte er vorhin gesagt, sie würden keinen Kontakt mehr haben, aber das war auch ursprünglich so geplant gewesen. Würde Damian ihn fragen, würde er ihn sicher nicht anlügen, aber vorerst brauchte er nicht von einem irrelevanten Telefonat wissen, dass ihn vielleicht nur unnötig aufregen würde.
Somit stand der Plan für später fest. Jetzt aber hörte er erstmal Damian zu, der noch ein letztes Mal die Nachricht vorlas: „Hey Clara, ich habe mitbekommen, was die anderen in der Uni reden und ich wollte nochmal klarstellen, dass ich wirklich nicht, wie manche es dir wohl vermittelt hatten, nur die Absicht hatte, dich ins Bett zu bekommen. Das war gar nicht mein Ziel. Ich bin auch nicht sauer, wie der Abend geendet ist, sondern ganz im Gegenteil würde ich dich eigentlich echt gerne weiter kennenlernen. Ich weiß aber natürlich nicht, wie die Situation zwischen dir und Noah gerade aussieht". Eliott nickte noch einmal zustimmend und brachte so Damian schließlich dazu, auf den Sendeknopf zu drücken, ohne noch weiter darüber nachzudenken.
„Und jetzt?", fragte Damian, „warten wir bis sie antwortet?". „Aber wir wissen doch gar nicht ob sie das jetzt öffnet, vielleicht lässt sie sich ja auch Zeit", entgegnete Eliott, eigentlich eher, weil er gehofft hatte, Clara anrufen und ein gutes Wort für Damian einlegen zu können, bevor sie antwortete.
„Ja also ich habe Zeit", scherzte Damian, es war ihm deutlich anzusehen, dass er leicht nervös war. Und das war der Moment, an dem Eliott wieder zur Vernunft kam. An dem er nicht seinen besten Freund für das Mädchen, das dieser mochte versetzte. Auch wenn er gerne versucht hätte, die Situation ins gute zu biegen, aber vermutlich war da sowieso nicht viel, was er machen konnte. Wenn Clara, die Clara war, die sie bei ihrem letzten Telefonat zu sein schien, dann würde sie, wenn sie Damian einen Korb geben würde, was er vermutete, dabei wenigstens nett sein. Und es würde ihr leidtun. Sie würde auch ohne Eliott die richtigen Worte finden. Denn er konnte gerade nicht weg, Damian brauchte ihn mehr.
***
„Sie hat geantwortet", sagte Damian schließlich ohne jede Emotion, nachdem die beiden eine halbe Stunde am Tischkicker im Aufenthaltsraum verbracht hatten. Noch bis eben hatten sie seelenruhig gespielt. Ein paar Mal war der Ball am Torwart stecken geblieben und ein kleiner Streit über die Regeln entstand. Von außen gesehen waren sie einfach zwei Freunde, die den Nachmittag spielend verbrachten. Niemand konnte in die beiden sehen. Eliott überlegte immer noch, ob er danach versuchen sollte Clara zu beeinflussen und ein gutes Wort einlegen sollte. Aber so schwer ihm die Entscheidung auch fiel, Damian musste es gerade härter haben. Vermutlich überschlugen sich gerade seine Gedanken und er hatte, statt nach der Nachricht zu sehen, nur ihren Namen in der Statusleiste gelesen.
„Okay lies vor", sagte Eliott, den Damian mittlerweile geschafft hatte mit seiner Nervosität anzustecken. Er hielt noch nie viel davon, zu warten bis man antwortete nur um irgendein Spiel zu spielen. Und da Damian endlich die Antwort wissen wollte, las er nicht einmal den Anfang in der Benachrichtigungsleiste, sondern öffnete sie sofort.
Und die Antwort war ungefähr das, was Eliott schon erwartet hatte. Sie war nett, darauf bedacht Damians Gefühle nicht zu verletzen, aber sagte nicht wirklich zu. Sie hatte erklärt, dass sie eigentlich schon länger etwas von Noah wollte, aber gerade zwischen den beiden noch nichts Festes war. Einem Treffen würde sie zu sagen, aber versprach ihm nicht die höchsten Chancen, eben wegen Noah. Es war bemerkenswert wie ehrlich sie geantwortet hatte. Schon Eliott gegenüber war sie ja bereit gewesen alles zu erzählen und sie ging so offen damit um. Mit all den guten und schlechten Seiten. Hatte sie wirklich einfach nichts zu verbergen und zeigte der Welt, wer sie war, oder versteckte sich hinter dem, was sie zeigte doch etwas?
Nach kurzem Überlegen entschied Damian sich stattdessen dafür, Clara abzusagen. Er kannte sie schließlich auch nicht weiter. Außerdem hatte es ihn deutlich getroffen, dass er nur die zweite Wahl war. Und auch wenn er es zu schätzen wusste, dass Clara ihm eine Chance gegeben hätte das zu ändern, er wusste, dass er sich keine Hoffnung machen musste. Clara war einfach an jemand anderem interessiert und das war einfach nicht zu ändern.
Es war echt traurig das mit anzusehen. Eliott erinnerte sich noch an das Leuchten in Damians Augen, als dieser erzählt hatte, er hatte jemanden kennengelernt. Und er hatte echt ernste Absichten gehabt. Und dann war da Noah, der Clara scheinbar nicht einmal mehr zu schätzen wusste. Es war einfach keine schöne Situation für alle.
Im Raum stand somit nur noch gedrückte Stimmung und so beschlossen die beidenwieder jeweils auf ihr Zimmer zu gehen. Es war noch nicht spät am Abend also tat Eliott, was er schon die ganze Zeit geplant hatte. Obwohl er noch heute Morgen dachte, er würde es eigentlich nie wieder tun. Er wählte Claras Nummer.
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Clara hat sich für Noah entschieden - vorhersehbar.
Aber was denkt ihr über Eliott. Heute morgen war er noch der Meinung, er würde nie wieder mit ihr reden, jetzt wählt er ihre Nummer. Gute oder schlechte Entscheidung?
Seid ihr gespannt auf das Telefonat? Keine Angst, Kapitel kommt wie immer pünktlich Dienstag.
Ich freu mich auf euch, schönes Restwochenende noch <3
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Rosa Ombré | ✓
RomansaEliott Anderson. Ein Junge, der einiges durchgemacht hat. Die Schule war Vergangenheit. Nun heißt es Umzug nach Köln und Studentenleben. Clara Skinner. Erst Mauerblümchen, dann Spalier-Rose.Ein Name, den er vor Beginn des Studiums nicht einmal gehör...