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"Ist okay", murmelte sie, "also es ist scheiße, aber du wirst darauf klar kommen."
Ich lächelte.
"Du hast jetzt keine Angst vor mir?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Ich kenn' mehr Leute mit Psychosen."
Ich schluckte.
"Denkst du, das ist eine?"
Sie nickte und strich mir die Haare aus dem Gesicht.
"Was hast du denn da gemacht?"
Sie streichelte mit einem Finger über meine Schläfe.
"Aufgekratzt", murmelte ich.
"Warum?"
"Aus dem gleichen Grund, aus dem ich mich geschnitten habe."
"Wegen deiner Mum?", fragte sie vorsichtig.
"Wenn's doch nur so einfach wäre."
"Wegen deinem Dad?"
"Kannst du aufhören, mich so mit Fragen zu nerven? Ich werd's dir nicht sagen. Weil ich es selbst nicht weiß. Ich hab' Borderline, okay?"
"Scheiße. Weißt du, warum?"
"Von meinem Dad."
"Shit."
"Lass uns schlafen", flüsterte ich, "mach dir nicht so viele Sorgen. Ich bin bis auf die Brandys ja sowieso clean."
Sie schloss die Augen und ich hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen.
Ein kleines Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
Dann schloss ich ebenfalls die Augen und döste weg.Ein unangenehmes Geräusch weckte mich.
Genervt öffnete ich die Augen und griff in meine Hosentasche.
Nicht schon wieder meine Mum.
Ich stand auf, Mercedes brummte und ich verließ den Raum.
"Ja?", fragte ich müde.
"Zwei deiner Therapeuten haben angerufen, du bist die letzten fünf Sitzungen nicht erschienen! Du verlierst deine Therapieplätze!"
Ich seufzte.
"Juckt mich doch nicht."
"Aber mich juckt das, Nico, was ist denn los mit dir?"
Ich hörte unendliche Verzweiflung aus ihrer Stimme.
"Du bist los."
"Bitte was?"
"Nichts."
Ich seufzte und rieb über meine Augen.
"Mama, mir geht es wieder viel besser. Hauptsache du kommst nicht nach Hause, sondern bleibst schön in der Klinik und wirst clean."
"Ich rufe eigentlich aus einem ganz anderen Grund an."
"Und der wäre?"
"Ich bin rausgeflogen."
Mein Herz setzte einen Schlag lang aus.
"Was?"
"Ich bin in so 45 Minuten zuhause."
"NEIN!", schrie ich, "GEH INS NORMALE KRANKENHAUS!"
"Nein. Nico, wir kommen jetzt nach Hause."
Mercedes stand verschlafen im Türrahmen.
"Wie... wir?"
Sie seufzte und machte eine Pause.
"Aber nicht dieser Nicolas, oder?"
Ich war den Tränen nahe.
"Es tut mir leid, er wäre sonst obdachlos."
Ich brach entgültig zusammen.
"Ich hasse dich", krächzte ich.
Dann legte ich auf.
"Heyy", murmelte sie und zog mich nach oben.
"Meine Mum ist aus der Entzugsklinik geflogen", murmelte ich.
"Scheiße, also soll ich gehen?"
"Nein. Bleib da. Musst mich wahrscheinlich bisschen beruhigen."
Sie schluckte.
"Und deine Mum ist okay damit?"
"Nein, denke nicht", flüsterte ich.
"Aber das ist mir egal, ich will nicht dass du obdachlos bist."
"Okay", flüsterte sie.
Ich ging zurück in das Zimmer meiner Mum und machte das Bett, dann leerte ich den Aschenbecher auf dem Balkon aus.
Den Rest konnte gerne dieser Pisser machen.
Zum Beispiel die schimmeligen Sachen aus dem Kühlschrank räumen.
Oder die Spritzen, die unter der Couch lagen, wegräumen.
Dann rannte ich in mein Zimmer und schloss die Tür, um endlich eine halbe Flasche Vodka zu saufen.
Mercedes rannte mir hinterher, riss die Tür auf und riss mir die Flasche weg, während ich trank.
"Das ist echt keine gute Idee."
"Doch", fauchte ich sie an.
Nein.
"Wie nein?"
"Was?", fragte Mercedes.
"Sei still."
Du willst nicht werden wie dieser Typ und erst recht nicht wie ich, auch wenn du das dein ganzes Leben dachtest. Ich bin ein scheiß behindertes Opfer.
"Wer bist du denn?", fragte ich die Stimme verzweifelt.
Ich will dir keine Angst machen, aber ich bin dein Vater.
"Nein, bist du nicht! Mein Vater ist fucking tot."
Ich weiß.
Mercedes rüttelte an meiner Schulter.
"Nico, bitte hör nicht auf wen auch immer du gerade hörst. Das ist nicht die Realität, sondern das hier, ja?"
Ich schluckte.
Dann hörte ich einen Schlüssel, der sich im Schloss drehte.
"Mach die scheiß Tür zu", zischte ich.
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ketamine (bittersüße vodkaküsse 2)
Storie d'amore»meine schulter wurde nass, aber es war mir egal. denn er war mir nicht egal.«