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Ich lag wieder mal auf Dannys Couch.
Ich wäre gerade viel lieber bei Nico.
Aber man konnte nicht alles haben, deshalb wohnte ich jetzt halt bei zwei Junkies, von denen einer mir die schlimmsten Drogen andrehte, die man sich nur vorstellen konnte und der andere mein Bruder war.
Ich seufzte.
"Danny? Hast du Pola?"
"Massenhaft", sagte er geistesabwesend.
Dann drehte er seinen Kopf zu mir.
"Willst du aufhören oder wie?"
Ich nickte.
"Dann geh besser selbst zum Arzt."
"Ich will aber nicht zum Arzt gehen."
"Musst du wohl, ist nicht meine Schuld, dass du angefangen hast. Ich brauch das selber, falls ich mal wieder fast verrecke am Turkey."
Er hatte tatsächlich Recht, ich hatte erst von seinem Konsum erfahren, als ich selbst schon angefangen hatte.
Obwohl er mit vierzehn angefangen hatte.
Aber er hatte auch seine gesamte Jugend im Heim verbracht, weil unsere Eltern ihn rausgeschmissen hatten, dann hatte er angefangen, sich im Internet und irgendwann auch im echten Leben zu prostituieren, und verdiente jetzt genug Geld, um sich seine Wohnung und sein Heroin zu finanzieren.
Er hatte sogar mal ein Auto, das hatte er aber aus oben genannten Gründen mit 200 gegen einen Baum gefahren und es war jetzt auf dem Schrottplatz.
"Danny?", fragte ich leise.
Er sah hoch.
"Hm?"
"Lohnt es sich, die anderthalb Jahre noch ins Heim zu gehen?"
Er nickte.
"Tausend Mal besser als unsere Eltern. Aber musst du dir trotzdem gut überlegen, das war nur meine Erfahrung. Und wenn du mit Drugs erwischt wirst, sofort Rausschmiss, außer es ist Methadon, obviously."
Ich nickte.
"Wie mach' ich das?"
"Ruf das Jugendamt an."
"Irgendwann demnächst mach ich das, okay?"
Er nickte und ich nahm mein Handy, das eben vibriert hatte.hey, kannst du kurz telefonieren? mir gehts scheiße
klar, gib mir eine sekunde, ich ruf dich gleich an
antwortete ich Nico.
Ich begab mich ins Schlafzimmer und rief Nico an.
"Hey", wimmerte er.
"Hey Nico, was ist los?"
"Meine Mum geht wieder in' Entzug."
"Ist doch schön?", fragte ich leise.
"Nein. Die Klinik ist drei Stunden weg, mit dem Zug brauch' ich wahrscheinlich noch länger..."
"Oh, scheiße."
"Ja."
Er rümpfte seine Nase.
"Willst du heute Abend mit raus kommen? Treffe mich wieder mit Lila."
"Ja, safe. 'Bisschen Ablenkung kann ich gut gebrauchen."
"Wir holen dich bei deiner Haltestelle ab, ja?"
"Okay."
Er legte auf und ich seufzte.
Ihm ging's vorher echt gut, aber jetzt...
Nicht mehr.
Ich war echt ein bisschen froh, dass seine Mutter wieder einen Entzug probierte.
Sie schien echt nett zu sein, aber ein Drogenproblem wünschte ich niemandem.
Nicht mal meinem scheiß Vater, aber der hatte sowieso eins.
Vodka, jeden Tag eine Flasche.
Wenn nicht sogar zwei.
Ich ging wieder zurück ins Wohnzimmer, wo ich Danny auf Simons Schoß vorfand.
"Hey", begrüßte ich die beiden.
"Was wollte Nico?"
"Woher weißt du, dass er das war?"
"Wer ruft dich sonst an, außer Nico? Und was wollte er?"
"Stimmt auch wieder. Er hat mich angerufen, weil's ihm scheiße ging, geht dich nichts an."
"Okay, das respektiere ich", sagte Danny und grinste Simon verliebt an.
Wenn Nico mich nur ein Mal so ansehen würde...
Dann wäre mein Leben gleich ein ganzes Stück besser.
Die zwei Turteltäubchen küssten sich.
"Ich geh' raus", lächelte ich Danny zu und er murmelte in den Kuss ein "Mhm".
Dann verschwand ich aus der Wohnung und schrieb Lila.hey
heyyy soll ich zu danny kommen?
ja bitte
Ich setzte mich in den Hauseingang.
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ketamine (bittersüße vodkaküsse 2)
Romance»meine schulter wurde nass, aber es war mir egal. denn er war mir nicht egal.«