32 - unwanted

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Nico legte mit zitternden Händen eine Gurke in den Einkaufswagen.
Ich legte meine Hand auf seine.
"Was ist los?", fragte ich leise.
Er schaute nur abweisend auf den Boden.
Und starrte mich einen Moment später an.
"Hinter dir", flüsterte er.
Ich drehte mich um und bekam einen halben Herzinfarkt.
Mein Vater rannte regelrecht auf mich zu.
Ich nahm seine Hand und zog den verwirrten Nico hinter mir her.
"Bleib stehen, Mercedes" schrie er und ich rannte los.
Er rannte hinterher.

Nico klappte fast zusammen, als wir nach einer gefühlten Ewigkeit in einer abgelegenen Straße zum Stehen kamen.
"Alles okay bei dir?"
Er schüttelte den Kopf.
"Tut mir echt leid, das war mein Dad."
"Hab' ich mir schon gedacht", murmelte er, "Mercedes, wir müssen reden."
"Okay, lass das hier machen. Hier ist ja niemand."
"Ich hab' dich betrogen."
"W-"
"Es tut mir leid, ich stand unter starken Medikamenten und-"
"LASS MICH AUSREDEN! AUßERDEM IST DAS KEINE ERKLÄRUNG!"
"Es tut mir leid. Es war mein Fehler."
"Das war es sehr wohl."
Tränen stiegen in seinen Augen hoch.
"Du elendiger Bastard."
Meine flache Hand landete auf seiner Wange.
Dann ging ich schnellen Schrittes weg.
Weg von ihm.
Ich hatte so viele Fragen.
Wie konnte er nur.
Warum hatte er das getan.
Tat es ihm wirklich leid?
Ich verstand gar nichts mehr.
Ich rannte los.
Ich erinnerte mich daran, dass Nico mit mir nackt durch die Stadt gerannt war.
Hatte er mich da schon betrogen?
Mein Handy vibrierte.
Natürlich war es Nico.
Ich drückte ihn weg.
Dann schaltete ich mein Handy auf stumm und rief Danny an.
"Geh ran, geh ran, geh ran..."
'Dieser Anschluss wird zur Zeit nicht besetzt. Bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.'
"Fuck", murmelte ich, legte auf und lief zu Dannys Haus.
Die zehn Minuten waren egal.
Als ich endlich vor seinem Haus stand, rief ich ihn noch mal an.
"Komm schon..."
"Hey."
"Hey, ich steh' vor deinem Haus. Mach mal die Tür auf."
"Okay."
Ich schickte eine Dankbarkeitsgeste zum Himmel.
Die Tür surrte und ich drückte die Haustür auf, um zu Dannys Wohnungstür zu laufen.
Er lehnte mit einer Zigarette im Türrahmen und nahm mich in den Arm.
"Komm erstmal rein."
Ich ließ mich neben einen Typen fallen, der definitiv irgendwas genommen hatte.
Benzos oder Heroin, ich konnte es nicht genau sagen.
"Hi", sagte er leise.
"Hey", murmelte ich.
"Danny?"
"Hm?"
"Hast du Age?"
"Hast du Geld?"
Ich nahm den Fuffi von Nicos Mum aus meiner Hosentasche.
Er nahm diesen aus meiner Hand und verschwand in seinem Schlafzimmer.
"Wer bist du überhaupt?", fragte mich der Typ neben mir.
"Dannys Schwester."
"Ahhh, okay."
Danny kam wieder.
"Wie nimmst du's? Brauchst du Blech?"
"Gib' mal dein Besteck."
"So schlimm?"
Wortlos sah ich ihn an.
Er nahm seine Spritze und den Rest vom Tisch, gab mir die Sachen und ich kochte mein Süppchen.
Dann band ich meinen Arm ab und spritzte mir das wohlig warme Heroin in meine Adern.
"Was ist denn passiert?"
"Nico hat mich betrogen", murmelte ich und zog mir die Spritze aus dem Arm.
"Der kleine Hurensohn."
"Sag nichts gegen seine Mutter", sagte ich leise, "ahh... fuck."
Ich kippte zur Seite und Danny hob behutsam meinen Kopf hoch, um ein Kissen darunter zu schieben.
"Danke", flüsterte ich im Halbschlaf.
Ich hatte lange nicht mehr so ein krasses High.
Das war echt gutes Zeug.
Vielleicht war es von dem Typen neben mir.
Der sah ziemlich nach Dannys Ex aus, nur in deutlich abgefuckter.
Danny drehte mich vorsichtig zur Seite.
Zum Glück, denn mir war echt schlecht.
Ich kotzte in einen Eimer, der irgendwie aufgetaucht war und schloss meine Augen.




ketamine (bittersüße vodkaküsse 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt