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Nico kam wieder.
"Wollen wir ins Wohnzimmer gehen?"
Ich nickte zustimmend und folgte ihm.
"Was machst du jetzt?", fragte er.
"Was meinst du?"
"Hörst du auf?"
Ich schluckte.
"Noch hab' ich keinen Turkey. Aber die Betonung liegt auf noch..."
"Geh zum Arzt."
"Wie soll ich das denn machen? Ich hab' nicht mal einen Arzt."
"Such dir einen aus, ruf da an, schildere dein Problem und geh' hin."
Ich seufzte.
"Du sagst das so einfach..."
"Wenn du dir nen Arzt für Methadon suchst, ruf ich beim Therapiezentrum an. Deal?"
Ich zwang mir ein Lächeln auf.
"Na gut."
"Gut."
Er nahm sein Handy aus der Hosentasche und rief tatsächlich das Therapiezentrum an.
Ich seufzte und als er fertig war, sah er mich erwartungsvoll an.
"Und?", fragte ich leise.
"Also wenn's bei mir geklappt hat, klappt's bei dir erst Recht."
Scheiße, das würde so unangenehm werden.
"Ich hab' Schiss", sagte ich leise.
"Komm, wir suchen dir zusammen einen raus."
Er öffnete Google und suchte irgendwas.
"Hier, der hat gute Bewertungen und klingt nett."
Er diktierte mir eine Nummer und mit zitternden Fingern tippte ich diese in mein Handy.
Dann atmete ich noch kurz durch.
Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel.
"Du schaffst das, ja?"
Ich nickte und drückte auf den grünen Knopf auf meinem Handy, der mir dermaßen Furcht bereitete.Ein schlimmes Telefonat später ließ ich meine Hand von meinem Ohr sinken und Tränen füllten meine Augen.
"Alles okay?", fragte Nico mich leise.
Ich nickte und sah auf den Boden.
"Es ist nur... ich bin gerade so... erleichtert..."
Ich ließ meinen Tränen freien Lauf und Nico schloss mich in seine Arme.
Ich zog meine Nase hoch.
Er löste sich von mir.
"Du schaffst das, ich weiß es", sagte er und sah mir dabei direkt in die Augen.
"Danny hat auch schon tausend Mal versucht, aufzuhören... und letztendlich ist er daran gestorben..."
"Aber du schaffst das. Du willst das nämlich. Ich weiß es."
Eine Träne rollte in Rekordgeschwindigkeit meine Wange herunter und tropfte von meinem Kinn.
Er wischte mit seinem Daumen meine Tränen weg, zumindest versuchte er das.
Aber da kamen einfach zu viele Tränen.
"Mercy, ich liebe dich. Ich kenne dich. Und ich weiß es einfach, ja? Du kommst da raus."
"Was ist, wenn ich doch wieder rückfällig werde? Liebst du mich dann immer noch?", fragte ich heiser.
"Natürlich. Genau wie bei meiner Mum, sie ist immer wieder rückfällig geworden und ich liebe sie trotzdem. Nur jetzt WILL sie aufhören, das weiß ich, weil sie noch nie mit Mut und Selbstbewusstsein an die Sache rangegangen ist... außer jetzt. Ich glaub', der Brief von meinem Dad hat sie verändert."
"Warum hat Danny keinen Abschiedsbrief geschrieben... Er hat sich auch umgebracht, mehr oder weniger."
"Vielleicht hat er ja einen geschrieben und irgendeins unserer zehn Kinder findet den in 16 Jahren."
Ich musste tatsächlich leise lachen.
Und endlich tat er das, was ich mir schon immer gewünscht hatte.
Ich hatte die Hoffnung fast schon aufgegeben, aber jetzt war es doch geschehen.
Er lächelte mich verträumt an.
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ketamine (bittersüße vodkaküsse 2)
Romance»meine schulter wurde nass, aber es war mir egal. denn er war mir nicht egal.«