5 - jealousy, jealousy

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N

Sie löste sich wieder von mir.
Mein Herz raste und meine Finger, die ihren Nacken berührten, kribbelten.
"Und jetzt?", fragte ich leise.
"Was meinst du?", lächelte sie verwirrt.
"Was wir jetzt machen?"
"Weiß nicht", sagte sie.
"Wie wäre es mit..."
"Ich muss mal kurz weg", unterbrach sie mich flüsternd und verschwand.

"Hast du gekokst?", schoss es aus mir raus, als ich sie sah.
"Warum?"
Sie rümpfte die Nase.
"Warum wohl? Ist das Koks, Keta, Hero oder Speed an deiner Nase?"
Hektisch wischte sie sich das gelbliche Pulver von der Nase.
"Koks", nuschelte sie.
"Komm mal her."
Sie setzte sich zu mir auf den Boden.
Dann nahm ich ihr Gesicht in meine Hände und betrachtete ihre Pupillen.
So groß wie Stecknadeln.
Ich ließ sie los und sah enttäuscht auf den Boden.
"Das war kein Koks."
"Scheiße, warum weißt du so viel darüber?"
Jetzt schossen ihr die Tränen hoch.
Ich schluckte.
"Meine Mutter ist auf Entzug und ich habe seit ich lebe, jeden Tag Angst dass sie stirbt deswegen."
Entsetzt sah sie mich mit ihren winzigen Pupillen an.
"So, jetzt weißt du, warum ich hier alleine in der Wohnung bin."
"I-ich... es ist besser, wenn ich jetzt nach Hause gehe, oder?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Bitte nicht."
Sie seufzte.
"Komm mit", murmelte ich.
Sie stand auf und schubste eine halbvolle Flasche Bier um.
"Sorry", wimmerte sie.
"Alles gut", flüsterte ich und nahm sie in den Arm.
Dann führte ich sie in das Schlafzimmer meiner Mum.
Dort legten wir uns zu zweit in das Doppelbett und ich deckte uns zu.
"Lass uns schlafen", murmelte ich und kuschelte mich an sie.
Die Xannys kickten gerade unnormal rein.
"Nicht auf den Rücken", nuschelte ich im Halbschlaf, "sonst kannst du ersticken."
Sie legte sich seitlich zu mir und murmelte ein "Nico?"
Ich hatte Mühe, meine Augen noch offen zu halten.
"Ja?"
"Egal."
"Ok", sagte ich leise und schlief endlich ein.

Das Klingeln eines Telefons weckte mich.
Ich rieb meine Augen und grapschte nach meinem Handy.
Dann ging ich ran.
"Ja?"
"Wann willst du heute kommen?", fragte mich meine Mutter.
"Keine Ahnung, wann geht es denn?"
"Von elf bis 18 Uhr, eine halbe Stunde lang. Jetzt ist es ja schon eins, also wäre es besser, wenn du möglichst bald kommst."
"Wie viel Uhr ist es?", fragte ich perplex.
"13 Uhr."
Jetzt war ich hellwach.
"Ich komme in einer Stunde."
Ich rüttelte Mercedes wach.
Verschlafen sah sie mich an.
"Was?"
"Ich muss gehen. Bleib hier, wenn du willst, ich bin in so zweieinhalb Stunden wieder da."
"Gib mir deine Nummer", gähnte sie.
Ich nahm einen Kugelschreiber von dem Nachttisch meiner Mama und schrieb die Nummer auf ihre Hand.
"Bye", sagte ich leise und küsste sie auf die Wange.
Dann ließ ich sie verwirrt zurück und rannte aus dem Haus.
Ich stieg in den Bus, den ich gerade noch so erwischt hatte.
Dann fuhr ich eine ewige Stunde lang in irgendein Kaff, in dem sich die Entzugsklinik befand.
Als ich endlich da war, blieb ich kurz stehen.
Natürlich wollte ich meine Mutter sehen.
Aber immer, wenn ich sie besuchte, stritten wir uns und ich verschwand einfach ohne jegliche Verabschiedung.
Und dann rief sie mich wieder an und tat so, als ob nichts gewesen wäre.
Ich seufzte und klingelte an der Tür.
"Zu wem möchten Sie?"
"Svea-Lynn Meyer."
Der Summer ertönte und ich trat ein.
Es roch so ekelhaft nach Klapse und Krankenhaus, ich könnte kotzen.
Ich ging in Richtung der Cafeteria und suchte meine Mutter.
Sie saß an einem der Tische und neben ihr saß ein Mann.
Ich ignorierte ihn und begrüßte meine Mum.
"Hallo."
"Hey", lächelte sie mich an.
"Lynn? Du hast mir nicht gesagt, dass er..."
"Dass er?", fragte ich ihn provokant.
"So alt ist."
"Ich bin nicht alt, ich bin 16", sagte ich und meine Mutter sah betreten auf den Boden.
"Du bist mit 15 schwanger geworden? Von diesem Junkie, wegen dem du hier bist?"
Mein Blut kochte.
"Mein Vater war nicht irgendein Junkie und sie ist auch nicht wegen ihm hier", knurrte ich, "und wegen was bist du Wichser hier?"
Erschrocken sah er erst mich und dann meine Mutter an.
"Er war schwerer Alkoholiker", murmelte meine Mum betreten.
"Mama, komm. Kaum ist der draußen, fängt er wieder an."
"Kann dir doch egal sein."
"Nein, wenn du kleiner Pisser offensichtlich was mit meiner Mama hast und vielleicht meine neue Vaterfigur wirst, kann mir das nicht egal sein", giftete ich zurück.
Dann wandte ich mich zu meiner Mutter.
"Ich kann auch gleich gehen."
Sie sah diesen Typen an.
"Nicolas, ich glaube es ist besser, wenn du jetzt gehst", murmelte sie.
Kaum war er die Treppen nach oben verschwunden, beugte ich mich über den Tisch zu ihr.
"Dein Ernst? Er heißt Nicolas, hat blaue Augen, schwarze Haare, ist groß, Alkoholiker und-"
"Ich weiß doch auch nicht, warum das so ist. Was ich weiß, ist dass er scheiße zu dir war und ich das ganze überdenken werde."
"Wirst du eh nicht", lachte ich enttäuscht, "ich kenne dich."
"Ich werde es versuchen", murmelte sie.

ketamine (bittersüße vodkaküsse 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt